Buch von Dr. Jan Koblížek über Joseph Vialatoux
Zivilgesellschaft zwischen Totalitarismus und Freiheit
Die Kritik des Totalitarismus, das Problem der menschlichen Freiheit und die Legitimität der politischen Macht sind die größten Themen der neuen Monographie über Joseph Vialatoux, eine führende Persönlichkeit des französischen sozialen Katholizismus. Mit der Forschung der Gestalt Joseph Vialatoux und seinem Werk beschäftigte sich Dr. Jan Koblížek, Dozent an der theologischen Fakultät in Palacký Universität in Olmütz und Mitglied im Sudetendeutschen Priesterwerk.
Einführung
Auch wenn das Thema über den französischen sozialen Katholizismus und die Person Joseph Vialatoux ein spezieller historischer Ausblick ist, kann es uns doch einen allgemeinen Begriff von der heutigen Gesellschaft in Europa bringen. „Ich habe mich auch bei den Christen im damaligen Sudetenland inspirieren lassen, die im Zweiten Weltkrieg eine friedliche Welt bilden wollten und im Widerstand gegen den Nationalsozialismus eingetreten sind,“ sagt der Autor. „Das Buch präsentiert also auch einen Teil unserer gemeinsamen europäischen Geschichte.“
Über den sozialen Katholizismus im Frankreich kann man kurz sagen, dass er sich ab dem 19. Jahrhunderts im Gebiet Lyons, wo es viele Seidenbetriebe mit vielen Arbeiter gab, entwickelte. Der soziale Katholizismus war eine große Strömung unterschiedlichste Bewegungen, Gruppierungen und Aktivitäten, die vor allem die Würde des menschlichen Wesens, das kollektives Wohl und die gegenseitige Solidarität unter den Menschen verteidigt haben. Joseph Vialatoux (1880 – 1970) gehörte zum Kreis der engagierten Intellektuellen, der versuchte, das Programm von Papst Leo XIII. umzusetzen, dass heißte ein Dialog mit der Gesellschaft zu führen. Die reichliche Publikationstätichkeit von Vialatoux findet sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert, von 1908 bis 1962.
Der Inhalt des Buches
Auf dem Fundament der politischen Texte von Vialatoux ist es möglich drei Hauptlinien seines Denkens zu eruieren. In erster Linie handelt es sich um die Kritik der totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts. Vialatoux stellt eine enge denkerische Verwandtschaft zwischen totalitären Systemen, wie Nazismus oder Kommunismus, und dem Konzept der Gesellschaft von Thomas Hobbes fest, und zwar eine bestimmte Kombination von Irrationalität und strenger Logik. Zweitens, die Ablehnung des Totalitarismus führte dann Joseph Vialatoux zur Frage nach der menschlichen Freiheit. In diesem Kapitel des Buches wird Vialatoux als christlicher Denker in Konfrontation mit weiteren Philosophen der Freiheit wie Isaiah Berlin, Hannah Arendt oder Erich Fromm gestellt. Vialatoux spricht nicht nur von der äußeren und politischen Freiheit, sondern auch von der inneren Freiheit der menschlichen Seele.
Das dritte Thema, das an die vorherigen anknüpft und sie weiterentwickelt, ist die Fähigkeit des Menschen sich in der Gesellschaft zu engagieren. Diese Fähigkeit tritt besonders deutlich in dunklen und anspruchsvollen Zeiten der Geschichte der europäischen Nationen hervor. In seinem Denken entwickelt Vialatoux seine Überlegungen zum Widerstand gegen die faktische Macht des Staates während des Zweiten Weltkrieges weiter und stellt die Frage nach der Legitimität der politischen Macht. Obwohl Vialatoux seine Inspirationsquellen nicht angibt, ist ersichtlich, dass ihm die Auffassung der Politik der Spätscholastik, die wir z.B. bei Francisco Suárez finden, nahesteht. Dieses Faktum erklärt nicht nur, was für ihn die politische Macht ausmacht, sondern auch seine Belege für die Kontinuität im sozialen christlichen Denken zwischen Spätscholastik und 20. Jhd.
Für heute
Was für unseren heutigen europäischen Kontext vielleicht am meisten interessant ist, ist die Idee von Vialatoux des gemeinsamen Bewusstseins, das ein Fundament der demokratischen Gesellschaft ist, in derer sich die Würde der menschlichen Person, die Pluralität des Denkens, das Respekt der Anderen, aber auch die Ordnung und der Sinn für das kollektives Wohl finden. Dieses gemeinsame Bewusstsein war sehr wichtig als die Macht gegen alle Formen des Totalitarismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aber das gilt auch heute. Nicht nur Joseph Vialatoux, der vor allem über die französische Situation spricht, sondern auch die Christen im damaligen Sudetenland, die im Buch zitieren werde, zeigen, dass der Kampf gegen den Totalitarismus mehr eine spirituelle Sache als eine politische ist, und deswegen die Grenzen zwischen den Totalitarismus (als Dummheit) und die Freiheit durch das Herz jedes Menschen durchgehen.
Jan Koblížek
Koblížek Jan,
Joseph Vialatroux et le Cathilicisme Social de Lyon
Paris 2021
ISBN 978-2-88959-167-1
140 Seiten
Preis: € 15,00
Das Buch ist nur in französischer Sprache erhältlich.
Als Anhang finden Sie eine Zusammenfassung des Buches
in deutsch für die Internationale Zeitschrift "Communio"