v.l.nr. Karl Wuchterl, Klaus Oehrlein, Harald Weber, Bischof František Radkovský, Dieter Olbrich, Herbert Hautmannn Foto: Markus Bauer

Pontifikalamt beim Sudetendeutschen Tag

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Das Pfingstevangelium vom Sprachenwunder nahm der Präses der sudetendeutschen Katholiken Monsignore Dieter Olbrich in seiner Begrüßung zum Anlass, auf die (mindestens) zwei Sprachen beim Sudetendeutschen Tag hinzuweisen. Er überbrachte außerdem die Grüße des Bamberger Erzbischofs Dr. Ludwig Schick und hieß Altbischof Radkovský herzlich willkommen.
Das Pfingstereignis bzw. das damit verbundene Wunder, durch den Heiligen Geist den anderen gut zu verstehen und ihm antworten zu können, nahm der Bischof auch in seiner Predigt als Ausgangspunkt. Als ein Wunder sah er auch die Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals hätten es die „Väter des Vereinten Europas Robert Schumann, Konrad Adenauer und Alcide De Gasperi für notwendig gehalten, diese Einheit Europas aufzubauen“, so der frühere Pilsener Oberhirte. Nach dem Ersten Weltkrieg sei dies wegen Spannungen, Streitigkeiten um Schuld usw. nicht möglich gewesen. In nunmehr 77 Jahren habe es in Westeuropa wegen des Zusammenwachsens keinen Krieg gegeben. „Ich hoffe und glaube, dass es auch weiter so sein wird. Das ist aber nicht nur eine politische Sache, sondern auch eine Sache des Glaubens“, verdeutlichte Radkovský.
Denn Europa sei in zwei Jahrtausenden entstanden und dabei vom Evangelium und vom Glauben geformt worden, so dass man heute von einer gemeinsamen Kultur sprechen könne. „Aber der Glaube geht zurück – nicht nur in Tschechien, auch im Westen“, stellte der Altbischof bedauernd fest. Daher erweiterte er das von einem Satz Václav Havels abgeleitete Motto Tschechiens für die zum 1. Juli beginnende halbjährige EU- Ratspräsidentschaft „Europa als Aufgabe“ in „Europa als spirituelle Aufgabe - darum sollen wir uns bemühen!“ Auch als Wunder sah Radkovský die positive Entwicklung der Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien in den vergangenen 32 Jahren hin zu Dialog, Versöhnung und Verzeihen sowie Einheit. „Das sollen wir auch nicht verlieren, das soll für immer bleiben“, verlieh er seiner Hoffnung Ausdruck – auch bei unterschiedlichen Sprachen.
Schließlich ging Bischof Radkovský auch auf den Krieg in der Ukraine ein. Dies sei „nicht nur ein Krieg zwischen zwei verwandten Nationen, sondern ein Krieg zwischen der Kultur der Demokratie und der christlichen Werte und der Kultur der Gewalt“. Es müsse alles dafür getan werden, um zu helfen, „dass die Kultur der Demokratie und die Kultur des Evangeliums“ verteidigt wird. Die Kraft des Heiligen Geistes könne auch hier wirksam werden.
Dem letztgenannten Aspekt galt auch die Kollekte. Diese war für die Ukraine-Hilfe der Caritas. Die Fürbitten trugen Daniel Hermann (ehemaliger tschechischer Kulturminister und Vorstandsmitglied der Sdružení Ackermann-Gemeinde) und Christoph Lippert (Geschäftsführer der Ackermann-Gemeinde im Erzbistum Bamberg) gemeinsam vor. Die Gartenberger Bunkerblasmusik unter der Leitung von Roland Hammerschmied umrahmte die Eucharistiefeier musikalisch mit der Deutschen Messe von Franz Schubert.

Markus Bauer