die Teilnehmer des deutsch-tschechischen Priestertreffens in der Wenzelkapelle im Veitsdom

Deutsch-Tschechisches Priestertreffen in Prag

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Seit dem Verkauf von St. Johann hat das SPW kein eigenes Haus der Begegnung mehr. Aus dem Verlust wurde aber schnell auch Freiheit und so finden unsere unterschiedlichen Treffen nun auch an verschiedenen Orten statt. Für das Deutsch-Tschechische Preistertreffen hat sich ein Pendeln eingespielt: ein Jahr hüben, ein Jahr drüben. Trotzdem hat es eine Zeit gedauert, bis wir uns für das Herz Böhmens entschieden haben. Aber Dank der guten Beziehungen unseres Beisitzers im Vorstand, Miroslav Martis, ging es 2024 endlich einmal nach Prag. In bester Lage, nämlich auf dem Hradschin befindet sich das Gästehaus fortna des Karmeliterordens – dort kam die mit 22 Teilnehmern heuer starke Truppe unter. Fiftyfifty mit deutschen und tschechischen Mitbrüdern besetzt, war es schon für sich eine echte „Begegnung“. Zahlreiche Gesichter sind inzwischen vertraut – aber es waren auch neue, engagierte Mitbrüder, oft mit spannenden Biografien und ganz unterschiedlichen Beweggründen dabei.
Der erste Tag war geprägt von einem geistlichen Stadtrundgang. Die Nikolauskirche, das Prager Jesulein, die Kirche des Malteserordens oder die Teyn-Kirche: in fast jeder wurde auch wenigstens kurz gebetet oder gesungen. Zu Mittag feierten alle die Heilige Messe in der Franziskanerkirche, der der Organisator vorstand: Miroslav Martis konnte den 30. Jahrestag seiner Priesterweihe begehen. Mittagessen gabs im Refektorium des Konvents der Kreuzritter mit dem roten Stern, von dessen Garten sich eine wunderbare Sicht über die Moldau auf den Burgberg bot. Im Keller der Studentengemeinde wartete dann der erste Gesprächspartner. Prof. Tomas Halik, als analytischer Geist der Zeichen der Zeit weit über seine Heimat hinaus bekannt, nahm sich weit über eine Stunde Zeit für den Austausch. Nach einem erfüllten ersten Tag gings zurück ins Gästehaus.
Am Mittwoch hieß es früh aufstehen, denn die Gruppe hatte die Möglichkeit im Veitsdom die Messe am Grab des Hl. Wenzel zu feiern, bevor die Touristen kamen. Der Messe stand der Vorsitzende, Pfr. Kruschina vor. Er knüpfte eine Verbindung von der Tageslesung über den König von Juda, Joschija, hin zum hl. Wenzel. Im Anschluss gab es eine kundige Führung über das gesamte Areal durch P. Tomas von den Kreuzrittern. Nach der Mittagspause im Hotel ging es nur wenige Meter über die Straße ins erzbischöfliche Palais, wo Erzbischof em. Kardinal Duka zum Gespräch eingeladen hatte. Fast zwei Stunden führte man einen intensiven Austausch über die Situation der Kirche und folgte gespannt den biographischen Einsprengseln und Analysen des ehemaligen Primas. Ein Besuch im ebenfalls nur um die Ecke gelegenen Kapuziner-Kloster mit seinem Loreto-Heiligtum und das Vespergebet rundeten den Tag ab. Abends profitierte die Runde dann auch noch von einem grandiosen klassischen Open-Air-Konzert vor der Haustür!
Am letzten Tag ging es mit der Straßenbahn ein wenig hinaus auf den Weißen Berg, wo die Schwestern der Venio-Gemeinschaft von ihrer Arbeit berichteten: Seit knapp 100 Jahren wirken diese Benediktinerinnen und haben sich den Brückenschlag zwischen Deutschland und Tschechien, aber auch zwischen Orden und Arbeitswelt zur Aufgabe gemacht. Anfang des Jahrtausends wurde der Prager Konvent geründet, in dem gerade fünf Schwestern leben und überwiegend in Zivilberufen arbeiten. Angesiedelt im Heiligtum, das an den Sieg der kaiserlichen Truppen im Dreißigjährigen Krieg erinnert, ist für ihnen auch die ökumenische Versöhnungsarbeit ein Herzensanliegen. Auch der Zelebrant des Tages, Stanislav Drobny, thematisierte die „Maria vom Siege“ in seinen Predigtgedanken. Von Orden geprägt blieb auch der Nachmittag: Brevnov und Strahov waren die letzten Ziele und zeigten noch einmal das Bild einer lebendigen Kirche, die vielleicht nicht mehr so sehr in die Breite wirkt, wie vor den Verwerfungen des Kommunismus, sehr wohl aber ein Zeugnis von der Glaubenstiefe zu geben vermag! Neben all dem „Input“ kam aber vor allem eines nicht zu kurz: Begegnung und Gespräch untereinander, so dass manche Bande vertieft und viele neu geknüpft werden konnten! Das macht die Vorfreude auf 2025 groß, wo das Treffen wieder in Deutschland stattfinden soll.

Holger Kruschina