beim Wallfahrtsgottesdienst auf dem Bogenberg: Christl Rösch, Karl Wuchterl, Adolf Rossipal

Bayerische Rauten und mehr …

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Kulturwallfahrt zum Bogenberg bei Straubing und Abtei Seligenthal in Landshut

Die Beziehungen Bayerns zu Böhmen waren im 12. und 13. Jh. geprägt von vielen Gemeinsamkeiten, sowohl in Kirche als auch im Staat. Der hohe Adel hatte Verbindungen zum Böhmischen Königsgeschlecht der Přemysliden und so kam es vielfach zu ehelichen Verbindungen auf beiden Seiten. Nach einer solchen Ehe im Jahr 1184 zwischen dem Grafen Albert III. von Bogen und Ludmilla aus Olmütz, der Nichte des Böhmischen Königs Ottokar I., soll das Rautenwappen bei den Bogener Grafen entstanden sein. Durch Ludmillas zweite Ehe 1204 mit Ludwig dem Kelheimer kamen die Rauten zu den Wittelsbachern und ins Bayerische Wappen, nachdem das Geschlecht der Bogener Grafen ausgestorben war. Ludmilla gründete 1232 die Zisterzienserinnen-Abtei Seligenthal in Landshut, versah sie mit einer Stiftung, um für sie und die Wittelsbacher in der Afra-Kapelle ihre Grablege zu finden.
Seit 1286 ist die Wallfahrt auf den 432 m hohen Bogenberg bezeugt, wo man vermutlich das Gnadenbild anbetete, eine romanische Madonna aus Sandstein, die um 1200 entstanden sein dürfte. Dieses Zeugnis romanischer Volkskunst ist erhalten geblieben. Der Kirchenbau von 1295 war jedoch zu klein geworden. So errichtete man 1463 eine neue Wallfahrtskirche, in der das Gnadenbild „Maria in der Hoffnung“, wieder eine Steinfigur, datiert in das ausgehende 13. Jh., verehrt wird. Bald wurde der Bogenberg zum „Berg der Hl. Maria“ oder zum „Heiligen Berg von Niederbayern“.
Nachdem die Pandemie jeden von uns richtig durchgeschüttelt hatte, unternahmen wir dankbar eine Kulturwallfahrt zu diesen geschichtsträchtigen Orten. Zu Beginn stimmte Msgr. Karl Wuchterl alle Wallfahrer mit dem gemeinsam gesungenen Lied von Paul Gerhard „Lobet den Herrn“ und einem irischen Reisesegen auf die Fahrt zum Bogenberg ein.
In der bekannten Marienwallfahrtskirche zelebrierten BGR Adolf Rossipal und Msgr. Karl Wuchterl eine bewegende Pilgermesse. Unter dem Gnadenbild begrüßte uns BGR Rossipal und wies darauf hin, dass dieser Tag Philippus und Jakobus geweiht sei. Als die Organistin die heimatlichen Kirchenlieder der Schubert Messe anstimmte, ging allen beim Mitsingen das Herz auf. Nach der Lesung aus der Offenbarung des Johannes 12,1-12, die Maria-Anna Bittner las, wurde von Msgr. Karl Wuchterl das Johannes-Evangelium 17, 9-19 vorgetragen. In der Predigt ging BGR Rossipal auf aktuelle Themen wie Pandemie und Krieg ein, spendete aber am Ende Trost, in dem er sagte: Gott hat das letzte Wort und es wird alles gut ausgehen. Christl Rösch betete die Fürbitten und Ulf Broßmann Gedanken zu den beiden Patrozinien, Kreuzauffindung durch die Hl. Helena sowie Maria Himmelfahrt.
Die anschließenden Führungen durch die Kirche und das Kreismuseum Bogenberg erfolgten durch sehr kundige Historiker. Sie brachten u.a. Erkenntnisse wie die Rauten von Ludmilla zu den Wittelsbachern und ins Bayerische Wappen kamen, aber auch darüber, wie die Wallfahrt entstand. Interessant waren auch die Hinweise auf die Pfingstwallfahrt aus Holzkirchen bei Vilshofen, die seit 500 Jahren durchgeführt wird. Die Kerze, ein mit Wachs umwickelter 13 m langer Fichtenstamm, wird dabei stehend von einem Mann den Bogenberg hinaufgetragen.
Danach erwartete uns ein gutes Mittagessen im Gasthaus „Zur schönen Aussicht“, das wir bei herrlichem Wetter im Biergarten mit Blick auf die Donau und den Gäuboden genießen durften.
Die Rückfahrt führte uns nach Landshut in die Zisterzienserinnen-Abtei Seligenthal. Schwester Dorothea erklärte uns sachkundig, dass Ludmilla in der Stiftung bestimmte, dass ihrer täglich mit einem Gebet gedacht werde, was bis heute geschieht. Die Figuren Ludmillas und ihres Wittelsbacher Ehemannes, Ludwig des Kehlheimers, die das einstige Hochgrab in der Afra-Kapelle schmückten, sind noch erhalten und auf der Empore aufgestellt. Später wurde Ludmillas Leichnam in die Gruft der Abteikirche überführt. Ihre Gebeine sind heute nicht mehr auffindbar und die Gruft nicht mehr begehbar.
Pünktlich kehrten wir nach München zurück. Aus den Abschiedsgesprächen war zu entnehmen, dass alle Teilnehmer neue Erfahrungen bei der Kulturwallfahrt sammeln konnten. Daran hatten unsere begleitenden Priester, Msgr. Karl Wuchterl (Egerland) und BGR Adolf Rossipal (Kuhländchen), sowie Christl Rösch (Kuhländchen), die nach der Vertreibung auf den Bogenberg kam und die Idee zur Wallfahrt hatte, sowie Maria-Anna Bittner (Kuhländchen) einen wesentlichen Anteil. Ein herzliches „Vergelt’s Gott“ dafür, das auch der Sudetendeutschen Landsmannschaft gilt, ohne deren Zuschuss die Kulturwallfahrt nicht möglich gewesen wäre.

Text und Foto: Ulf Broßmann