die Teilnehmer der Jahrestagung

Jahrestagung und Mitgliederversammlung

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Im Haus Johannisthal in Windischeschenbach fand die diesjährige Jahrestagung und Mitgliederversammlung des Sudetendeutschen Priesterwerks statt. Beim Studientag am Montag gab der Vorsitzende Holger Kruschina Informationen zur Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, die im vergangenen Jahr durchgeführt wurde.
Danach sprach er über das Heilige Jahr, in dem wir uns gerade befinden. Das erste Heilige Jahr wurde von Papst Bonifatius VIII. im Jahr 1300 ausgerufen und sollte alle 50 Jahre stattfinden. Hintergrund ist die Tradition des Jubeljahres, das schon zur Zeit des Alten Testamentes gefeiert wurde und mit einem Erlass von Sünden und Schulden verbunden war. Ab dem Jahr 1475 findet eine Heiliges Jahr alle 25 Jahre statt. Zudem war ab dem 13. Jahrhundert für die Christen Wallfahrten nach Jerusalem und in das Heilige Land nicht mehr möglich, so dass andere Pilgerziele wie Rom, Köln oder Santiago die Compostela wichtig wurden. Aufgrund des Mottos des diesjährigen Heiligen Jahres „Pilger der Hoffnung“ stellte der Referent zwei Menschen der Hoffnung vor, nämlich Papst Johannes XIII. und Madeleine Delbrel.
Johannes XIII. gab durch sein freundliches und schlichtes Auftreten dem Papstamt ein menschliches Gesicht und stieß durch die Einberufung des II. Vatikanischen Konzils wichtige Reformen in der Kirche an.
Madeleine Delbrel war zunächst überzeugte Atheistin und bekehrte sich zum Christentum. Sie kümmerte sich Mitte des 20. Jahrhunderts in sozialen Brennpunkten in den Vororten um Paris um die Menschen und wurde so ganz unauffällig zu einer Zeugin christlicher Hoffnung.
Am Nachmittag waren die Teilnehmer der Jahrestagung mit dem Theologiestudenten Noah Walczuch in einer Videoschaltung verbunden. Er studiert in Regensburg Theologie und war im Rahmen der dualen Priesterausbildung zwei Jahre in den Pfarreien von Holger Kruschina, zunächst in Roding und dann in Nittenau. Nun verbringt er in Jerusalem in der Dormitio-Abtei ein Auslands-Studienjahr. Dort erlebt er die momentanen Spannungen hautnah mit. Weil es die Sicherheitslage wegen der Raketenangriffe aus dem Iran erforderte, musste er für zwei Monate lsrael verlassen und sein Studium in Rom fortsetzen. Im Alltag spielen die von der Hamas entführten Geiseln eine große Rolle. An vielen Stellen in Jerusalem hängen Plakate mit Fotos der Geiseln und gelbe Bänder an Laternenmasten oder an den Armen der Menschen erinnern an deren Schicksal. Unter den Palästinensern in Ost-Jerusalem herrscht große Armut und sowohl bei Israelis, als auch bei Palästinensern nimmt die Polarisierung zu. Es gibt zwar auf beiden Seiten Gruppen, die sich für Verständigung und Frieden einsetzen, die aber wenig Einfluss auf die politischen Akteure haben. Noah Walczuch meint, dass es sogar so weit kommen kann, dass Israel unter dem Schutz von Präsident Trump die ganze Region, also auch das Westjordanland und den Gaza-Streifen annektiert.
Viele neue Eindrücke konnte er vom kirchlichen Leben in Israel sammeln. So feierte er in Tel Aviv einen Gottesdienst mit Fremdarbeitern aus den Philippinen mit, bei dem er herzlich aufgenommen wurde. Er lernte auch die verschiedenen christlichen Konfessionen kennen. Bei der Gebetswoche um die Einheit der Christen war an jedem Abend in einer anderen Kirche ein Gottesdienst. Sehr beeindruckend war für ihn, eine ganze Nacht am Heilige Grab in der Grabeskirche zu verbringen. Nun freut er sich, die Heilige Woche in Jerusalem mitfeiern zu können, ehe dann sein Auslandsjahr zu Ende geht und er sein Studium in Deutschland fortsetzt.
Am Dienstagvormittag nutzte die Versammlung den kurzen Weg und „wallfahrte“ nach Waldsassen. Die dortige Basilika erschloss der Gruppe Pfarrer und Dekan Dr. Thomas Vogl persönlich. Die ehemalige Abteikirche des Zisterzienserklosters ist eine der „Heiligjahrkirchen“ des Bistums Regensburg. Bei der Messe dort ging der Zelebrant, Vorsitzender Pfarrer Kruschina daher auch noch einmal auf das Heilige Jahr in seiner Predigt ein.
Am Nachmittag begann die ordentliche Jahreshauptversammlung des Priesterwerkes. Die Regularia sahen die Verabschiedung der Jahresrechnung vor, die Geschäftsführer Harald Jäger im Detail erläuterte. Die Entlastung des Vorstands erfolgte ohne Gegenstimme und läutete die satzungsgemäße Neuwahl am nächsten Vormittag ein. Dabei wurde Holger Kruschina einstimmig wiedergewählt, Stanislav Drobny und Miroslav Martis tauschen das Amt: Letzterer wurde zum zweiten Vorsitzenden, ersterer zum Beisitzer gewählt. Als weitere Beisitzer fungieren wieder Pfarrer Mathias Kotonski und Diakon Diethard Nemmert, neu hinzugekommen ist Pfarrer Lukas Hrabanek aus der Diözese Leitmeritz. Sie werden in den kommenden drei Jahren die Geschicke des Priesterwerkes lenken. Im Antragsteil wurden von der Mitgliederversammlung dem Vorstand zwei Aufträge erteilt: 1. Exakte Förderrichtlinien zu erarbeiten, um bei Förderanträgen klarere Vorgaben zu haben und nicht immer im Einzelfall entscheiden zu müssen. 2. Es soll gleichzeitig die Satzung so überarbeitet werden, dass künftig der förderfähige Bereich ausgedehnt wird.
Das Haus Johannisthal liegt vergleichsweise verkehrsgünstig auch für die Anreise vom Norden und vom Osten, daher beschloss die Versammlung, dass auch die nächste Jahrestagung in Haus Johannisthal in Windischeschenbach stattfinden soll, und zwar vom 8. bis 11. März 2026.