Gottesdienst der tschechischen Priester mit Bischof Rudolf Voderholzer im Dom in Regensburg Foto: Markus Bauer

Tschechische Priester auf Urlaub im Bistum Regensburg

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Nach einem Jahr coronabedingter Pause fand heuer wieder die vom Sudetendeutschen Priesterwerk zusammen mit dem Präses der Sudetendeutschen und der Ackermann - Gemeinde organisierte Urlaubswoche für tschechische Priester statt, gefördert von der Bayerischen Bischofskonferenz.
18 Geistliche aus allen Bistümern in der Tschechischen Republik nahmen vom 23. bis 27. August teil. Die Unterbringung erfolgte im Schloss Spindlhof, einem der Bildungshäuser des Bistums Regensburg. Die Tage waren mit einem umfangreichen Programm ausgefüllt, wobei die geistlichen Elemente Laudes, Eucharistie und Vesper natürlich zum Tagesablauf gehörten.

Historische Bezüge zwischen Regensburg und Böhmen

Gleich am ersten Tag feierte Diözesanbischof Rudolf Voderholzer im Chorraum des Doms mit den Priestern Eucharistie – größtenteils in tschechischer bzw. lateinischer Sprache. Die Begrüßung und Predigt erfolgten in Deutsch, ins Tschechische übersetzt von Rebecca Kopřivová. „Gerne bin ich der Einladung gefolgt, im Rahmen der Begegnung dieser Woche mit Ihnen die Messe zu feiern und den Tag zu verbringen. Unsere Völker sind durch eine große gemeinsame Geschichte verbunden, aber auch durch die Weitergabe der Botschaft Christi“, führte Bischof Voderholzer in der Begrüßung aus. Er erinnerte an die Taufe von 14 böhmischen Fürsten im Jahr 845 am Hof des ostfränkischen Königs in Regensburg, an die Gründung des Bistums Prag durch den Regensburger Bischof Wolfgang im Jahr 973 und an die Gründung des Bistums Pilsen im Jahr 1993 – und die freundschaftliche Verbindung zwischen den Bistümern Pilsen und Regensburg. Angesichts des Tagesgedenkens an den Heiligen Bartholomäus richtete Bischof Rudolf auch einen gedanklichen Blick auf die Kathedrale in Pilsen mit eben jenem Patronat.

Kladrau: Geschichtsträchtiger Geburtsort der Mutter von Bischof Voderholzer

Die Eucharistiefeier im Chorraum bringe, so Bischof Rudolf, auch einen optimalen Blick auf den barocken Hochaltar. Dieser zeigt neben den Apostelfürsten Petrus und Paulus sowie Maria und Josef auch das Martyrium des Heiligen Johannes Nepomuk. Kurz nach dessen Heiligsprechung (1729) sei der Brückenheilige hier auf diese Weise gewürdigt worden. „Die Zeit des Hochbarock war noch nicht von der Seuche des Nationalismus geplagt. In der Kunst des Barock war Europa als einheitlicher Kulturraum zu erfahren. Es ist ein schönes Signal, dass wir im Zeichen der Apostelfürsten, der Heiligen Familie und des Heiligen Johannes Nepomuk hier zusammen sind“, stellte der Bischof erfreut fest. Er ging auf einen weiteren mit Johannes Nepomuk verbundenen Aspekt ein, der auch mit der Familie der Mutter des Bischofs zusammenhängt. Denn Johannes Nepomuk wandte sich gegen die von König Wenzel IV. beabsichtigte Verkleinerung des Bistums Prag durch die geplante Gründung eines Bistums Kladrau mit der dortigen Schlosskirche als Bischofssitz. Johannes Nepomuk konnte dies verhindern – mit der Folge seiner Gefangennahme und letztlich dem Martyrium. „Meine Mutter ist in Kladrau geboren und mit der Geschichte dort verbunden“, erwähnte der Oberhirte und verwies auf seine Visite dort seit vielen Jahren zum Patrozinium „Mariä Himmelfahrt“ am oder um den 15. August. „Diese gemeinsame Begegnung aus vielen Himmelsrichtungen war und ist wie eine Brücke zwischen unseren Völkern“, fasste er zusammen, bat um die Fürsprache der Heiligen Bartholomäus und Johannes Nepomuk und erinnerte an das Motto des Deutschen Katholikentags 2014 in Regensburg: „Mit Christus Brücken bauen!“
In zwei Gruppen erhielten die Priester danach eine Domführung, Bischof Voderholzer zeigte ihnen einige seiner Weihnachtskrippen. Mit einer Stadtführung in Regensburg endete der erste Tag.

Erinnerung an Abt Anastáz Opasek

Einem (sudeten)deutsch-tschechischen Kapitel war auch der Mittwochvormittag gewidmet. In der Asam-Kirche „Mariä Himmelfahrt“ in Rohr feierten die Geistlichen Eucharistie. Hauptzelebrant Rudolf Zbožínek würdigte in seiner Predigt Rohr als einen „Ort lebendiger Geschichte“ und ging auf die Historie der hier ansässigen Benediktiner ein. Diese aus ihrem Kloster in Braunau in Böhmen vertriebenen Mönche fanden mit Zustimmung des damaligen Regensburger Bischofs Michael Buchberger eine neue Heimat im ehemaligen Augustinerchorherren-Kloster in Rohr. „Sie sind mit Abt Dominik Prokop gekommen. Es folgte eine viele Jahrzehnte währende gute Zeit“, erläuterte Zbožínek. Aufgrund fehlender Berufungen gehe diese „lebendige Geschichte langsam zu Ende“, befürchtete der Priester. Er wies auch auf den im Jahr 1968 (Prager Frühling) nach Rohr gekommenen und bis zum Jahr 1990 hier im Exil lebenden Abt Anastáz Opasek, Erzabt des Klosters Břevnov, hin – und damit auf das Wirken der Ackermann-Gemeinde und der von Opasek gegründeten Vereinigung Opus Bonum. Als weiteren verbindenden Aspekt nannte der Geistliche die Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam, die neben dem Gotteshaus in Rohr unter anderem auch in den Klöstern in Kladrau und in Prag (Břevnov, Bílá hora, St. Niklas) tätig waren. „Die Brüder Asam haben während ihrer Lebenszeit ein unglaubliches Werk geschaffen“, fasste Zbožínek zusammen.
Die (kunst)geschichtlichen Inhalte der Kirche vertiefte nach der Eucharistiefeier der Prior der Abtei, Frater Franz Neuhausen OSB. Zunächst nannte er jedoch das Jahr 1803, als im Zuge der Säkularisation in Bayern alle Klöster – auch das der Augustinerchorherren in Rohr – aufgehoben wurden und das Gebäude dann 143 Jahre lang leer stand. Mit der Übernahme durch die heimatvertriebenen Benediktiner aus Braunau sei 1946 neues Leben ins Kloster gekommen – mit dem Gymnasium, dem Internat und vielen weiteren Aktivitäten. Sehr detailliert beschrieb der Prior die über dem Altar dargestellte Szene der Auffahrt Mariens in den Himmel und verriet technische und handwerkliche „Geheimnisse“. Natürlich ging Frater Franz auch auf die Umsetzung der theologischen Inhalte ein. Nicht unerwähnt blieb das dem Heiligen Johannes Nepomuk gewidmete Bild.
Nach der Kirchenführung besuchten die tschechischen Priester den Friedhof neben der Kirche mit den Gräbern der verstorbenen Patres und Fratres der Rohrer Benediktiner-Abtei und beteten für diese.

Besichtigungen in Weltenburg und Amberg

Am Nachmittag stand eine Schifffahrt von Kelheim nach Weltenburg durch den bekannten Donaudurchbruch sowie die ebenfalls von den Brüdern Asam geschaffene Klosterkirche in Weltenburg auf dem Programm. Bei angenehmen sommerlichen Temperaturen wurde im Biergarten auch das vielfach ausgezeichnete Weltenburger Bier getestet.
Den Abschluss der Urlaubstage bildete die frühere Oberpfälzer Hauptstadt Amberg. In der hoch über der Stadt gelegenen Wallfahrtskirche Maria Hilf feierten die Priester Gottesdienst. Nach der Kirchenführung und dem Mittagessen gab es eine Stadtführung in der Vilsmetropole.
Mit dieser Urlaubswoche soll den Klerikern ein Zeichen der Anerkennung und Würdigung ihres Einsatzes trotz widriger Umstände gegeben werden. Hatten sie doch in ihren ersten Priesterjahren bzw. -jahrzehnten die Benachteiligungen und Repressionen seitens des kommunistischen Regimes in der ČSSR persönlich und am eigenen Leib bzw. bei der Ausübung ihres Berufes erlebt. Die Betreuung und Begleitung während der fünf Tage oblag dem Ehrenvorsitzenden des Sudetendeutschen Priesterwerks Monsignore Karl Wuchterl und dem Beisitzer im Vorstand des Sudetendeutschen Priesterwerks Pfarrer Alois Schmidt, Seelsorger in Bernhardswald.

Markus Bauer