Bei der Eucharistiefeier, von links Diakon Friedhelm Budschuh, Weihbischof Dr. Peter Birkhofer, Stadtpfarrer Pater Josef Bregula OFMConv, Foto: Markus Bauer

75. Vertriebenenwallfahrt nach Walldürn

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Versöhnung, Vertrauen und Frieden gestiftet

Eigentlich wäre die 75. Wallfahrt der Heimatvertriebenen, Aussiedler und ausländischen Mitbürger schon im letzten Jahr gewesen. Coronabedingt wurde sie 2020 ganz abgesagt. Mit der Pandemie geschuldeten Einschränkungen – keine Wallfahrt, keine Fahnenabordnungen, Abstände in den Kirchenbänken – fand nun zumindest ein feierlicher Gottesdienst statt, dem der Freiburger Weihbischof Dr. Peter Birkhofer als Hauptzelebrant vorstand. Die Organisation lag bei der Ackermann-Gemeinde im Erzbistum Freiburg und bei der Stadt Walldürn.
Nach dem feierlichen Einzug hieß Stadtpfarrer Pater Josef Bregula OFMConv die Pilger und Gottesdienstbesucher am Gnadenort vom Heiligen Blut willkommen (auch im Außenbereich und über den Fernsehsender K-TV), besonders die Mitglieder der Ackermann-Gemeinde aus den Bistümern Freiburg und Würzburg, die stellvertretende Pfarrgemeinderatsvorsitzende Sabrina Miko sowie für die Stadt Walldürn den stellvertretenden Bürgermeister Jürgen Schmeiser und den Hauptamtsleiter Helmut Hotzy. Das Motto „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir“ passe gut zum Jubiläum der Vertriebenenwallfahrt. Denn ohne Glauben, ohne das Vertrauen, dass einer zur Seite steht, wären viele damals verzweifelt, so Pater Bregula.
Gerne wäre er schon 2020 zum Jubiläum gekommen, betonte der Weihbischof in seiner Begrüßung. „75 Jahre sind ein Zeichen der tiefen Verbundenheit mit- und untereinander. Grenzen sind für Christen keine Grenzen. Wir stehen in Verbindung zu Gott und sind Schwestern und Brüder in Jesus Christus“.
In seiner Predigt blickte Weihbischof Birkhofer auf die Anfänge dieser Wallfahrt zurück, die erstmals am Fest „Mariä Heimsuchung“ (2. Juli) 1946 stattfand. „Es war das Werk der Ackermann-Gemeinde, von Menschen wie Pater Paulus Sladek, dem langjährigen Freiburger Diözesanvorsitzenden und ehemaligen Bundestagsabgeordneten sowie Mosbacher Oberbürgermeister Fritz Baier oder auch Pfarrer Heinrich Magnani“, rief der Weihbischof in Erinnerung und nannte auch die Begründung der Seckacher Klinge, heute eine Einrichtung für Kinder und Jugendliche. Mit Blick auf „Mariä Heimsuchung“ (Besuch Marias bei Elisabeth) charakterisierte der Weihbischof die Wallfahrt als „Fest der Begegnung“, aber auch als einen Impuls für den Glauben. Das Fest „Mariä Heimsuchung“ sei demnach „als Beginn der Wallfahrt ein Geschenk Gottes, ein Segen: Trost und Hoffnung“, so der Bischof. Und er vertiefte den Gedanken. „1946 war es ein kleines Fest des Wiedersehens, der Familienzusammenführung und der Tröstung. (…) Durch die Heimat im Glauben, die uns niemand nehmen kann, bekräftigte die Wallfahrt damit auch eine Heimat in der Welt: durch die kirchliche Heimat konnte durch die vielen Begegnungen auch immer ein Stück weltliche, ehemalige Heimat in die neue Umgebung zurückgeholt werden.“ Der Weihbischof dankte für die seit 1999 eingeführten Fußwallfahrten, die Einbeziehung von Katholiken aus Pilsen und für die Zelebranten auch aus den Ländern der Vertriebenen in den zurückliegenden Jahren. Abschließend erinnerte er an den „Welttag der Opfer von Flucht und Vertreibung“ bzw. den Weltflüchtlingstag und fasste zusammen: „Für mich sind Sie deshalb Vorbilder im Glauben, weil Sie nicht Kleingläubige waren und sind, sondern sich im Vertrauen auf Gott dafür eingesetzt haben, Versöhnung, Vertrauen und Frieden zu stiften.“
Den Fokus auf Walldürn und die Rahmenbedingungen hier unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs richtete der Leiter des Hauptamtes Helmut Hotzy. Neben den vom Weihbischof bereits genannten Namen nannte er den früheren Stadtpfarrer Pater Wigbert Richter (aus Böhmisch Leipa) und Pater Eduard Braunbock, „die sich um die Vertriebenenwallfahrt große Verdienste erwarben“. Ebenso nannte Hotzy einige Redner der Glaubenskundgebungen wie den damaligen Bundespräsidenten Dr. Heinrich Lübke, Ministerpräsident Hans Filbinger, Dr. Otto von Habsburg, Dr. Josef Stingl oder Franz Josef Strauß sowie – beim 70-jährigen Jubiläum – Prof. Dr. Erwin Teufel. Mit Ausführungen über die Ackermann-Gemeinde, Dankesworten an die Vertreter dieses Verbandes und an Stadtpfarrer Pater Josef Bregula schloss Hotzy seine Ansprache.
Mitgestaltet wurde der Festgottesdienst von einem Ensemble des Kirchenchores unter der Leitung des Walldürner Kirchenmusikers Sven Geier.

Markus Bauer