Gottesdienst beim Sudetendeutschen Tag
Dank für die Leistung in der alten Heimat und hier
Zum Sudetendeutschen Tag gehören seit jeher, zumal zum traditionellen Veranstaltungstermin Pfingsten, natürlich feierliche Gottesdienste. Der römisch-katholischen Eucharistiefeier stand heuer der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke vor, der seit 2009 auch Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge ist.
Neben dem Hauptzelebranten begrüßte Monsignore Dieter Olbrich, Präses der sudetendeutschen Katholiken und Geistlicher Beirat der Ackermann-Gemeinde, besonders Monsignore Alexander Hoffmann von der Erzdiözese München/Freising (Domvikar und Abteilungsleiter Muttersprachliche Seelsorge) sowie als Vertreter der Tschechischen Bischofskonferenz Monsignore Adolf Pintíř, der auch Vorsitzender der Sdružení Ackermann-Gemeinde ist und am Schluss des Gottesdienstes ein Grußwort sprach.
Das Motto des Sudetendeutschen Tages „Schicksalsgemeinschaft Europa“ nahm auch Vertriebenenbischof Hanke in seiner Predigt auf. Er beleuchtete zunächst den Begriff „Schicksal“ anhand der Herkunft bzw. von Aussagen dazu im Lexikon für Theologie und Kirche. Das Wort stehe theologisch oft im Kontext „Einwilligung in den Willen Gottes“, in Verbindung mit Europa nannte der Vertriebenenbischof die ökologischen Herausforderungen sowie den Frieden und – im historischen Rückblick – die Charta der Heimatvertriebenen von 1950, die eine Antwort auf das Schicksal der Vertreibung zu geben versucht. Zentrale Aspekte seien hier angesprochen: Recht auf Heimat, gleiches Staatsbürgerrecht, gerechte Verteilung, Integration der Vertriebenen. „Das Schicksal der Vertreibung aus der Heimat ist ein Weltproblem“, stellte Weihbischof Hanke weiter fest und mahnte an, das geistige und religiöse Leid der Vertriebenen in Erinnerung zu rufen. Es geht darum, die Last der Vertreibung zu spüren und dafür zu sorgen, dass diese Erfahrung sich nicht wiederholt. Aber das Schicksal der Vertreibung wiederholt sich.“ Ursachen dafür seien Armut, Hunger, Umweltkrisen, von Menschen gemachtes Unrecht und Kriege – wie aktuell der in der Ukraine. Gerade an Pfingsten ergehe daher die inständige Bitte an den Heiligen Geist, dass er „Veränderungen am Menschen bewirken“ möge, wie es in der Pfingst-Erzählung geschah oder in der Sündenvergebung mittels des Heiligen Geistes. Aktuell zeige sich Europa als eine besondere Schicksalsgemeinschaft – geprägt vor allem durch die Hilfen und Unterstützung der Ukraine in unterschiedlicher Form. „Mit Schicksal ist hier eine große Hoffnung verbunden. Gemeinsam suchen wir nach Wegen, um Not zu lindern und Frieden zu schaffen. Als Glaubende stehen wir vor Gott und bitten um Frieden in Europa, wozu auch die verlorene Heimat gehört“, fasste der Vertriebenenbischof seine Gedanken zum Motto des Sudetendeutschen Tages zusammen. Aber er sprach auch Anerkennung und Lob aus: „Als Vertriebenenbischof ist es mir eine besondere Ehre, Ihnen für die schöpferische Leistung in der alten Heimat und hier zu danken. Aus einem guten Geist konnte Neues entstehen, friedliche Verbindungen der Völker in ganz Europa. Dazu möge Gott auch weiterhin helfen.“
Als Vertreter der Tschechischen Bischofskonferenz sprach Monsignore Adolf Pintíř ein Grußwort. Darin ging er besonders auf die historischen Bezüge der Bistümer Prag und Pilsen zum Bistum Regensburg (Bischof Wolfgang) ein und lobte die gute Nachbarschaft und Zusammenarbeit auch auf kirchlicher Ebene.
Die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes oblag der Gartenburger Bunkerblasmusik unter der Leitung von Roland Hammerschmied, der auch als Kantor wirkte, und dem Vokalensemble „Moravia Cantat“, geleitet von Wolfram Hader. Die Lesungen trugen als Lektoren Christoph Lippert und Schwester Angelika Pintířova (Geistliche Beirätin der Sdružení Ackermann-Gemeinde) vor. Die Fürbitten lasen Margareta Klieber und Daniel Herman. Die Kollekte war für die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Mariä Geburt in Strašín/Straschin.
Markus Bauer