
Deutsch-tschechisches Priestertreffen
Wie das Konzil wirkt
Mit zwei neunten Klassen auf „Tagen der Orientierung“ teilten die 14 Teilnehmer des Treffens 2025 Bettenhaus und Speisesaal. Die Jugendbildungsstätte Kloster Windberg feiert heuer ihr 50jähriges und passend dazu ging es auf dem Treffen um die Frage der Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils und den Austausch über Formen der Verkündigung heute.
Nach der Anreise am Montagabend führte uns am Dienstagvormittag eine der pädagogischen Fachkräfte durch die Jugendbildungsstätte. Vor rund 100 Jahren war das säkularisierte Kloster Windberg von Prämonstratensern aus den Niederlanden wiederbesiedelt worden. Ende der 60er Jahre entstand die Idee, ein Jugendhaus dort anzuschließen, das im Jahr 1975 den Status einer staatlich anerkannten und geförderten Jugendbildungsstätte erhielt. Daraufhin wurde auch ein immer noch modernes Bettenhaus gebaut, dass schon in den 80er Jahren Maßstäbe in der Nachhaltigkeit setzte. Die Gruppe erfuhr von den sich stets verändernden Ansprüchen an die Arbeit mit Jugendlichen, bei der aktuell die Folgen von Corana und der veränderte Medienkonsum große Herausforderungen darstellen.
Am Nachmittag war Prof. Dr. Klaus Unterburger, Lehrstuhl für Kirchengschichte an der Ludwigs-Maximilians-Universität München zu Gast. In seinem rund zweistündigen Vortrag ging er auf die Rezeption des Konzils in Deutschland und u.a. die Würzburger Synode ein. Ein Schwenk in die anders gelagerten Verhältnisse in der DDR machte auch die so ganz anderen Erfahrungen der tschechischen Mitbrüder „anschlussfähig“. Bleibende Früchte der Würzburger Synode, die in vielen anderen Bereichen leider mit ihren Anregungen ins Leere ging, sei vor allem die veränderte kirchliche Jugendarbeit gewesen – womit man wieder bei der Jugendbildungsstätte Windberg war.
Am Mittwochvormittag fuhr die Gruppe ins nahe gelegene Straubing und wurde durch den denkmalgeschützten Friedhof St. Peter geführt. Hier lag einst die schon von Kelten und Römern besiedelte „Altstadt“, deren Begräbnisstätte neben der Agnes-Bernauer- und der Totentanz-Kapelle auch die wunderbare romanische Kirche St. Peter beherbergt, in der anschließend auch die Messe gefeiert wurde. Vorsitzender Pfarrer Kruschina hatte aus der Not eine Tugend gemacht und am Nachmittag anstelle des zweiten Referenten einen Impuls zu neuen Verkündigungsformen vorbereitet. Man sah sich gemeinsam eine Folge der neueren Produktion „The Chosen“ an. Über 300 Millionen Menschen gehören zu den regelmäßigen Zuschauern dieser Serie über das Leben Jesu auf verschiedenen Streaming-Plattformen. Am selben Tag, dem Mittwoch, war die Film-Crew bei Papst Leo gewesen! In der anschließenden Diskussion wurden Vor- und Nachteile dieser neuen Medien erwogen: Niederschwellig, vielleicht sogar kitschig, kann das Format mit Kunst und Literatur so nicht mithalten. Dennoch ermöglicht es Menschen einen Anschluss, wie er nun einmal Zeichen dieser Zeit ist.
Formen der Verkündigung, wenn auch zum Thema Natur, pflegt der Waldwipfelweg in der Nähe von St. Engelmar. Ein Ausflug in den Vorwald musste in dieser Woche schon drin sein, auch wenn sich nicht alle bis „ganz nach oben“ trauten. Am Donnerstagnachmittag standen „Austausch und Planung“ auf dem Programm. So werden wir in 2026 wieder in Tschechien tagen, und zwar in Nepomuk, diesmal vom Dienstag 23. bis Freitag 26. Juni. Für 2027 wurde bereits Augsburg ins Auge gefasst. Den besonderen Abschluss dieses letzten Tages bildete eine Messe und anschließende Begegnung mit einem prominenten Mitglied des SPW und „Lokalmatador“: Bischof Dr. Rudolf Voderholzer hatte sich trotz vieler Verpflichtungen viel Zeit für die Mitbrüder genommen.
Zum gemeinsamen Stundengebet und den gemütlichen Abenden gesellt sich regelmäßig am Ende der Abschied: Freitagfrüh brachen alle wieder in ihre Gemeinden und den Alltag auf. Einmal mehr dankbar für die schönen und gewinnbringenden gemeinsamen Tage!
Holger Kruschina