Vorwort des Vorsitzenden

Liebe Mitglieder und Freunde des Sudetendeutschen Priesterwerk!
Am Zweiten Fastensonntag war Kirchenzählung. Auch im zwölften Jahr als Ortspfarrer muss ich mir eingestehen, dass ich die Dynamik des Abbruchs nicht aufhalte. Corona mag noch einmal etwas dazugetan haben, aber darauf schieben können wir den Abwärtstrend nicht. Inzwischen lichtet sich das Kirchenschiff bei mir ordentlich und ich sehe – in viele junge Gesichter! Sie sind beim „Altersdurchschnitt“ früher vielleicht nicht so aufgefallen. Nun, da viele Ältere aus unserer Gemeinde verstorben sind oder der Kirchgang für sie zu mühsam geworden ist, fällt mir auf, dass sich viele Treue in allen Generationen finden: Männer und Frauen, Jung und Alt. Nein: es sind nicht mehr so viele, aber denen, die da sind, sind der Sonntag, der Kirchgang, der Glaube wichtig.
In meinem Pfarrbrief habe ich eine Rubrik: „Mein Wort an Sie“. Neulich hat mich eine kirchlich gut situierte Familie darum gebeten, darin doch mehr Erbauliches zu schreiben. Ich habe mich freundlich bedankt, das Ansinnen aber zurückgewiesen: Wir können uns die Situation nicht schönreden, wir müssen uns ihr stellen. Meine Aufgabe als Hirte sehe ich auch darin, den Gemeindemitgliedern, die durch mediale Verkürzungen verunsichert sind, Orientierung zu geben. Dafür ist der Pfarrbrief für mich das richtige Forum. In der Liturgie aber geht es um die Schönheit des Glaubens, den Zuspruch Gottes für unser Leben – auch in meinen homiletischen Ausdeutungen, die Stärkung durch die Sakramente. Es gibt immer noch viele, die verstehen, dass es damit auch um Wesentliches für sie selbst geht.
Mein Kaplan hat mir vorhin gesagt, vielleicht müssen wir bedeutungslos werden, damit wir endlich wieder unserer eigentlichen Aufgabe nachgehen können. Nicht im Sinne einer Kader-Kirche der 150prozentigen, sondern im Sinne einer Jüngergemeinde, die Menschen guten Willens versammelt und „an den Rändern“ offen ist. Dasselbe wünsche ich mir von unserer Gemeinschaft im Priesterwerk!
Für mich klingt das nicht nach Abbruch, sondern nach Aufbruch.

Ihr Holger Kruschina
Vorsitzender des SPW

Ostergruß des Vertriebenenbischofs

O Herr, deine Auferstehung mir eröffnet hat des Grabes Tür

Schon zu Weihnachten 2022 hatte ich von einer Kirche berichtet, die im schleswig-holsteinischen Ort Bosau steht. Dort hatte der heilige Vicelin um 1151 eine Kirche zu Ehren des heiligen Petrus bauen lassen, die nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg um 1627 ihre heutige Gestalt gefunden hat. Zu dieser Kirche gehören auch Malereien an der Brüstung der Empore.
Eine Tafel zeigt ein österliches Motiv mit dem Untertext:
„O Herr, dein Aufferstehung mir, eröffent hatt des Grabes thür“ (so die Schreibweise).
Der Auferstandene steht auf dem Deckel der Grabkammer und ist von einem roten Tuch bekleidet. Die Wundmale bezeugen sein Leiden und seinen Kreuzestod. Die Siegesfahne mit dem Kreuz gilt als Triumphzeichen, wie es wohl bei Siegen von Armeen damals üblich war. Um den Auferstandenen herum ist ein Lichtschein zu sehen, der die neue Daseinsweise Jesu Christi andeuten will: Er ist in die Herrlichkeit des Himmels eingetreten. Die vier wachenden Soldaten verschlafen in diesem Fall die Auferstehung nicht, sondern wehren sich mit Schilden und Speeren gegen das Ereignis. Weil es ihnen wohl unheimlich vorkommt, dass ein Toter aus der Grabkammer heraustreten kann, nehmen sie die Position ein, die sie bei Gefahr gelernt haben. Verwunderlich ist, dass sie überhaupt etwas sehen, denn diese neue Wirklichkeit Jesu Christi entzieht sich eigentlich unserer Wahrnehmung mit den Augen, es sei denn, dass der Auferstandene sich zu erkennen geben will, wie er es ja auch nach der Auferstehung bei seinen Freunden und Freundinnen getan hat.
Der Text am unteren Hand des Bildes ist eine Feststellung und Bitte. Es wird festgestellt, dass die Auferstehung Jesu etwas mit mir zu tun hat. Die Tür des Grabes wurde durch Jesus Christus geöffnet und Auferstehung in die Ewigkeit ist möglich. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Es ist aber auch zugleich eine Bitte, dass diese neue Wirklichkeit des Himmels auch dem Betrachter und Beter geschenkt wird, denn darüber entscheidet letztlich der Auferstandene, der als Richter wiederkommen wird und uns persönlich in der Todesstunde das Urteil spricht, das dann am letzten Tag dieser Welt für alle bekannt wird. Wer in der Auferstehungsbotschaft eine Gefahr für Leib und Leben sieht, wird sich dagegen wehren wie die vier Soldaten. Wer in Dankbarkeit von der Auferstehung Jesu hört und erhofft, dass auch er oder sie Anteil daran erhält, wird in den Osterjubel eintreten.
An diesem Osterfest 2023 wünsche ich uns allen die Freude am Sieg Jesu Christi über den Tod.

In österlicher Freude grüßt Sie
Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

Ostergruß des Präses der Sudetendeutschen

Liebe Schwestern und Brüder,
auf die harmlose Frage „Wie geht es Dir?“ bekomme ich immer wieder als Antwort: „Es wir mir schön langsam alles viel zu viel!“
Eine Krise jagt die nächste. Der nicht enden wollende Krieg in der Ukraine, die steigenden Lebenshaltungskosten, die überhand  nehmenden Aggressionen um uns herum. Dieser ständige Krisenzustand kostet viel Kraft.
Resignation raubt da vielen von uns dann den Elan und die Lebensfreude.
Darum ist es so wichtig, dass wir stark werden in der Weitergabe des Osterglaubens. Gerade wir sudetendeutsche Christen haben diesen Glauben tapfer weitergetragen, obwohl uns nicht immer nach Osterfreude zumute war.
Der Osterglauben weiterzugeben, einander Mut zuzusprechen – all dies hilft uns in diesen schwierigen Zeiten.
Halleluja – Jesus lebt und ER ist bei uns!

Mit den besten Segenswünschen für ein frohes Osterfest grüßt Sie von Herzen
ihr dankbarer und fürbittender Dieter Olbrich

Ich war zwölf Jahre im Grenzgebiet

Notizen des tschechischen Priesters Jaroslav Baštař zur Situation in Westböhmen nach der Vertreibung -
neue deutsch-tschechische Publikation

Viel ist schon publiziert worden über das, was sich im Grenzgebiet sowie im gesamten ehemaligen Sudetenland bei der Vertreibung der deutschen Bewohner ereignet hatte. Kaum etwas ist aber bisher über die Situation in Tschechien in den ersten Jahren danach zu lesen. Diese Lücke füllt nun - zumindest für einen Bereich im westböhmischen Grenzgebiet - eine Neuerscheinung. Es sind dies die Erlebnisse, die Pfarrer Jaroslav Baštař (1914-1994) aus seiner Zeit von Ende 1948 bis 1959 als zuständiger Seelsorger der Region zwischen Roßhaupt und Haid - mit Sitz im Pfarrhaus Neustadtl am Klinger/Straž - für die Nachwelt aufgeschrieben hat.
In den zwölf Kapiteln über die "zwölf harten Jahre" erlebt man quasi hautnah und präzise in den Details das anfangs für kurze Zeit hoffnungsvoll aufkeimende religiöse Leben der tschechischen Neubürger oder hört von den wenigen 1948 noch nicht vertriebenen Deutschen, etwa in Neudorf bei Pfraumberg. Hier hält er fest "zur Ehre der Neudorfer", wie er schreibt, dass sie eigens nochmals alle ihre Häuser säuberten, die Kirche und die Gräber am Friedhof schmückten wie zu Allerheiligen - bevor sie ihre Heimat verlassen mussten.
Man liest vom Treiben der "Goldgräber" genannten Menschen, die nur auf´s Plündern der Häuser aus waren, um sich damit persönlich zu bereichern - und dann wieder verschwanden. Baštař berichtet, wie mehr und mehr der "Würgegriff" der Kommunisten zu spüren war - gegen die Kirche bzw. die Gläubigen und in allen Bereichen des Lebens: mit Bespitzelung und Hausdurchsuchung, mit dem Verhöhnen religiöser Riten und dem Verdrängen aus der Schule wie der Öffentlichkeit,  mit Verhör, Drohung und Druck.
Dazu kam der Kampf mit der Unbill der Natur im Winter, mit den Transportproblemen für Güter und Menschen - einmal fehlten sogar die Seile, um den Sarg ins Grab zu lassen, so dass man sich mit dem Geschirr der Pferde vom Leichenwagen behelfen musste. Den großteils aussichtlosen Kampf zur Rettung von Kunst- und Kulturgütern der verwaisten Gotteshäuser und religiösen Denkmale beschreibt der Pfarrer anhand der Kirchen von St.Apolonia und Godrusch, vom Haider Loreto oder der Kapelle am Pfraumberger Burgberg - und einer Reihe weiterer.
Und man erfährt von den wenigen wahrhaften Zeugen des Glaubens, die trotz allem sich ihre Treue zu Glaube und Kirche nicht rauben ließen.
Durch Zufall gelangte dieser Bericht, den Baštař nach der Wende als Serie in der Zeitschrift "Prameny" seiner damaligen Gemeinde Kladno-Rozdělov publiziert hatte, in die Hand von Dr. Wolf-Dieter Hamperl, den Vorsitzenden des Heimatkreises Tachau e.V.
Mit Hilfe diverser Unterstützer und finanzieller Sponsoren, u. a. dem Sudetendeutschen Priesterwerks hat er den Text in deutsch und tschechisch herausgegeben, mit Fotos aus jener Zeit nach 1946 - als Band 14 der "Schriften zur Tachauer Heimatgeschichte". Die Bischöfe Holub von Pilsen und Voderholzer von Regensburg - verbunden seit langem in einer Partnerschaft ihrer benachbarten Diözesen - wünschen in ihrem Vorwort, das Werk möge auf beiden Seiten der Grenze die Leser bestärken im Bemühen um Verständigung, Versöhnung und Frieden "auf der Grundlage des Glaubens, den P.Jaroslav nicht müde wurde zu verkünden und mit seinem ganzen Leben zu bezeugen".
Das Buch (136 Seiten, 42 Fotos) ist nicht im Buchhandel erhältlich, sondern nur bei Dr.Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstr. 21, D-83352 Altenmarkt
(eMail: wolf-dieter.hamperl@online.de) - Preis 17,90 € zzgl. Portokosten.

Klaus Oehrlein

Pfarrer Josef Maršálek „Vater Josef“ – Zeuge des Glaubens

Ab meinem 15. Lebensjahr hatte der Gymnasialprofessor und Pfarrer Josef Maršálek einen großen Einfluss auf mich. Er wurde am 28. Februar 1915 in Rajhrad zwischen zwei Klöstern geboren - dem männlichen Benediktinerkloster und dem weiblichen Kloster der Trostmänner. Früh starb sein Vater. Der Hof wurde seiner Mutter überlassen. Also zog sie ihn zusammen mit seinem Bruder František auf. Josef absolvierte das erzbischöfliche Gymnasium in Kroměříž, wo er auch wohnte. Er lernte fleißig, er las gern, aber am meisten freute er sich darauf, nach Hause zu seiner Mutter zu gehen, der er oft Briefe und Postkarten schrieb. Nach dem Abitur studierte er ab 1. Oktober 1934 am Priesterseminar in Brünn. Sein Klassenkamerad war der spätere Bischof von Brünn Karel Skoupý.
Am 5. Juli 1939 wurde er zum Priester geweiht. Er war tätig als Kaplan und gleichzeitig als Religionslehrer, hauptsächlich in Mittelschulen – in den Pfarreien Tišnov, Jedovnice, Kuřim, Velká Bíteš, Přibyslavice, Jihlava und Velké Meziříčí, wo er verhaftet wurde und am 30. August 1952 zu 15 Jahren als politischer Gefangener verurteilt wurde. Er arbeitete in den Uranbergwerken von Jáchymov, was tiefe Spuren auf seiner Gesundheit hinterließ.
Nach der Amnestie im Jahr 1965 wurde er aus dem Gefängnis entlassen, erhielt aber keine staatliche Genehmigung zum Priesterdienst. So arbeitete er in der Landwirtschaft, dann im EJF-Kraftwerk Brünn und als Manipulator am Institut für elektrische Maschinen in Brünn.
Die staatliche Zustimmung zum Priesterdienst erhielt er 1970. Seine erste Wirkungsstätte war die Stadt Rosice, wo er als Kaplan bei Pfarrer Miloš Václav Dočekal war. Als der Pfarrer des Nachbarpfarrbezirks Zbraslav starb, ist er am 1. September 1970 im Alter von 55 Jahren unser Pfarrer geworden, wo er bis zu seinem Tod am 2. Dezember 1994 wirkte.
Er konnte die Jugend begeistern. Er hatte große Erfahrungen mit der Pfadfinder-Organisation Junák und als Lehrer. Viele Kinder besuchten die Religionsstunden und viele Jungen begannen zu ministrieren. In Zusammenarbeit mit einer Familie aus Jihlava, die mit Restaurierungen Erfahrungen hatte, hat er ganz kunstsinnig den liturgischen Raum in der Kirche gestaltet. Vater Josef und die Familie sind sich nähergekommen und haben sich regelmäßig besucht.
Er war ganz streng mit Menschen und mit sich selbst, aber ein liebevoller Seelsorger. Er half sehr Witwen und Waisen und besuchte Alte und Kranke. Er besuchte diese Leute zu Fuß auch in Nachbardörfern. Er liebte die Natur und fotografierte sehr gern. Er war ganz erfolgreich in Farbfotografie, was etwas ganz Neues war. Seine besten Fotos stammen gerade aus der Natur. Er liebte die Kunst und erzog seine Schüler in diesem Sinne. Er zog zwei Generationen von Pfarrangehörigen heran, hatte zwei heilige Messen sonntags, und jeden Wochentag gab es einen Gottesdienst mit dem Rosenkranzgebet. Er verbrachte viel Zeit in der Kirche und betete dort demütig.
Aufgrund seines höheren Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit durch die Jahre in Gefängnissen versuchte er, einen gesunden Lebensstil zu pflegen und regelmäßig Sport zu treiben. Er konnte sich selbst die besten Gerichte verweigern, um auf sein Körpergewicht zu achten. Er war sehr präzis und pünktlich. Man konnte seine Uhr nach dem Beginn der Gottesdienste stellen. Mit 79 Jahren las er ohne Brille, kniete wie ein junger Mann und rannte die Treppen hoch. Bei der Montage einer neuen Turmuhr rannte er achtmal am Tag die Treppe zum Turm hinauf und kam dabei nicht in Atemnot. Da war Einerseits die hohe Intelligenz und das Niveau des Auftretens, andererseits die Bescheidenheit und Demut eines Landpfarrers. Er war ein berühmter Prediger. Er begann eine Woche im Voraus mit der Vorbereitung seiner Predigt. Er musste sonntags Abend wissen, was er am folgenden Sonntag predigen werde. Dann konnte er einen ruhigen Sonntagabend haben. Ein tschechischer Priester sagte: „Ich habe schon viele Predigten in Prag gehört, aber die in Zbraslav waren besser.“
Was er im Gefängnis erlebt hatte, darüber hat er nie gesprochen. Einmal war ein Film im Fernsehen mit dieser Thematik. In dem Film war ein Aufseher, er schrie die Gefangenen an, schlug sie und sagte, dass sie nicht schlafen dürfen, sondern im Raum herumlaufen müssen. Meine Frau konnte nicht glauben, dass es wirklich so war. Vater Josef sagte: „Ja, das war wirklich so, und als wir nicht mehr gehen konnten, haben wir uns auf den Boden gekniet und mit den Ellbogen auf den Boden geklopft, damit der Aufseher durch die Tür Schritte gehört hat!“
Pater Maršálek lebte den größten Teil seines Lebens in totalitären Regimen, aber er beschimpfte Politiker nie. Er sprach sogar mit Respekt von ihnen „Herr Präsident, Herr Vorsitzender, Herr Bürgermeister“. Er sagte: Sie wurden uns einmal vorgesetzt, also müssen wir sie respektieren.
Als Professor Josef Maršálek starb, ging ich nach den Begräbnisriten mit dem Bischof und er empfahl mir, Theologie zu studieren, weil die Gemeinde keinen anderen Priester bekommen würde. Meine Frau sagte mir: "Ich gehe mit dir; wir sollten fortsetzen, wozu Vater Josef uns erzogen hat". Und so bin ich Diakon geworden. Diakon in unserer Pfarrei, Religionslehrer auf der Grundschule und für kurze Zeit auch am Gymnasium und Gefängnisseelsorger. Pater Josef ist für mich immer ein unerreichbares Vorbild, in Predigt und auch im Leben.

Diakon Ing.PhDr. Vladimír Večeřa

Radio Proglas in der Tschechischen Republik

Ich wurde am 20. Mai 1960 in Brünn geboren, ich habe einen vier Jahre älteren Bruder. Meine Mutter kam aus den Highlands, sie war Katechetin, mein Vater aus der Walachei, von der mährisch-slowakischen Grenze, ein Elektroingenieur. Wir waren eine religiöse, praktizierende Familie, was schon in der Grundschule zu Problemen mit dem Regime führte. Aber wir hatten eine glückliche Kindheit. Mein Zwillingsbruder Tomáš und ich haben das Gymnasium absolviert, und danach wurden wir überraschenderweise beide an der Elektrofakultät der Technischen Universität Brünn aufgenommen. Mein Bruder Jiří ist Maschinenbauingenieur. Während meiner Jugendzeit hatte der heimlich geweihte Priester František Fráňa, ein Medizintechniker im Zivilleben, einen wichtigen Einfluss auf mich. Im Alter von dreizehn Jahren begannen wir, in einem Ort namens Amerika im Adlergebirge Sommerlager zu besuchen. Äußerlich sahen sie wie Pionierlager aus, aber in der Praxis waren es Pfadfinderlager. Hinzu kam ein streng geheimes Leben im christlichen Glauben. Das hat mich allmählich zu der Überzeugung gebracht, dass ich auch Priester sein möchte, der privat und unter Kindern und Jugendlichen arbeitet. Mein Theologiestudium fand in Privathaushalten statt, abends, im Sommer, wenn die Theologiestudenten keine Skripte brauchten. Schriftliche Aufzeichnungen über Prüfungen wurden aus Sicherheitsgründen auf ein Minimum beschränkt. Die Namen einiger der Prüfer habe ich nie erfahren. Ich habe mich acht Jahre lang auf diese Weise vorbereitet. Das Bindeglied zum verborgenen Teil der stillen Kirche und der Organisator meiner Studien war neben dem bereits erwähnten František Tišek Fráni der öffentlich aktive Priester Stanislav Krátký (*1922), im geheimen Bischof. Außerdem weihte er mich im Dezember 1987 zum Diakon und zum Priester.

Ursprünge

Die Ursprünge von Radio Proglas gehen auf den Sommer 1989 zurück, als die gesellschaftspolitische Situation nicht mehr tragbar war und wir planten, wie die Kirche in Freiheit arbeiten könnte. Die Frage war nicht ob, sondern wie, ab wann, mit wem, für wie viel. Ich selbst bin als Kind in den Bann des Radios geraten, sowohl technisch als auch inhaltlich!
Nach der Samtenen Revolution bestand die dringende Aufgabe darin, Informationen zu sammeln und die Radioerfahrungen von Christen in der ganzen Welt zu übernehmen. Ich habe diese Aufgabe übernommen. Die ersten Mitarbeiter waren Familie und Freunde in der Nähe des Radost-Zentrums im Adlergebirge. František Fráňa pflegte zu sagen: Tun Sie, was niemand tut. Auch Stanislav Krátký, der spätere Propst von Mikulov, unterstützte das Vorhaben mit seiner Begeisterung.
Mein Priestertum war bei den Verhandlungen mit der Kirche von Vorteil, aber ich wartete zweieinhalb Jahre auf die mit der Weihe verbundene Anerkennung. Dass ich Elektroingenieur bin, war in technischer Hinsicht von Vorteil. Im Sommer 1992 wurde ich zum Administrator in Brno-Zebětín und Kohoutovice ernannt; dadurch wurden Gemeindemitglieder aus dieser Brünner Doppelgemeinde zu zusätzlichen Unterstützern der Vorbereitungen.
Wir haben unsere Bemühungen auf den Staat, die Kirchenführer und die Gläubigen gerichtet.
Im Hinblick auf den Staat war es notwendig, die Art von Unternehmen zu bestimmen, die eine Rundfunklizenz erhalten kann, dem Rat für Radio- und Fernsehsendungen (RRTV) ein Projekt vorzulegen, das er genehmigt, wenn wir eine ausreichende finanzielle Unterstützung nachweisen und auch einen Hügel mit einem Turm für einen Sender mit einer freien Frequenz. Natürlich gehörten dem RRTV auch Vertreter der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei an, so dass die Präsentation ein Gleichgewicht zwischen dem klar deklarierten Christentum und allgemein kulturellen Programmen wie klassischer Musik, schöner Literatur usw. herstellen musste; das Christentum sollte also grundsätzlich ökumenisch und interreligiös dargestellt werden. Das ist auch heute noch so.
Gegenüber den Bischöfen und den Gläubigen war die Aufgabe anspruchsvoller. Auf Seiten der Kirche gab es eine Mischung aus Begeisterung für die neuen Möglichkeiten, Misstrauen gegenüber dem jungen, heimlich zum Priester geweihten Ingenieur, die Erfahrung einiger treuer Mitarbeiter des tschechischen Rundfunks, deren Meinung eher hinderlich war (Holík kann es nicht schaffen, er hat keine Ahnung, wie viel das alles kostet). Die Tatsache, dass wir viel Geld brauchten, riet zur Vorsicht. In den ersten Jahren wollte jeder für alles Geld von der Kirchenleitung.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits Radiosender in den Händen von Christen in Italien, Belgien, Frankreich und Polen gesehen. Wir wussten, wie es in den kulturell anders geprägten Vereinigten Staaten war.
Ein Schritt nach vorne war die Übermittlung von Spendenaufrufen an die Erzdiözese Wien, an die Organisationen Kirche in Not und Renovabis, und auch nach Übersee, an das U.S. Bishops' Conference Office of Central and Eastern European Relief. Diese Anträge wurden von allen tschechischen und mährischen Bischöfen unter der Leitung des damaligen Präsidenten Miloslav Vlk unterzeichnet. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass der erste, der dem Projekt Radio Proglas sein Vertrauen schenkte, der Bischof der Brünner Diözese Vojtěch Cikrle war, gefolgt vom Erzbischof der Olmützer Erzdiözese Jan Graubner. Wir wurden auch von Gläubigen aus den Nachbarländern unterstützt, oft Tschechen in der Emigration. Als schönes Beispiel möchte ich die Sammlung im Vorgebirgsdorf Mauls (Bezirk Bozen) nennen, wo italienische Gemeindemitglieder mit ihrem Pfarrer Jiří Jeřábek 1992 Geld für den ersten Sender für Proglas sammelten, den wir dann in Bologna kauften und mit dem wir zwanzig Jahre lang auf Svatý Hostýn ausstrahlten. Nach einem Besuch in Erba, Italien, dem Sitz des italienischen Radio Maria, waren wir von der Idee eines gemeinnützigen, nichtkommerziellen, hörerabhängigen Radiosenders überzeugt. Das funktioniert so, dass man Leute einstellt, Ausrüstung kauft, mit der Ausstrahlung beginnt und dann sagt: Wir senden keine Werbung, wir haben keine Goldminen, wir senden für Sie, wir betteln nicht, aber wir bringen Ihnen einzigartige Inhalte. Wenn es Ihnen gefällt, schicken Sie uns Geld für Gehälter, für die Technik, für die Regie. Ich danke Ihnen. Keine Verpflichtung, keine vorgeschriebene Beitragshöhe. Das ist es, was wir mögen.

Lizenz

Einer der vielen Zufälle Gottes war die Entdeckung einer unscheinbaren Zeitungsanzeige, in der die Frequenz 90,6 MHz auf Svatý Hostýn angeboten wurde. Wir sind mehr als einmal gescheitert, aber St. Hostyn? Wir oder niemand! Es hat gut funktioniert. Die Lizenzentscheidung lautete: Das Radio muss innerhalb von sieben Monaten den Sendebetrieb aufnehmen! Wir haben am 8. Dezember 1995 mittags den Sendebetrieb aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir, ermutigt durch unseren ersten Erfolg, bereits eine Reihe weiterer Anträge eingereicht; alle sechs Monate bekamen wir so viel zusätzliches Geld, dass weitere Anträge eingereicht werden konnten; dies entsprach unserem Plan, in Zukunft landesweit zu senden.

Zum Programm

Proglas sendete zunächst achtzehn Stunden am Tag, nach einem Jahr 21 Stunden, nach zwei weiteren Jahren 23 Stunden und ist seit dem Jahr 2000 kontinuierlich auf Sendung.
Das Programm ist als Sendung für die ganze Familie konzipiert, wobei der Schwerpunkt auf christlichen Werten liegt. Im Gegensatz zu den meisten Radiosendern, deren Sendungen als Mainstream bezeichnet werden können, und davon gibt es in der Tschechischen Republik eine überwältigende Mehrheit, sendet Proglas gestaffelt, d. h. jede Sendung hat ihre eigenen Adressaten. Die erste Achse der Sendungen sind pastorale Programme, d.h. Gebete, Tagesevangelium, Morgenlob, Schülergebet, Mittagsgebet, Heilige Messe oder Rosenkranz, Abendgebet mit Kindern, Abendlob, abschließendes Mitternachtsgebet. Die zweite Achse sind die Kulturprogramme. Ein wichtiger Posten ist die geistliche und klassische Musik, die immer noch 16 % der Sendungen ausmacht. Weitere Zielgruppen sind ältere Menschen, Eltern im Erziehungsurlaub, Schulkinder und Schüler.
Die dritte Achse ist evangelistisch, sie verbirgt sich im Stil der Sendung, im Tonfall, in der Freundlichkeit, und sie ist wichtig.
Es bleibt zu bestätigen, wie glücklich die damalige Entscheidung über die Art der Finanzierung war: In unserem Land sind im Laufe der Jahre mehr als hundert kommerzielle Radiosender entstanden, aber die ursprünglichen Eigentümer sind, von einigen Ausnahmen abgesehen, nur noch auf dem Papier Lizenzinhaber, während das Programm, einschließlich der allgegenwärtigen Werbung, nach zwei Wellen der Eigentumskonzentration von vier großen Medienhäusern bestimmt wird. Proglas hat als nichtkommerzielles Unternehmen eine Ausnahmestellung, und niemand hat versucht, es zu kaufen.

Nicht nur Radio

Im Jahr 2004 gründete P. Leoš Ryška SDB mit meiner Unterstützung die Telepace s.r.o., die über eine Lizenz für Fernsehsendungen verfügt. Der Fernsehsender Noe ist seit sechzehn Jahren gewinnbringend tätig. Es ist eine glückliche Zeit, die im DVBT2-System Vollbildsendungen zu einem erschwinglichen Preis ermöglicht. Ich bin seit acht Jahren bei Tv Noe dabei.
Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass es in den fünfundzwanzig Jahren des Bestehens von Proglas nur wenige Musiker und Interpreten der weicheren Genres in der Tschechischen Republik gibt, die nicht bei Proglas aufgetreten sind. Das liegt unter anderem an der günstigen Lage von Brünn, wo sich die Hauptredaktion von Proglas befindet.
In der Brünner Basis in der Olomoucká Straße organisieren wir verschiedene Ausstellungen. Jedes Jahr veranstalten wir einen Tag der offenen Tür, die Endrunde von Kinderwettbewerben und die kirchenweite Church Night mit der Radiokapelle. Fast jedes Jahr nehmen die Redakteure erfolgreich an einem staatlichen Wettbewerb für Sendungen teil, die sich mit dem Thema "Leben mit Behinderung" befassen. Proglas ist ein Ort mit einer guten Adresse.
Proglas achtet auf Standards, wählt seine Autoren aus und versucht auch, Themen, die für das Ohr geeignet sind, von Sendungen, die eher für das Auge des Betrachters geeignet sind, zu unterscheiden. Wir werden solche Sendungen unseren Freunden bei Telepace empfehlen. Ergänzend dazu übernehmen wir oft den Ton von Telepace und senden zum Beispiel für Menschen im Krankenhaus. Proglas ist in den sozialen Medien aller Art aktiv und nimmt sie als Teil seiner Arbeit wahr, ganz im Sinne der vielen Briefe des Papstes zum Medientag. Einige Experten sagen, dass die Online-Medien verschwinden werden. Proglas ist der Beweis, dass die geheimnisvolle Verbindung von Mund zu Ohr in Echtzeit durch elektromagnetische Wellen immer noch lebendig ist. Das in fünfundzwanzig Jahren Rundfunkarbeit entstandene Archiv ist außerordentlich umfangreich. Ein Beispiel für das Ergebnis langjähriger Bemühungen ist die Website hudebnírozhovory.cz mit Tausenden von Musikprogrammen. Dieses Projekt wurde als öffentliches Kulturgut anerkannt und daher vom Kulturministerium der Tschechischen Republik finanziell unterstützt.

Schlussfolgerung

Die nichtkommerzielle Existenzweise nach dem italienischen Radio Maria, übersetzt in die tschechische Gesetzgebung, der Impuls der finanziellen Unterstützung aus Wien, aus Deutschland (Kirche in Not, Renovabis), und aus Washington. Das anfängliche große Vertrauen des ortsansässigen Bischofs Vojtěch Cikrle, die jahrelange finanzielle und sonstige Unterstützung durch die tschechische Bischofskonferenz, die fünfjährige Vorbereitungsarbeit (1990-1995) durch eine Handvoll überzeugter Menschen und andere hat sich bewährt. Die oben beschriebenen Aktivitäten haben ein Medium entstehen lassen, das seit mehr als einem Vierteljahrhundert mit dem Apostel Petrus über die „Bereitschaft spricht, mit der wir  vor jedem Rechenschaft ablegen, der nach den Gründen für unsere Hoffnung fragt", das sich nach dem Vorbild der Heiligen Cyrill und Method nicht nur der Seelsorge der Gläubigen dient, sondern auch seine Türen für Suchende und Menschen öffnet, die Kultur lieben, Menschen guten Willens. Es ist das Werk von sechzig fest Angestellten, dreihundertfünfzig ständigen Mitarbeitern, eintausendzweihundert Freunden von Proglas und mehr als fünfzigtausend mitwirkenden Hörern. Es handelt sich zweifelsohne um ein Gemeinschaftswerk. Es wird so lange leben, wie Menschen es schaffen und nutzen wollen.
Viele Ihrer Stimmen sind Teil unserer Familie.
Für die Ohren und für die Seele.
Proglas - Radio für ein gemütliches Zuhause.
Deus audiendus! Gott soll gehört werden!
„Proglas“ ist der Titel der Vorrede in Versform zur Übersetzung der vier Evangelien des heiligen Kyrill-Konstantin ins Altslawische aus dem Jahr 863.

Martin Holík

Exerzitien für Priester, Diakone und Ordensleute

Wie alle Jahre lud das Sudetendeutsche Priesterwerk wieder ein zu Exerzitien vom 21. – 25.11.2022 in der Erzabtei St. Ottilien. Als Leiter konnte Abtprimas em. Dr. Notker Wolf OSB gewonnen werden. Er leitete von 1977 -2000 als Erzabt das Kloster und war dann von 2000 – 2016 Abtprimas des Benediktinerordens in Rom. Mittlerweile lebt er wieder in St. Ottilien und ist bekannt als Autor mehrerer Bestsellerbücher. Die Exerzitien standen unter dem Leitgedanken „In der Liebe zu Christus wachsen“. 20 Priester, Diakone und Ordensleute nahmen daran teil. Neben den interessanten Vorträgen des Abtprimas em. waren für alle Teilnehmenden die Gottesdienste und das Chorgebet mit den Mönchen ein besonderes Erlebnis. Ihr gesanglich ansprechender Lobpreis Gottes erhob die Herzen wie von selbst zu Gott.
Abtprimas em. Notker Wolf lud zu einem Rückblick ein auf die einstige Berufung und das bisherige priesterliche Wirken und zu einem Ausblick auf den weiteren Lebensabschnitt: Wie erging es allen auf ihrem Weg und in ihrem Dienst als Seelsorger? Wie stand es dabei mit der Christusbeziehung? Ist sie im Laufe der Zeit gewachsen? Wie fällt der Blick auf die Gegenwart aus und die kommende Zeit? Christus will immer mit uns sein in den Höhen und Tiefen des priesterlichen Dienstes, in den Erfolgen und auch in den Enttäuschungen, im Streben nach größerer Verbundenheit mit ihm aber selbst auch im Versagen. Er wartet immer auf uns mit seiner Gnade auch dort, wo Berufene mit ihren Fähigkeiten, mit ihrem guten Willen an Grenzen stoßen. Bei allen persönlichen Schwierigkeiten und Herausforderungen, bei allen derzeitigen Krisen und Problemen der Kirche ist deshalb nicht Jammern angesagt, sondern gläubige Zuversicht, ganz im Sinne des Pauluswortes: „Vergessen wir, was hinter uns liegt, und strecken wir uns nach dem aus, was vor uns ist“ (Phil 3,13)!
Christus beruft in seine Nachfolge nicht wegen eines großartigen Charakters, nicht wegen hoher Intelligenz, nicht wegen bewundernswerter Heiligkeit. Entscheidend für ihn sind Menschen, für die er der Inhalt des Lebens sein kann, die ihr Leben durch ihn verändern lassen, die ohne Vorbehalte Gott und den Menschen zu dienen versuchen.
Auch wenn die Außenansicht der Kirche heute mutlos machen kann, kommt es in dieser Situation darauf an, auf die Zusage des Herrn zu vertrauen, dass er immer um die Sorgen und Nöte der Seinen weiß. Um die Zuversicht im Dienst zu bewahren und einer geistigen Müdigkeit und Trägheit zu wehren, empfehlen sich feste Gebetszeiten, das Hören und Aufnehmen der Worte des Herrn, die tägliche Gewissenserforschung und gute Vorsätze, die kontrollierbar sind. Hinsichtlich der großen Veränderungen in der Welt, in der Gesellschaft und in der Kirche, bedarf es auch bei den Berufenen der Bereitschaft offen für neue Wege in der Seelsorge zu sein.
Die Berufenen sollten sich stets bewusst sein: Für Gott einzutreten ist kein angenehmer und bequemer Weg. Die Aufgabe bleibt, die Frohe Botschaft zu verkünden auch gegen Mainstream und Geist der Zeit. Selbst wenn ein Priester nach vielen Dienstjahren nicht zufrieden ist mit dem, was er erreicht hat und an seinem Ungenügen leidet, kann er darauf bauen, dass Christus das recht macht, was nur als Stückwerk erscheint. Hätte der Herr ihn nicht gewollt, hätte er ihn auch nicht berufen, das Evangelium zu verkünden.
Bei einem Gesprächsabend stellte sich Abtprimas em. Notker Wolf den Fragen der Teilnehmer. Angesprochen auf die Missionstätigkeit der Mönche aus St. Ottilien und der Tutzinger Benediktinerinnen berichtete er von ihrem Wirken in China und Nordkorea in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nicht wenige von ihnen starben als MärtyrerInnen in den Internierungslagern, in die sie bei der kommunistischen Machtübernahme in beiden Ländern verschleppt wurden. Mit einem Mitbruder besuchte Notker Wolf in späteren Jahren unter schwierigen Umständen die aus dieser Zeit noch bestehenden christlichen Gemeinden, die damals von den Mönchen gegründet wurden. Weiter erzählte er von einem Krankenhausprojekt, das er in einer auch von Christen bewohnten chinesischen Stadt initierte und mit Hilfe von Spenden durchführen konnte bei äußerst komplizierten Verhandlungen mit den örtlichen kommunistischen Behörden.
Mit einem Gottesdienst in der St. Ottilienkapelle am 25.11.2022 und einem anschließenden Mittagessen gingen die Exerzitien zu Ende. Geistlich wieder aufgerüstet konnten die Teilnehmer sich dann auf die die Heimreise machen. Ein besonderer Dank gilt Msgr. Karl Wuchterl, in dessen Händen die Organisation lag und der für einen guten Verlauf der Exerzitien sorgte.

Alois Ehrl

Jahrestagung und Mitgliederversammlung

Vom 12.-13.03.2023 fanden im Schloss Fürstenried in München die diesjährige Jahrestagung und Mitgliederversammlung des Sudetendeutschen Priesterwerks statt, an der 14 Mitglieder teilnahmen. Am Montag-Vormittag stand ein Besuch des Tschechischen Zentrums in München auf dem Programm. Die Direktorin Blanka Návratová informierte uns über die Aufgaben des Instituts und aktuelle Projekte. Das Tschechische Institut ist eines von 26 Kulturinstituten des tschechischen Staates im Ausland, vergleichbar mit den deutschen Goethe-Instituten. In Deutschland gibt es zwei Institute, in München und Berlin. Seine Aufgabe ist es, tschechische Kultur in Deutschland präsent zu machen. Das geschieht durch Film-Festivals, Buchpräsentationen oder Ausstellungen. Davon konnten wir uns gleich überzeugen, denn wir trafen in einem Raum, in dem gerade die Ausstellung „Symbiosis“ gezeigt wird. Das Glas- und Schmuckatelier der Technischen Universität Liberec/Reichenberg präsentiert dabei einen Querschnitt der besten Werke seiner Studierenden und Absolventen.
Besonders im Bereich der Literatur gibt es Kooperationen mit dem Adalbert-Stifter-Verein. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft und die Ackermann-Gemeinde kennt Blanka Návratová durch ihre Tätigkeit bei Meeting Brno und den damit verbundenen Brünner Versöhnungsmarsch. Der Schwerpunkt des Institutes liegt in der Gegenwart, deswegen spielt die deutsch-tschechische Geschichte in der unmittelbaren Arbeit keine große Rolle, wenngleich sie in der tschechischen Kultur, Kunst und Literatur durchaus präsent ist.
Am Dienstag trafen sich die Teilnehmer zunächst zur Mitgliederversammlung. Die Tagesordnung musste wegen Erkrankung um einige Regularia gestutzt werden. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung, so sie noch in 2023 nötig ist, soll im Rahmen der Begegnungswoche Ende Juni stattfinden. Vorsitzender Holger Kruschina berichtete aber über die Aktivitäten seit der letzten Versammlung im Frühjahr 2022. So wurden das Deutsch-Tschechische Priestertreffen, diesmal in Böhmen, die Urlaubswoche für ältere tschechische Mitbrüder, die noch unter dem Vorzeichen des Kommunismus ihren Dienst tun mussten, und die Exerzitien durchgeführt. Gleiches ist auch für 2023 wieder geplant. Da die Mitgliederversammlung verhältnismäßig kompakt war, ergab sich die Gelegenheit noch tiefer in die Diskussion über Fragen der Kirche in unserer Zeit einzugehen.
Am Nachmittag stand eine kleine Wallfahrt nach Maria Eich, direkt vor den Toren Münchens gelegen, an. Ein Mitglied des dortigen Augustinerkonvents führte durch Vergangenheit und Gegenwart, die alte Wallfahrts- und die neu gestaltete Kuratiekirche und ein Blick in den Rohbau des neuen Konventgebäudes lud zu einem Besuch im nächsten Jahr ein. In der Wallfahrtskirche feierte unsere Gemeinschaft anschließend Vesper und Messe, in deren Rahmen der Verstorbenen und besonders des auf den Tag vor drei Jahren so plötzlich Verstorbenen zweiten Vorsitzenden, Markus Goller, gedacht wurde. Nach der Rückkehr und dem Abendessen in Schloss Fürstenried entspannen sich noch anregende Gespräche bei einer gemütlichen Runde.
Aus organisatorischen Gründen endete die Versammlung dann auch schon am Mittwochmorgen nach den gemeinsamen Laudes und dem Frühstück. Aber für nächstes Jahr ist Fürstenried schon gebucht: 03.-06.03.2024.

Mathias Kotonski/Holger Kruschina