Hl. Messe im Geburtshaus des Hl. Johannes Nepomuk Neumann

Deutsch-Tschechisches Priestertreffen

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Wie in den letzten Jahren üblich geworden – auch wenn Corona da einiges durcheinander gebracht hat – trafen sich Ende Juni deutsche und in Tschechien tätige Mitbrüder zum gemeinsamen Austausch. Federführend hatte diesmal Adolf Pintir aus der Diözese Budweis das Programm zusammengestellt, wofür ihm der Vorsitzende herzlich dankte. Tagungsort war diesmal Štěkeň, einige Kilometer östlich von Strakonitz gelegen. Das Kloster und Bildungshaus der Congregatio Jesu (Mary-Ward-Schwestern) bot eine gute Station für die Tagung vor Ort und die Ausflüge. 15 Mitbrüder, die größere Hälfte davon aus Tschechien waren der Einladung gefolgt und trafen zum Großteil am Montagabend ein. Der Dienstagvormittag war für ein Referat und Austausch reserviert. P. Dr.theol. Cyril Tomáš Havel CFSsS, Religionspädagoge an der Theologischen Fakultät der Universität Budweis, sprach zum Thema „Religiöse Bildung“. Dabei beleuchtete er zunächst das „Religionsgefälle“ von West nach Ost, das eine Befragung in 2021 verstärkt ergeben hatte. So ist das Fach Religion an den Schulen grundsätzlich regulär vorgesehen – sofern sich wenigstens sieben Kinder dafür finden. Das ist tatsächlich im Osten leichter als im Westen der Tschechischen Republik. Nach wie vor gibt es gewisse Vorbehalte den Kirchen und dem Christentum gegenüber. Wo der Unterricht stattfindet ist es um die Lehrerschaft - auch wegen Anstellung und Bezahlung – und die Materialien nicht unbedingt leicht bestellt. Als (außerschulische) Katechese stellte der Referent ein Zwei-Wochenheft vor, dass sich zunächst an ein Projekt der Diözese Linz angelehnt hatte, inzwischen aber eigene Impulse setzt.
Der Nachmittag des ersten Tages galt dem Besuch des nahgelegenen Strakonitz, einer Stadt, die maßgeblich von einer Malteserburg geprägt war und zunehmend wieder ist. Denn wie so oft schätzt man in Tschechien zunehmend die Wurzeln! Ein nagelneues, umfangreiches Museum beleuchtete neben der Geschichte des Malteser-Ordens auch andere Aspekt wie Kultur- und Industriegeschichte. Am Mittwoch war ein ganztägiger Ausflug in den Böhmerwald geplant. Hauptziel war das umgebaute Wohnhaus den hl. Johannes Nepomuk Neumann. Die dort tätigen Borromäerinnen bereiteten einen warmherzigen Empfang, erläuterten ihr Wirken in einem angeschlossenen Seniorenheim, Hospiz und Alzheimerzentrum und stellten machtvoll unter Beweis, wie der Anspruch des kommunistischen Regimes gescheitert ist, eine ganze Stadt „atheistisch“ zu machen. Bestes Beispiel war bei einem Stadtspaziergang die Begegnung mit einem Mädchenchor, der – als er erfuhr, dass die Herren Geistliche sind – spontan ein „Kumbayah“ anstimmten. Da das Wetter unbeständig war, wurde aus dem Wanderausflug nichts – so fuhr die Gruppe kurzentschlossen ins nahegelegen Husinec und bekam eine exklusive und außerordentlich interessante Führung durch das Museum, das Leben und Wirken von Jan Hus präsentierte. Ein Geistlicher dieser Kirche selbst erschloss dieses wichtige Kapitel für die Kirche und die böhmischen Länder. So waren es zwei „Geburtshäuser“ von prägenden Menschen der Kirchengeschichte an diesem Tag geworden.
Das Referat am Donnerstagmorgen hielt Dr. Michal Opatrny, Pastoraltheologe aus Budweis. Sein Focus lag auf den pastoralen Herausforderungen der Kirche in Böhmen und Mähren. Gerade die zurückgehende Zahl derer, die sich mit der Kirche identifizieren ließ auch die deutschen Mitbrüder aufhorchen, ereignet sich ja doch auch bei uns eine gewaltige Veränderung der Kirchenlandschaft. Interessant ist aus Sicht des Referenten, dass die Offenheit für Glaube und Religion nicht zurückgegangen, sondern eher wieder gestiegen ist, da eine neue Generation das Thema unverkrampfter sieht als die Älteren. Hier anzusetzen und die Menschen abzuholen – vor allem im sozialen Bereich – sei eine interessante Möglichkeit. Ort dieses Referates war indes nicht Štěkeň, vielmehr war die Gruppe dafür ins rund eine halbe Stunde entfernet Lomec, einen malerische im Wald gelegenen Marienwallfahrtsort gefahren. Franziskanerinnen machen diesen Ort gastlich und sie freuten sich auch auf die gemeinsame Messe. Wie immer wurde abwechselnd deutsch und tschechisch gebetet, wobei es ein Segen ist, dass die Mitbrüder aus Tschechien allesamt der deutschen Sprache mächtig sind. Der letzte Abend wurde wieder in gemütlicher Runde verbracht und am Freitagmorgen galt es Lebewohl zu sagen. In 2023 soll es wieder auf unsere Seite der Grenze gehen, die – wie sich zunehmend herausstellt – eigentlich schon gar nicht mehr da ist, so sehr sind wir inzwischen schon „zusammengewachsen“.

Holger Kruschina