Vorwort des Vorsitzenden

Liebe Mitglieder und Freunde des Sudentendeutschen Priesterwerks,
das letzte Vorwort habe ich am 9.11.2024 für die Weihnachtsmitteilungen verfasst. Da lagen die US- Präsidentenwahl und das Auseinanderbrechen der deutschen Regierung nur wenige Tage zurück. Es ist unglaublich, mit welch atemberaubenden Tempo sich die Welt in einem Vierteljahr weitergedreht hat! Warum bleib ich diesem Gedanken hängen?
Nun zum ersten bin auch ich kein Mensch im luftleeren Raum, sondern Bürger wie die anderen und lasse mich natürlich mehr bewegen, wenn sich mehr tut. Wenn man die Artikel in den kirchlichen Medien verfolgt, ist das ja auch ein starkes Diskussionsthema: Inwieweit sollen oder müssen wir uns äußern, wenn es um gesellschaftspolitische Fragen geht? Ich meine: So viel und oft, wie die Fragen drängen! Dass das auch mit parteipolitischen Ansichten kollidiert, lässt sich dann natürlich nicht vermeiden, auch wenn es nicht die primäre Absicht ist. Jesus selbst ging es um „Inhalte“, die auszusprechen und anzumahnen die „Parteien“ seiner Zeit gehörig gegen ihn aufbrachten.
Das führt mich zum zweiten Gedanken. Unser Gott ist ein Gott der Geschichte der ganzen Menschheit (nicht nur der Vergangenheit und nicht nur Israels). Kreation, Inkarnation und Inspiration gehören heilsgeschichtlich zusammen. Jesu Geistsendung markiert einen Dauerauftrag, kein bloßes Gedenken. Denn unsere Geschichte, das ist unser christliches Bekenntnis, ist Heils-Geschichte, an der wir konstruktiv mitschreiben sollen.
Und das macht drittens auch das Charisma unserer Gemeinschaft aus. Die Mitteilungen des Sudetendeutschen Priesterwerks sind keine erbauliche, geistliche Zeitschrift, sondern sie stellen sich mit Blick auf die Wurzeln unserer Bewegung den Fragen der Zeit. Sie erinnern an erlittenes Unheil und erzählen von Heilung. Sie schlagen Brücken von hüben nach drüben und vom Gestern ins Heute. Sie lenken den Blick auf das Verbindende – so wie ausgerechnet heuer, wo wir 1700 Jahre gemeinsames Glaubensbekenntnis feiern, der Kalender ein Ostern zusammen mit der Ostkirche ermöglicht. All das macht uns, um das Motto des Heiligen Jahres aufzugreifen, zu „Pilgern der Hoffnung“. Und Hoffnung konnte die Welt schon immer brauchen, heute vielleicht wieder besonders.

Ihr
Pfarrer Holger Kruschina

Ostergruß des Vertriebenenbischofs

Hinabgestiegen in das Reich des Todes, auferstanden von den Toten

Sehr zügig sprechen wir es im Glaubensbekenntnis: „Hinabgestiegen in das Reich des Todes; am dritten Tage auferstanden von den Toten.“
Für uns gehören der Karfreitag mit dem Gedenken an den Tod Jesu und der Ostertag mit dem Fest seiner Auferstehung eng zusammen. Dazwischen nennt uns das Glaubensbekenntnis jedoch den Abstieg des begrabenen Christus in das Reich des Todes. Was wollte er dort? Der Erlöser wollte alle erreichen, die nach Erlösung hungern und dazu gehören auch alle, die durch den Tod in der Unterwelt gefesselt waren – voran Adam und Eva als Beispiel für alle Menschen von Anfang an. So ist es für mich eine schöne Osterbotschaft, die sich auch in einem Flügelaltar des Erfurter Domes aus dem 16. Jahrhundert zeigt.
Zu sehen ist auf diesem Altar in einem Seitenflügel Christus, der die Pforte des Todes und der Hölle aufsprengt und zwei Personen an seine Hand nimmt und herausführt. Die Botschaft der Erlösung und Befreiung von Tod und Hölle nehmen wir an Ostern als selbstverständlich hin, jedoch ist weder an der Kreuzesdarstellung noch an der Darstellung der Auferstehung Jesu die Wirkung seiner Auferstehung eindeutig erkennbar. „Was bedeuten Tod und Auferstehung für uns!“ – fragen wir mit Recht. Wir feiern an Ostern ja nicht ein Ereignis, das zwar einen historischen Hintergrund hat, aber historisch nicht nachweisbar ist, wie es mit anderen Ereignissen der Geschichte möglich ist. Wir sprechen beim Osterereignis von einer Wirklichkeit, die Zeit und Raum dieser Welt überschreitet. So brauchen wir Bilder, die uns eine Wirklichkeit und Wirkung erschließen, die wir alle erhoffen, aber in dieser Welt und Zeit nur anfanghaft erspüren können.
Wir hören vom Glaubensmut der Apostel aufgrund ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen. Wir spüren bis heute die Kraft des Auferstandenen, wenn Menschen sich neu oder wiederholt zu Christus bekennen und durch Taufe oder Beichte ihre Verbundenheit mit ihm bezeugen. Die Frage nach dem Mehrwert des Glaubens bekommen wir nur beantwortet, wenn wir spüren, wie der Auferstandene uns bei der Hand nimmt und aus dem Rachen des Todes und der Hölle befreit, wie man es auf diesem Altarbild sehen kann. Nach meiner Kenntnis ist es in der abendländischen Kunst sehr selten, dass der Abstieg in das Reich des Todes gezeigt wird. Ich bin daher für diese Darstellung im Erfurter Dom sehr dankbar und weise bei Führungen explizit darauf hin.
„Wann ist Ostern?“ – Wir feiern einen festen Termin, der aufgrund einer Berechnung des Mathematikers Carl Friedrich Gauß aus dem Jahr 1800 festgelegt wird. Er hatte diese Termine für die Jahre von 1583 bis 8202 errechnet und somit auch für unser Jahr 2025: Der 20. April. Ostern kann jedoch an jedem Sonntag werden, wenn wir uns vom auferstandenen Christus im Gottesdienst bei der Hand nehmen und von der Sünde befreien lassen. Überall dort, wo Menschen Befreiung erfahren, ist die österliche Erfahrung spürbar. Die Tatsache des Eingesperrtseins kennen wir, wenn unsere Pläne nicht aufgehen, wenn Kriege die Lebensplanungen zerstören und wenn ich spüre, dass ich mich ändern muss und es nicht schaffe, einen Neuanfang zu setzen. Gut ist es dann, eine hilfreich ausgestreckte Hand zu sehen, die mich aus dem Loch herauszieht. An Ostern empfehle ich die Hinwendung zu Jesus Christus. Per Computersimulation kann ich vielleicht ein Bild zaubern, wo mich Christus selbst bei der Hand fasst, wie er Adam und Eva erfasst und erlöst hat. Das wäre in hoffnungsvolles Osterbild.

Ein gesegnetes Osterfest und die Freude am neuen Leben durch den Auferstandenen wünscht von Herzen!
Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

Ostergruß des Präses der Sudetendeutschen

Liebe Mitchristinnen, liebe Mitchristen,
Ostern ist der Anfang, nicht Ende. Der Ostersonntag ist der „erste Tag der Woche“, wie es auch im Evangelium heißt: Viele wünschen am Freitag „ein schönes Wochenende“. Ich widerspreche dem immer: Der Samstag ist der letzte Tag der Woche, das Wochenende. Der Sonntag aber ist der erste Tag der Woche. Er ist der Tag der Auferstehung, damit fängt alles an.
Ohne die Auferstehung wäre es zu Ende gewesen. Dann wäre es richtig, beim „Wochenende“ zu bleiben. Dann hätte das Grab das letzte Wort, wäre der Friedhof das Ende, auf das alles Leben unerbittlich hinausläuft – Schluss und Aus.
So war auch die Stimmung in Jerusalem an diesem ersten Tag der Woche. Am Kreuz, dem grauenvollen Marterpfahl, ist alle Hoffnung der Anhänger Jesu gestorben. Nun liegt sie begraben hinter einem großen Stein.
Der Sonntag ist aber der Anfang und nicht das Ende. Mit dem Ostersonntag beginnt etwas, das nie mehr zu Ende geht. Jesus hat das Grab verlassen. Er lebt. Der Tod ist nicht die Endstation. Er sendet uns: Sagt es allen Menschen weiter!

Ihnen allen von ganzen herzen gesegnete Ostern – im Glauben an die Auferstehung!
Ihr Dieter Olbrich, Msgr.

Heiliges Ostergrab in Miniaturausführung aus dem Erzgebirge

Seit mehr als tausend Jahren ist es ein christlicher Brauch, den Gläubigen bedeutende biblische Stätten und Gegebenheiten in Form von Modellen zur Andacht und zur Anschauung darzustellen. Dazu zählen in erster Linie die Geburt, der Tod und die Auferstehung Christi. Anfangs waren es großflächige Darstellungen des Lebens Jesu in den Kirchen. Später wurden die Szenen in Kleinausführung in die Wohnstuben der Familien übernommen. Das Schnitzen von Figuren und das Anfertigen von Modellen von Häusern und Landschaften war zuerst dem handwerklichen Geschick von begabten Familienmitgliedern vorbehalten. Später wurde daraus ein Beruf vieler gewerblich tätiger Handwerker. Bis heute ist die Herstellung von Krippen oder von Weihnachtspyramiden ein bedeutender Gewerbezweig vor allem im sächsischen Erzgebirge.
Die Krippe ist auch heute noch ein fester Bestandteil des Weihnachtsbrauches in vielen Familien.
Eine Besonderheit ist jedoch ein Heiliges Ostergrab in Miniaturausführung zur privaten Andacht in den Wohnstuben der Familien. Diesen Brauch gab es offenbar nur in einigen Gebieten der österreichisch-ungarischen Monarchie, so im Erzgebirge und in Tirol.
Obwohl in den Jahren 1945/46 bei der gewaltsamen Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland durch die Tschechen nur 30-50 kg Gepäck pro Person zugelassen war, nahmen viele Familien die Figuren der Familienkrippe mit, so auch die Eltern des Verfassers aus Abertham (Kreis Neudek) im Erzgebirge. Für das Heilige Ostergrab war jedoch im Vertreibungsgepäck kein Platz. Daher nahm der Vater nur die Erinnerung mit und baute in der neuen Heimat in Offingen (Kreis Günzburg) originalgetreu das Miniatur-Ostergrab wieder auf. Es zeigt drei Szenen:
Gründonnerstag: Oben die Monstranz und unten das letzte Abendmahl.
Karfreitag und Karsamstag: Oben das Kreuz und unten der Leichnam Jesu in der Grabkammer, bewacht von einem Engel.
Ostersonntag: Oben der auferstandene Jesus, unten die leere Grabkammer. (siehe Titelbild)
Wo war das Heilige Grab in Kirchen zur Osterzeit verbreitet?
In den katholischen Kirchen vor allem in Süddeutschland und in Österreich war es vom Gründonnerstag bis zum Ostersonntag bis etwa zum Jahr 1956 Brauch, des Todes und der Auferstehung Jesu durch ein heiliges Grab in Lebensgröße zu gedenken. Das Sudetenland gehörte früher als Teil Böhmens zu Österreich und war überwiegend katholisch, somit war der Brauch auch hier in jeder katholischen Kirche verbreitet. Im Verlauf des Gründonnerstages wurden in den Kirchen die Fenster mit schwarzen Tüchern verhängt und vor dem Hochaltar wurde das Heilige Grab aufgebaut. Die elektrische Kirchenbeleuchtung wurde während der Kartage außer Betrieb gesetzt. Für die Beleuchtung des Heiligen Grabes sorgte eine Vielzahl von Glaskugeln, die mit farbigem Wasser gefüllt waren. Hinter den Glaskugeln brannten Kerzen. Die farbig flackernden Lichter vermittelten einen fast magischen Eindruck und erzeugten in den Kirchenbesuchern in der sonst völlig dunklen Kirche einen heiligen Schauder.
Die offizielle katholische Kirche beobachtete die mancherorts ausufernde Volksfrömmigkeit kritisch. Die Ritenkongregation des Vatikan beschloss daher 1955, keine Aufstellung von Heiligen Gräbern als Zentrum der österlichen Liturgiefeier mehr zuzulassen. So kamen die österlichen Heiligen Gräber ab 1956 außer Gebrauch und wurden aus vielen Kirchen „entsorgt“. In Abertham (heute Abertamy) wurde das Heilige Grab wie auch die Weihnachtskrippe von treusorgenden heimatverbliebenen Frauen über die vergangenen 80 Jahre aufbewahrt. Die Weihnachtskrippe wird jedes Jahr ausgestellt, das Heilige Grab ruht unversehrt unter dem Aufgang zur Empore. In einigen süddeutschen und österreichischen katholischen Kirchen wird das Heilige Grab als Andenken an die Vergangenheit, jedoch nicht mehr als Zentrum der Osterliturgie, an Nebenaltären oder in Kapellen ausgestellt.
Das Heilige Grab der Familie des Verfassers wird im Heimatmuseum Stadt und Landkreis Neudek in Augsburg ausgestellt. Von einem weiteren Heiligen Grab in Miniaturausführung berichtet die Internetseite www.kulturraumtirol.at in Hall/Tirol. Der Brauch, in der Karwoche ein kleines Heiliges Grab im Wohnzimmer aufzustellen, ist inzwischen wohl ausgestorben.

Josef Grimm

Das Altarbild Albert Burkarts in der Kollegskirche in Königstein

Die Symbolik von Eucharistie und Abendmahl

Wenn man mit Kindern und Jugendlichen oder anderen Besuchern in die Kollegskirche geht, so wundern sie sich oft über das ungewöhnliche Wandbild an der Stirnseite des großen Kirchenraumes, das der Künstler Albert Burkart im Auftrag von Bischof Kindermann geschaffen hat. Im Zentrum des Bildes, direkt auf dem grauen Putz, schwebt ein überlebensgroßer Christus, der mit seinen ausgebreiteten Armen die Kreuzform markiert. Die Kreuzbalken fehlen. Es gibt auch keinen Boden, auf den das Kreuz hätte eingerammt werden können. Das Gesicht ist breit mit einer hohen Stirn und die Augen liegen weit auseinander. Diese „neoexpressionistische“ Darstellung ist nicht anziehend im üblichen Sinn. Das Wandbild ist den meisten inhaltlich und stilistisch fremd. Was vielen zunächst auffällt, ist die rätselhafte rote Scheibe rechts oben an der Wand, dann der Engel, der das Blut aus der Seitenwunde Christi auffängt und nicht zuletzt die Schrift „Per ipsum, et cum ipso, et in ipso“. Gute Lateiner können viele ihn mit „Durch ihn und mit ihm und in ihm“ übersetzen, aber deswegen ist noch längst nicht allen klar, was dieser Spruch inhaltlich besagt und was er an der Wand zu suchen hat. Manch einer erinnert sich, dass er oder sie ihn schon einmal in der Messe gehört hat. Er gibt einen ersten Hinweis auf die zugrundeliegende Thematik der Darstellung: Die Eucharistie. Obwohl es das Zentrum des Glaubens ist, ist das, was da geschieht, besonders schwierig zu erfassen. Nicht umsonst spricht man von einem „Mysterium des Glaubens.“
Da die sparsam eingesetzte rote Farbe die Komposition insgesamt im Gleichgewicht hält, kann man sich nacheinander an den einzelnen roten Bildelementen orientieren, um den tieferen Sinn der Symbolik des Bildes zu entdecken.
Da ist zunächst die rote Scheibe, die am Rand leicht dunkel schattiert ist. Sie soll eine Sonnenfinsternis andeuten. Totale Sonnenfinsternisse kommen nicht häufig vor. Astronomen rechnen mit derartigen außerordentlichen Himmelserscheinungen im Schnitt nur alle 345 Jahre. Vermutlich gab es tatsächlich eine solche Erscheinung im April 32 oder 33, die auch in Jerusalem zu sehen gewesen sein soll. Aber man sollte die Frage nicht historisch angehen, denn biblische Texte sind allesamt literarisch gestaltet und interpretieren das Wirken Jesu. So erzählen die drei synoptischen Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas, dass sich der Himmel verfinsterte und sich die Sonne verdunkelte, als Jesus am Kreuz hingerichtet wurde. Am ausführlichsten bei Lukas 23,44-45: „Und es war schon um die sechste Stunde; und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, weil die Sonne aufhörte zu scheinen; der Vorhang des Tempels aber riss mitten entzwei.“
Es liegt in der dramaturgischen Steigerung der Passionserzählung begründet, dass selbst die Natur das ungeheuerliche und ungerechte Geschehen der Hinrichtung Jesu kommentiert. Was ist eindrucksvoller, als wenn die Sonne, die Spenderin von Licht und Leben, über den Tod des Gottessohnes trauert und deswegen aufhört zu scheinen.
Der Blick wird nun auf die roten Blutstropfen an der Dornenkrone und auf die Wundmale an Händen und Füßen des Gekreuzigten gelenkt. Der Kreuzestod war für alle Verurteilten eine furchtbare Marter. Er galt damals als eine besonders unwürdige Hinrichtungsart. In diesem speziellen Fall wird jemand hingerichtet, der sein Leben ganz und gar an Gottes Willen ausgerichtet hatte. Was könnte Gottes Wille in dieser oder jener gegebenen Situation sein? Welche Prioritäten muss man setzen, um die Liebe zu Gott mit der Liebe zum Nächsten zu verbinden und das auch zu leben? Jesus hat sich das immer wieder gefragt und diese Frage ist auch das Leitmotiv aller Evangelien. Er hat das bis zu seinem blutigen Ende in aller Konsequenz durchgehalten und wurde dafür gekreuzigt. Darauf verweisen die blutigen Wundmale in unserem Wandbild. Auch wenn Jesus schon sehr früh als Sohn Gottes bezeichnet wurde, ist diese Gotteskindschaft nichts Exklusives, sondern sie ist für alle Menschen möglich: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben…“ (Joh 1,12). Er hat es im Modell vorgemacht, wie es gehen könnte, wenn man damit Ernst macht. Wir können nicht wissen, was Gott will, das wäre pure Anmaßung, aber wir können uns immer wieder fragen, was in seinem Sinne richtig wäre. Auch Jesus wusste es nicht immer, aber er betete am Ölberg: „Dein Wille geschehe…“
Wir nähern uns der klaffenden Seitenwunde, wie sie bei allen Kreuzigungsdarstellungen vorkommt. In der Passionsgeschichte wird berichtet, dass ein Soldat Jesus mit einer Lanze in die Seite gestochen hat, um zu überprüfen, ob er schon tot sei. Sogleich flossen Blut und Wasser aus der Wunde. Im Wandbild fängt ein Engel das Blut aus der Seitenwunde auf. Das knüpft an eine alte mittelalterliche Bildtradition an. Engel sind in der Bildersprache der Bibel Vermittler, die für die Kommunikation zwischen der göttlichen Wirklichkeit und der menschlichen Welt zuständig sind. Sie agieren als Boten (griech. Angeloi) im Auftrag Gottes. Man schreibt ihnen ambivalente Züge zu. Einerseits stellt man sie sich körperlich, aber ungeschlechtlich vor, andererseits als Geistwesen mit Flügeln. Das entspricht nicht der menschlichen Gestalt. Sie sind nicht an Raum und Zeit gebunden. Engel sollen anzeigen, wenn eine natürliche Grenze überschritten wird. Wenn Jesus am Gründonnerstag mit seinen Jüngern das Paschamahl teilte, danach das ungesäuerte Brot brach und ihnen davon zu essen gab, so tat er das mit den Worten: „Nehmt hin und esst, dies ist mein Leib.“ Sodann präsentierte er seinen Jüngern den Kelch mit Wein, dankte Gott und sprach: „Nehmt hin und trinkt. Das ist mein Blut, das für euch hingegeben ist. Sooft ihr das tut, tut es zu meinem Gedächtnis.“
Was sollte von ihm bleiben, wenn er einmal nicht mehr da sein würde? Dass dieser Zeitpunkt womöglich unmittelbar bevorstand, ahnte Jesus am Gründonnerstag, am Vorabend seiner Kreuzigung. Er feierte es bewusst in Gemeinschaft mit seinen zwölf Jüngern, denn er hat in ihrer Gegenwart ein heiliges Zeichen, ein Sakrament installiert, das die Zeit bis heute überdauert hat. Jeder Priester wiederholt diese Worte Jesu bei der „Wandlung“ von Brot (=Hostie) und Wein (=Kelch) in Leib und Blut Christi und stellt sich damit ganz in seine Nachfolge. Wer heute an der Kommunion teilnimmt, setzt sich immer wieder wortwörtlich mit Jesus in Verbindung, wenn er sich die geweihte Hostie „einverleibt“. Dieses „Erbe“ wird im Wandbild durch den Engel, der den Blutstrom im Kelch auffängt, durch die Grenzen von Raum und Zeit getragen. Denn darum geht es. Die Eucharistie, das Abendmahl ist das eigentliche Erbe Jesu und sie überbrückt die Zeitdifferenz von seiner Lebenszeit zur jeweiligen Gegenwart. Im Gedächtnismahl ist Jesus auch nach seinem Tod für alle Menschen präsent.
Der schon erwähnte Spruch auf der rechten Seite „Per ispum et cum ipso et in ipso“ = durch ihn und mit ihm und in ihm“ bildet im Ablauf der Messe den feierlichen Abschluss des Hochgebets, in dem die Wandlung vollzogen wurde.  Mit „ihm“ ist der nun in der Form von Brot und Wein stets anwesende Jesus als Sohn Gottes gemeint. Was wir im Wandbild nicht sehen, ist die Fortsetzung des Spruches: „Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir Gott, allmächtiger Vater in der Einheit des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre, jetzt und in Ewigkeit, Amen.“ Das ist etwas Festliches. Es ist ein Lobpreis der Heilsgeschichte. Er verherrlicht noch einmal die untrennbare Verbundenheit der Welt mit ihrem Schöpfer, die durch Jesu Leben und Sterben sichtbar geworden ist. Der Spruch fasst den christlichen Glauben an die Dreifaltigkeit (Gott Vater, Sohn und Geist) noch einmal in einem Satz zusammen.
Die roten Attribute der Passion in Alberts Wandbild sind zwar symbolisch stark aufgeladen, aber ihr Sinn ist doch nachzuvollziehen. Der in einem unbestimmten Raum in einer unbestimmten Zeit schwebende Gekreuzigte deutet auf das Mysterium der Wandlung hin, die sich in der Messe immer wiederholt. Alle Gläubigen können sich in der Kommunion letztlich mit Gott verbinden. Wer dabei das Wandbild im Altarraum anschaut, mag darüber nachdenken, was es bedeuten könnte: „Wer mich sieht, sieht den Vater“ (Joh 14,9).

Susanne Nordhofen

zur Kollegskirche in Königstein ist folgende Publikation erschienen:
Dr. Susanne Nordhofen, Janina Frech, Stefanie Hubbard-Ford (Hg.)
Kirche als Schulort – Religiöser Raum und Bildung
104 S., 14,90 Euro
Verlag des Bischöfliche Ordinariats Limburg
ISBN 978-3-944142-75-3
Bestellungen an: verlag@bistumlimburg.de

Nach der Wiedereröffnung der grundrenovierten Kollegskirche an der Bischof-Neumann-Schule im Mai 2021 entstand die Idee zu diesem Buch über die Bedeutung des Kirchenraums für die religiöse Bildung der Schülerschaft. Religiöse Bildung und Erfahrungen im Kirchenraum hängen eng zusammen. Das zeigen Erinnerungen von Ehemaligen an ihre Schulzeit. Kirchenraumpädagogik, schulische Kirchenmusik und sakrale Raumgestaltung haben an religiöser Bildung großen Anteil.

Zum 50. Todestag von Weihbischof Dr. Adolf Kindermann

„Contra spem in spem – Hoffen wider aller Hoffnung“

Geboren wurde Adolf Kindermann am 8. August 1899 in Neu-Grafenwalde bei Schluckenau in Nordböhmen. Er verstarb am 23. Oktober 1974 in Frankfurt am Main. Seine letzte Ruhestätte fand Kindermann auf dem katholischen Kirchhof von St. Marien in Königstein im Taunus.
Adolf Kindermann zeigte schon früh Interesse für Geschichte, so dass er erst das humanistische Jesuitengymnasium in Mariaschein besuchte und danach in Leitmeritz an das Priesterseminar wechselte und sein theologisches Studium begann. 1920 schickte Bischof Groß ihn zum Weiterstudium nach Rom, wo Kindermann 1924 an der Propaganda-Universität (Päpstliche Universität Urbaniana) in den Fächern Philosophie und Theologie mit dem Doktorat („doctor quadruplex“) abschloss. Im gleichen Jahr wurde er zum Priester geweiht und feierte die Heimatprimiz in Schluckenau.
Nach einer Stelle als Kaplan in Dux (Diözese Leitmeritz) und als Katechet in Aussig, nahm er seine akademische Lehrtätigkeit als Professor für Kirchenrecht an der Theologischen Hochschule des Priesterseminars in Leitmeritz auf; danach an der Theologischen Fakultät der Deutschen Universität in Prag.
1938 mussten die sudetendeutschen Seminaristen das gemeinsame Priesterseminar in Prag verlassen, in dem weiterhin die Priesteramtskandidaten beider Volksgruppen gewohnt hatten, als die Karlsuniversität in eine tschechische und eine deutsche Universität geteilt worden war. 1939 baute Professor Kindermann ein deutsches Priesterseminar auf und führte es durch alle Kriegswirren bis 1945. Seit 1940 konnte er dort auch ukrainischen und litauischen Studenten Studienpläne schaffen.
Wie alle Sudetendeutsche war auch Kindermann nach dem Kriegsende rechtslos und musste die Tschechoslowakei verlassen.

Vaterhaus der Vertriebenen

Vertriebenenbischof Maximilian Kaller holte 1946 Adolf Kindermann nach Königstein in den Taunus. Hier fand er nach dem Krieg seine Lebensaufgabe als Seelsorger der Vertriebenen. Die Zukunft war ungewiss, aber mit Energie und Gottvertrauen ging man an das große Werk. Trotz aller Niedergeschlagenheit und Depression galt es, den Blick nach vorn zu richten und den Neubeginn zu wagen.
Im November 1946 gründetet Prof. Dr. Adolf Kindermann aus Prag, zusammen mit Bischof Bernig aus Osnabrück, Bischof Maximilian Kaller aus Ermland und Prälat Büttner, das „Albertus-Magnus-Kolleg“. Kindermann war nicht nur Gründer, sondern auch Leiter und die Seele des Kollegs; der heutigen Bischof-Neumann-Schule.
Es galt ursprünglich als Internat für Heimkehrer und jugendliche Oberschüler aus dem Osten, die das Abitur ablegen wollten und weitete sich schnell bis zur Untertertia aus. Eine Philosophisch-Theologische Hochschule und ein Priesterseminar waren 1947 bereits angeschlossen.
Verschiedene Institute und Publikationsorgane und das Institut für Kirchengeschichte von Böhmen, Mähren, Schlesien (heute heißt es „Haus Königstein“) waren unter dem Sammelbegriff „Königsteiner Anstalten“ bekannt und wurde zum „Vaterhaus der Vertriebenen“.
Weitere Gründungen waren das „Haus der Begegnung“, das für Tagungen und Kongresse, auch für Kongresse „Kirche in Not“ (Ostpriesterhilfe) genutzt wurde, das Sudetendeutsche Priesterwerk, die Kollegskirche, in der heute noch die Wallfahrten zur Schutzmantelmadonna, der „Mutter der Vertriebenen“ der Ermländer und der Schlesier stattfinden.
Im Priesterreferat war Kindermann geistig unterwegs und gab die „Mitteilungen für die heimatvertriebenen Priester aus dem Osten“ und die „Königsteiner Blätter“ heraus, die später als „Königsteiner Studien“ bekannt wurden.
Die einzige Institution auf dem Gelände der „Königsteiner Anstalten“, die heute noch im Geiste von Pater Werenfried van Straaten und Weihbischof Kindermann der Kirche dient, ist die internationale Zentrale und Hilfswerk „Kirche in Not“.
Die Heimatvertriebenen haben Weihbischof Adolf Kindermann viel zu verdanken. In all der Hoffnungslosigkeit und dem Elend nach der Vertreibung hat Kindermann mit seinem selbstlosen Wirken, seinem ganzen Tun und Handeln, seine Kraft in die Vertriebenenseelsorge und der Priesterausbildung gelegt, die sonst nie stattgefunden hätte.
Durch das geistige Gut und dem Glauben, mit dem die Menschen aufgewachsen waren, ist es bis heute möglich, das religiöse und kulturelle Erbe, das die Heimatvertriebenen mitgebracht hatten, zu pflegen. Glaube verbindet und so ist Kindermann ein Brückenbauer für den Glauben und die Heimat.
1966 erhielt Kindermann zu seiner Bischofsweihe den Bischofsstab. In seiner Krümme und Knauf sind zu sehen: Die Schutzmantelmadonna, stilisierte Porträts des Prager Schutzpatrons Johannes Nepomuk und des Heiligen Johann Nepomuk Neumann.
Den Heimatvertriebenen war bewusst, dass am 23. Oktober 1974 eine große Königsteiner Persönlichkeit verstarb. Vielen Gläubigen, gerade in der Zeit unmittelbar nach der Vertreibung, hat Kindermann Mut und Trost gespendet hat und war für viele zu einem großen Vorbild geworden. Bereits kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt er infolge seines seelsorglichen Dienstes in den Prager Lagern und Spitälern nicht umsonst den Titel „Engel der Verfolgten“. Es liegt nun an uns, sein Vermächtnis weiter zu bewahren.

Kranzniederlegung am Grab

Neben der katholischen Pfarrkirche St. Marien in Königstein im Taunus befindet sich die letzte Ruhestätte von Weihbischof Dr. Adolf Kindermann. Aus Anlass des 50. Todestages hatte der Bund der Vertriebenen (BdV) Kreisverband Hochtaunus in Zusammenarbeit mit dem Hochtaunuskreis und der Stadt Königstein eingeladen.
Dort fand, in Anwesenheit von Nichte, Großnichten und Gästen, eine kleine Feierstunde an seinem Grab statt, in dem auch Bischof Maximilian Kaller beigesetzt ist. Nach der Begrüßung durch Patricia Ehl, Vorsitzende vom Bund der Vertriebenen Ortsverband Königstein, legte Landrat Ulrich Krebs und Erster Stadtrat Jörg Pöschl einen Kranz nieder.
Der BdV, der Hochtaunuskreis und die Stadt Königstein würdigen damit die Verdienste, die sich Dr. Kindermann als Leiter der Königsteiner Anstalten und des Zentrums der katholischen Vertriebenenseelsorge erworben hat.
„Wir wollen einen Mann würdigen, der durch sein Wirken zu den prägenden Persönlichkeiten in der katholischen Geschichte der Heimatvertriebenen gehört“, sagte Landrat Ulrich Krebs, der einst Abiturient an der Bischof-Neumann-Schule war. Und weiter sagt Landrat Krebs: „Gerade die Herausforderungen der Gegenwart zeigen, dass es wichtig ist, an Adolf Kindermann zu erinnern. Unter schwierigsten Bedingungen hat er nach dem Zweiten Weltkrieg gezeigt, wie die Integration von Vertriebenen gelingen kann. Dabei war und ist Bildung ein unverzichtbarer Bestandteil.“
Monsignore Karl Wuchterl, Vertreter des Sudetendeutschen Priesterwerkes, sprach ein Gebet; Abschluss war das gemeinsame Beten des „Vater unser“ und des "Gegrüßt seist du, Maria".

Gottesdienst in der Kollegskirche

Anschließend ging es zur Heiligen Messe in die Kollegskirche, die Kindermann über viele Jahre als Hauskirche diente. Zelebrant war der ehemalige Visitator der sudetendeutschen Katholiken, Monsignore Karl Wuchterl. Er war ebenfalls Schüler in der Bischof-Neumann-Schule und kannte daher Weihbischof Kindermann persönlich. Karl Wuchterl ging in seiner Ansprache auf die Flüchtlingsschicksale ein und mahnte, jenseits aller politischen Diskussionen, einen menschlichen, von christlicher Nächstenliebe geprägten, Umgang mit den Flüchtlingen in unserem Land an.
Aus gesundheitlichen Gründen war es Weihbischof em. Dr. Gerhard Pieschl nicht möglich, persönlich an diesem Gedenktag teilzunehmen. Ein übersandter Brief wurde von Patricia Ehl vorgelesen.
Der Abschluss der Gedenkmesse war vor der Schutzmantelmadonna „Mutter der Vertriebenen“ mit dem Lied „Maria breit den Mantel aus“.

Patricia Ehl

P. Heribert Eduard Kluger OT

Ordenspriester – Gymnasiallehrer – Märtyrer

Am Ende 2024 veröffentlichte das Bistum Ostrava-Opava die Trilogie Larisch, Jan: Freudenthaler Märtyrer: P. Heribert Eduard Kluger OT – Eduard Schlusche – P. Karl Schrammel. Alle drei – zwei katholische Priester und ein katholischer aktiver Laie – waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Freudenthal tätig und alle drei starben in der ersten Hälfte des Jahres 1945 in den Konzentrationslagern in Nazi-Deutschland. In diesen Tagen erinnern wir den 80. Jahrestag ihres Todes.
Sie sind Zeugen der christlichen Hoffnung und „wir müssen“ – wie Papst Franziskus in der Bulle zum Jubiläumsjahr 2025 Spes non confundit schrieb – „ihr Zeugnis in Ehren halten, um unsere Hoffnung fruchtbar zu machen.“
Der erste und wahrscheinlich der am wenigsten bekannte ist P. Heribert Eduard Kluger OT. Er wurde am 25. Juli 1881 in Neu Zechsdorf (heute Wigstadtl-Neu Zechsdorf) im österreichischen Schlesien geboren. Seine Ausbildung begann er im September 1892 am Gymnasium in Weißkirchen (tschechisch: Hranice na Moravě), ab dem zweiten Jahr setzte er seine Studien am Erzbischöflichen Knabenseminar in Kremsier (tschechisch: Kroměříž) fort, wo er am 27. Juni 1900 die Reifeprüfung ablegte.
Er entschied sich für das Priestertum in der Ordensgemeinschaft des Deutschen Ordens und nahm den Ordensnamen Heribert an. Seine Universitätsstudien und seine geistliche Formation absolvierte er in Olmütz, Troppau und Brixen.
Während seines Studiums lernte er die tschechische Sprache und beteiligte sich an der Tätigkeit der Literarischen Einheit der Alumnen, die im Priesterseminar in Olmütz arbeitete. Er beschäftigte sich mit Julius Zeyer und veröffentlichte 1905 unter dem Pseudonym Oscar Bruch von der Mohra eine deutsche Übersetzung seines Werks In der Götterdämmerung.
Am 3. Mai 1905 legte er in Troppau die Ordensgelübde ab und wurde am 29. Juni 1905 in Brixen zum Priester geweiht. Zunächst wirkte er drei Jahre lang als Kaplan in der Pfarrei Unter Langendorf bei Mährisch Neustadt (tschechisch: Dolní Dlouhá Loučka u Uničova). Neben seiner üblichen priesterlichen Seelsorgetätigkeit engagierte er sich in der katholischen Vebandsarbeit und im Presseapostolat.
Im Jahr 1908 wurde er nach Freudenthal versetzt, wo er zunächst als Katechet an der Volks- und Bürgerschule und ab 1911 als Lehrer am staatlichen deutschen Realgymnasium Religion lehrte. Von 1909 bis 1924 unterrichtete er dort auch tschechische Sprache. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Betreuung der Kirche Unserer Liebe Frau Trösterin, die Teil des Schulareals war, und wo er die Schulgottesdienste feierte.
Seit 1919 beteiligte er sich an der geistlichen Formation der Jungen im neu gegründeten deutschen Erzbischöflichen Knabenseminar in Freudenthal.
Neben seiner pädagogischen Tätigkeit widmete er sich auch der Jugendpastoral – er war Geistlicher Beirat der Marianischen Kongregation und auch des Jugendverbandes „Staffelstein“, er beteiligte sich an der sozial-karitativen Arbeit und organisierte für arme und mittellose Schüler die Frei-Tisch-Aktion.
Er gehörte zum Vorstand des Vereins der deutschen katholischen Geistlichkeit der Erzdiözese Olmütz sowie des Berufsverbandes der Katecheten- und Religionsprofessoren des Katechetenvereins für den deutschen Teil der Olmützer Erzdiözese.
Als Mitglied des Deutschen Ordens wirkte er als Beichtvater der Gemeinschaft der Schwestern des Deutschen Ordens in Freudenthal, ab 1922 war er Superior des Klosters der Schwestern des Deutschen Ordens und Verwalter des örtlichen Ordenskrankenhauses. Im Jahre 1936 wurde er in den Generalrat des Deutschen Ordens gewählt und war damit der engste Mitarbeiter des Großmeisters.
Von Beginn der Machtergreifung in Deutschland durch Adolf Hitler im Jahre 1933 nahm er eine ablehnende Haltung zur Nazi-Ideologie ein, und die ihm anvertraute Jugend formte er auch so. Seinen pronaziorientierten Gymnasialkollegen und Schülern sowie vielen Freudenthaler Mitbürgern galt er als Volksverräter.
Nach der Unterzeichnung des Münchner Abkommens im Jahre 1938 und der Besetzung der tschechoslowakischen Grenzgebiete durch deutsche Truppen wurde er pensioniert und von der Gestapo ständig überwacht. Weil er nicht nur in seinen Anti-Nazi-Einstellungen verharrte, sondern sie auch auf verschiedene Weise öffentlich bekannt machte, wurde er am Montag, den 21. August 1944 verhaftet und mehrere Monate in Troppau inhaftiert. Dies wirkte sich stark auf seinen Gesundheitszustand aus. Zwischen 1944 und 1945 wurde er in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Hier starb er kurz nach seiner Ankunft am 19. Januar 1945 im Alter von 63 Jahren. Seine sterblichen Überreste wurden im Lagerkrematorium verbrannt.
Näheres über den Lebenseinsatz dieses Zeugen der Hoffnung erzählt der erste Teil der Trilogie. Heribert Eduard Kluger, OT – Ordenspriester, Gymnasiallehrer, Märtyrer. Die Übersetzung der Publikation ins Deutsche wird vorbereitet.

P. Dr. Jan Larisch

Josef Nuzík – neuer Vorsitzender der Tschechischen Bischofskonferfenz

Am 21. und 22. Januar 2025 trafen sich die Bischöfe von Böhmen, Mähren und Schlesien im Erzbistum Prag. Im Mittelpunkt der 142. Vollversammlung stand die Wahl der neuen Leitung der Tschechischen Bischofskonferenz. Zum neuen Vorsitzenden wurde der Erzbischof von Olmütz, Josef Nuzík, gewählt, und der Bischof von Litoměřice, Stanislav Přibyl, zum stellvertretenden Vorsitzenden. Der Ständige Rat der Tschechischen Bischofskonferenz wurde ebenfalls gewählt, und der Bischof von Ostrava-Opava, Martin David, und der Bischof von České Budějovice, Vlastimil Kročil, wurden für die nächste Amtsperiode, die am 29. April 2025 in Kraft tritt, zu Mitgliedern gewählt.

Quelle: www.cirkev.cz

Interview mit Monsignore Dieter Olbrich

„Sie erkannten den Auferstanden am Brechen des Brotes“ (Lk 24,35 ) - der Primizspruch von Msgr. Olbrich

Monsignore Dieter Olbrich, Studiendirektor, Seelsorgemithilfe zu Unsere Liebe Frau in München, Präses der Sudetendeutschen und Geistlicher Beirat der Ackermann – Gemeinde konnte am 14. Dezember sein Goldenes Priesterjubiläum feiern. Das war ein guter Anlass, mit ihm über sein Leben zu sprechen.
Geboren wurde Dieter Olbrich am 12. Mai 1948 in Frankfurt/ Main. Seine Mutter stammt aus Mährisch-Schönberg und der Vater aus Fulnek im Kuhländchen. 1942 haben die Eltern in Prag geheiratet. Die Mutter wurde mit dem älteren Bruder 1946 vertrieben und kam mit der weiteren Familie nach Neuhaus am Schliersee. Dorthin kam auch der Vater, nachdem er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden war.
Die ersten Schuljahre absolvierte Dieter Olbrich in München. Das Abitur machte er in Frankfurt/Main. 1968 begann er das Studium der Theologie an der Philosophisch – Theologischen Hochschule in Königstein/Taunus.

Mitteilungen: Dieter, was hat Dich an die bescheidene Hochschule in Königstein gezogen?
Dieter Olbrich: Es war weniger die Herkunft der Eltern, sondern die Nähe zu Frankfurt. Schon damals habe ich das Sudetendeutsche Priesterwerk kennengelernt. Es hat mein Studium mit einem Stipendium unterstützt. Dafür bin ich dankbar.

Mitteilungen: Während der sogenannten Außen- oder Freisemester hast Du an der Gregoriana in Rom studiert. Was hat Dich besonders beeindruckt?
Dieter Olbrich: Es war die unmittelbare Erfahrung von Weltkirche. Um mich herum saßen ja Studenten aus vielen Ländern. Außerdem hat sich mir der Satz eines Professors besonders eingeprägt: die Deutschen sind 2% der gesamten Katholiken. Die Stadt hat mich natürlich beeindruckt. Ich bin deshalb mit den Abiturklassen gerne nach Rom gefahren.

Mitteilungen: Du bist am 14. Dezember 1974 in Paderborn zum Priester geweiht worden, weil die Familie inzwischen nach Dortmund gezogen war. Wo war dann deine erste Kaplanstelle?

Dieter Olbrich: Meinen Dienst habe ich als Kaplan in Bad Arolsen begonnen. Mein Nachfolger war Reinhard Marx, mein jetziger Bischof in München.

Mitteilungen: 1979 hat es Dich zu den Benediktinern nach Ettal gezogen. Als Pater Michael hast Du das Noviziat begonnen. Bereits ein Jahr später war Dir aber klar, dass Mönch nicht Deine Berufung ist. Wie ging es dann weiter?
Dieter Olbrich: Ich bin im Bistum München geblieben und wurde Kaplan in Gauting. Pfarrer Christoph Haberl war eine beeindruckende Persönlichkeit.

Mitteilungen: Nach der Kaplanszeit warst Du vier Jahre Militärpfarrer in Ingolstadt und weitere vier Jahre Militärdekan in Fürstenfeldbruck. Welche Möglichkeiten der Seelsorge hast Du dort gehabt und woran erinnerst Du Dich gerne?

Dieter Olbrich: Das große Vertrauen der Soldaten zu den Seelsorgern, die gute Zusammenarbeit mit der evangelischen Seelsorge. Der evangelische Kollege hat sein Büro neben meinem Büro - oft wurden wir von den Soldaten verwechselt. Die Auslandsaufenthalte in Spanien, Griechenland, Frankreich und USA waren für mich prägend.

Mitteilungen: 1990 bist Du Religionslehrer am Ludwigsgymnasium München geworden und zugleich Stiftungsdirektor im Albertinum. Wozu ist das Albertinum gegründet worden?
Dieter Olbrich: Das Albertinum war 1574 von den Wittelsbachern gegründet worden. Jugendliche sollten die Möglichkeit erhalten, sich auf den Priesterberuf vorzubereiten. Während meiner Zeit als Stiftungsdirektor gab es allerdings große Veränderungen. Die Stiftungsaufsicht wurde vom Erzbistum München übernommen. Das Internat wurde geschlossen. Das Erzbistum hat dann die Renovierung und den Umbau zu einem Tagesheim finanziell großzügig gefördert. Ins Tagesheim werden auch Mädchen aufgenommen. Die Domsingschule wurde eröffnet.

Mitteilungen: 1999 bist Du Seminarlehrer geworden, warst also für die Ausbildung der Referendarinnen und Referendare für den katholischen Religionsunterricht verantwortlich. In diesem Jahr hast Du auch den Titel Monsignore erhalten. 2013 bist Du in den Ruhestand verabschiedet worden, gibst aber am Gymnasium in Schäftlarn immer noch ein paar Stunden Religionsunterricht. Welche Erfahrungen hast Du mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen gemacht?
Dieter Olbrich: Für die Referendarinnen und Referendare bietet z.B. die Fächerverbindung Mathematik und Religion eine sichere Anstellung. Ein Problem ist es, dass viele der jungen Menschen geringe Kenntnisse in Religion mitbringen und wenige eigene kirchliche Erfahrungen. Schäftlarn ist ein privates kirchliches Gymnasium. Das hat Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Schülerinnen und Schüler. Es gibt fast keine Ausländer an der Schule. Den Schülerinnen und Schülern sind vor allem gute Noten wichtig. Viele bringen wenige religiöse Erfahrungen mit. In der ersten Klasse des Gymnasiums kennen manche kaum das Kreuzeichen oder das „Vater unser.“ Entscheidend ist die persönliche Beziehung des Religionslehrers zu den Schülerinnen und Schülern. Das gilt genauso für die Kolleginnen und Kollegen. Das zählt. Deshalb werde ich oft zu Trauungen und Taufen eingeladen, aber auch zu Beerdigungen.

Mitteilungen: Du bist schon während Deines Studiums in Königstein Mitglied der Ackermann-Gemeinde geworden. Seit 2010 bist Du ehrenamtlich der Vorsitzende des Sozialwerkes der Ackermann-Gemeinde und seit 2013 als Geistlicher Beirat Mitglied im Bundesvorstande der Ackermann-Gemeinde. Was sind dort Deine Aufgaben und Deine Möglichkeiten?

Dieter Olbrich: Ich habe mir in den Räumen der Ackermann-Gemeinde ein kleines Büro eingerichtet. Die Ackermann-Gemeinde ist meine geistliche Heimat. Ich fühle mich dort sehr wohl. Meine Aufgabe ist die Gestaltung der Gottesdienste und die seelsorgerliche Betreuung der Mitglieder. Ich bin auch Mitglied im Bundesvorstand.

Mitteilungen: Im Jahr 2014 bist Du von der Deutschen Bischofskonferenz zum Präses der Sudetendeutschen ernannt worden. Welche Aufgaben sind mit diesem Amt verbunden?
Dieter Olbrich: Meine Aufgabe ist es, die Eucharistiefeier beim Sudetendeutschen Tag vorzubereiten, an der mehrere tausend Menschen teilnehmen. Ich lade einen Hauptzelebranten ein und einen Vertreter der Tschechischen Bischofskonferenz, der ein Grußwort spricht. Ich bin auch für die gesamte Gestaltung des Gottesdienstes zuständig. Ich bin auch für die liturgische Gestaltung des Neujahrsgottesdienstes der Sudetendeutschen Landsmannschaft von München und Umgebung am Sonntag nach Epiphanie in St. Michael in München verantwortlich. Zu Weihnachten und zu Ostern schreibe ich ein Grußwort für die Vertriebenen, das in der Sudetendeutschen Zeitung und vielen Heimatbriefen, auch in den „Mitteilungen des Sudetendeutschen Priesterwerkes“ nachgedruckt wird. Damit erreiche ich einen großen Leserkreis. Mir ist auch eine gute Beziehung zum Sprecher und Vorsitzenden er Sudetendeutschen Landsmannschaft wichtig.

Mitteilungen: Du bist auch Mitglied des Sudetendeutschen Priesterwerkes.
Dieter Olbrich: Als Student war ich dankbar für das Stipendium des Priesterwerkes und ich lese gerne die „Mitteilungen.“

Mitteilungen: Dir bedeutet die Musik sehr viel. Was verbindest Du damit?
Dieter Olbrich: Musik vor allem die Oper ist meine große Leidenschaft! Ich verehre vor allem die beiden Münchner Hausgötter Richard Wagner und Richard Strauß (der übrigens ein Schüler des Ludwigsgymnasiums war.)
Ich bin Gott sehr dankbar, dass ich in meinem Alter noch aktiv sein darf.

Mitteilungen: Lieber Dieter, vielen Dank für das Gespräch! Für Deine vielseitiger Arbeit mit den Sudetendeutschen und für sie wünsche ich Dir viele gute Ideen und Kraft und vor allem Gottes Segen!

Interview: Karl Wuchterl

Monsignore Andreas Straub zum Gedenken

Mitten in die Jahrestagung des Sudetendeutschen Priesterwerks platzte die Nachricht, dass Monsignore Andreas Straub am 9. März 2025 verstorben ist. Er hatte noch einen Tag vor seinem Sterben einen Gruß an die Teilnehmer der Jahrestagung geschrieben.
Der Visitator em. für die Seelsorge der Donauschwaben und der Deutschen aus Südosteuropa war ein guter Freund des Sudetendeutschen Priesterwerk und hat früher oft an unseren Treffen teilgenommen.
In einer Banat-Schwäbischen Familie am 3. August 1936 in Neuarad, Rumänien geboren, widmete er sein Leben dem priesterlichen Dienst und der Seelsorge, insbesondere für die Donauschwaben und die Deutschen aus Südosteuropa.
Das Pressebüro der Diözese Temeswar vermerkt: „Von Kindheit an war seine religiöse Erziehung von Frömmigkeit geprägt, die ihm u.a. auch von den Notre-Dame-Schwestern von Neuarad vermittelt wurde, die damals nur inoffiziell, ‚in den Katakomben‘, tätig waren. Sein älterer Bruder Franz Straub, der vor ihm Priester wurde, war ein gutes Beispiel und eine Inspiration für sein priesterliches Leben.“
Nach dem Studium der Philosophie und Theologie am römisch-katholischen Theologischen Institut in Karlsburg/Alba Iulia wurde er 1961 mit zwölf anderen Kollegen am 8. Dezember 1961 in der Kathedrale zum Hl. Erzengel Michael in Karlsburg durch Bischof Márton Áaron zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er am 10. Dezember 1961 in der Pfarrkirche seiner Heimatgemeinde Neuarad.
Seine ersten Stationen führten ihn als Kaplan nach Sanktanna und später als Pfarrer nach Steierdorf und zurück nach Sanktanna. „Pfarrer Andreas Straub arbeitete mit großem Eifer in der Seelsorge dieser großen deutschsprachigen katholischen Gemeinde, reparierte die St.-Anna-Kirche, katechisierte Kinder und Jugendliche in der kommunistischen Diktatur, und unter seiner Leitung begannen oder beendeten einige Priesteramtskandidaten ihr Theologiestudium,“ berichten Diözesanvertreter.
1981 entschied er sich, in die Bundesrepublik Deutschland überzusiedeln (im Kontext der damaligen politischen Situation, in der die Kirche und ihre Amtsträger den Schikanen und Verfolgungen des Regimes ausgesetzt waren, beantragte Pfr. Andreas Straub Ende 1981 die Ausreise mit einem Touristenvisum nach Westdeutschland, von wo er nicht mehr zurückkehrte), wo er in der Erzdiözese Bamberg als Pfarrer in Lichtenfels, Neunkirchen am Brand, Münchberg und Sparneck tätig war. Hier war er nicht weniger als 21 Jahre tätig, u.a. als Präses des Kolpingverbandes, Schuldekan, Geistlicher Beirat im St. Gerhards-Werkes in Stuttgart, Sprecher der donauschwäbischen Priester und Gläubigen und seit 1996 Geistlicher Rat der Erzdiözese Bamberg. 1999 wurde er zum Visitator für die Seelsorge an den Donauschwaben und Deutschen aus Südosteuropa ernannt, ein Amt mit starker pastoraler Prägung innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz.
Auch im Ruhestand blieb Msgr. Straub seelsorgerisch aktiv und pflegte stets eine enge Verbindung zu seiner Heimatdiözese Temeswar. Im März 2007 verlieh ihm Papst Benedikt XVI. die Würde eines Monsignore. „Bis ins hohe Alter blieb er seinen Landsleuten, unserer Gemeinschaft, seiner Heimat und seinen Mitmenschen eng verbunden, blieb, wie er es selbst gerne formulierte, als Pfarrer i.R. stets der ‚Pfarrer in Reichweite‘,“ schreibt Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber im Namen des Vorstands der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Deutschland zum Ableben des Heimatpriesters und fügt hinzu: „Als Pfarrer von Münchberg wirkte er in der Diözese Bamberg, blieb jedoch seiner Banater schwäbischen Gemeinschaft wie dem Banat eng verbunden – ein Begleiter, Mahner und Wegweisender. Immer in Reichweite – bei den Heimattagen in Ulm, den Landestreffen, den Wallfahrten, HOG-Treffen, Kirchweihfesten unserer Landsmannschaft, genau wie in seiner Pfarrei in Münchberg. Die Landsmannschaft der Banater Schwaben hat Pfarrer Andreas Straub für seinen unermüdlichen Einsatz und seine Verdienste um unsere Gemeinschaft mit der Verdienstmedaille in Gold und 2001 mit der Prinz-Eugen-Nadel, der höchsten Auszeichnung unserer Landsmannschaft geehrt.“
Mit großer Würde feierte Msgr. Straub im Kreise der Gläubigen aus dem Banat, Deutschland und aus anderen Gegenden zwei seiner Jubiläen: sein 50-jähriges Priesterjubiläum im Jahr 2011 und sein 55-jähriges im Jahr 2016, wobei letzteres zusammen mit seinem 80. Geburtstag in der Pfarrei Trockau, in der Kirche St. Thomas von Aquin, markiert wurde, wo der aus Sanktanna stammende Pfr. Josef Hell tätig ist.
Msgr. Andreas Straub ist der Diözese Temeswar stets verbunden geblieben und hat Neuarad, Sanktanna, Temeswar und vor allem Maria Radna öfter besucht. Am 2. August 2015, während der Feierlichkeiten zur Segnung der Renovierungsarbeiten der Basilika und des Klosters Maria Radna, war er einer der Gastprediger, die vor der Basilika von der Kanzel der Lourdes-Grotte sich an die versammelten Gläubigen wandte (Erzbischof Bábel Balázs vom Erzbistum Kalocsa-Kecskemét auf Ungarisch, Erzbischof Ioan Robu von Bukarest auf Rumänisch, Msgr. Andreas Straub in deutscher Sprache).
Die Diözese Temeswar, vertreten durch Bischof Josef Csaba-Pál, das Domkapitel, der Klerus und die Gläubigen, trauern um einen treuen Diener Gottes. Im Namen der Diözese Temeswar hat bereits Bischof Josef Csaba-Pál den Angehörigen, den Mitbrüdern im Priesteramt, Verwandten und Gläubigen aus dem Banat und anderen Orten, die bei der Beerdigung anwesend sein werden, eine Beileidsbekundung übermittelt. Die Botschaft des Heimatbischofs wird von Domherr em. Andreas Reinholz, Pfarrer von Maria Radna, verlesen, der an den Beerdigungsfeierlichkeiten in Bayreuth teilnehmen wird.

Josef Scheitler

35. wiederaufgenommene Oberpfälzisch-Böhmische Wallfahrt nach Maria Kulm

Alles muss klein beginnen

Schon am frühen Morgen des 26.09.2024 trafen sich über 130 Pilger in St. Quirin bei Neustadt/Waldnaab, um sich zu Fuß auf den 80 km entfernten Wallfahrtsort Maria Kulm zu begeben. Nach dem Wallfahrtssegen übergab Pfarrer DDr. Matthias Nowotny das Altehrwürdige Böhmische Pilgerkreuz, das die beiden Wallfahrtsorte seit über 350 Jahren verbindet. Bei anhaltendem Regen zogen die Pilger mit Stationen in Beidl und Stein nach Tirschenreuth.
Im Landgerichtsweg wurde am Nachmittag der überlieferte Kreuzweg aus der Stabauernsammlung gebetet und das dazugehörende Lied von Wallfahrtsleiterin Christine Schwab angestimmt. Am Abend erreichten die Pilger Wernersreuth, wo sie bei den Quartiergebern herzlich empfangen wurden. Die beiden Abendgottesdienste in Neualbenreuth und Wernersreuth beendeten den anstrengenden Wallfahrtstag. Anderntags ging es noch bei Dunkelheit über die Grenze zur Morgenandacht nach Starý Hroznatov/Maria Loreto in Altkinsberg. Entlang des Wondrebstausees/Vodní Nádrž Jesenice zogen die Pilger nach Königsberg a. d. Eger/Kynšperk nad Ohří. Dort stieß Weihbischof Dr. Josef Graf aus Regensburg zur Fußwallfahrtsgemeinschaft.
Inzwischen waren auch die Buspilger aufgebrochen und fuhren am 27.09.2025 zum Egerursprung bei Bischofsgrün. Die in Stein gefasste Quelle in 756 m Höhe im Fichtelgebirge nennt die Städte des bekannten Flusses bis zur Mündung in die Elbe bei Leitmeritz. Die Teilnehmer konnten in Stille den kleinen Wasserbläschen nachspüren, die sich als Rinnsal durch Stein, Laub und Moos ihren Weg talwärts suchen. Pilgerleiter Herbert Baumann erinnerte daran, dass auch die durch Zweiten Weltkrieg und Eisernen Vorhang unterbrochene Wallfahrt einen kleinen Aufbruch brauchte, der zu einer alljährlich festen Einrichtung geworden ist und beitrug, Maria Kulm als wichtigsten westböhmischen Wallfahrtsort wieder bekanntzumachen. Die Gruppe begleitete den Bachlauf über die Landesgrenze bei Schirnding. Die Gemeinschaft hielt Station in der Kapelle des Hl. Jakobus des Älteren in Pomezi/Laubendorf am Ufer des Vodní-Nádrž-Skalka, dem Stausee „Bei den Felsen“ vor Eger und fuhr dann am südlichen Erzgebirge entlang des früheren Pilgerweges.

Neues Museum in der Propstei von Maria Kulm

In Maria Kulm angekommen informierte eine Ausstellung über Aufnahme der Fußwallfahrt nach der Grenzöffnung sowie viele nachfolgende Glaubensbegegnungen auf bayerischer und böhmischer Seite. Anschließend betraten die Teilnehmer erstmals die neurenovierte Propstei. Inzwischen sind mehrere Räume zugängig und vom Orden der Kreuzherren mit dem Roten Stern zu einem Museum ausgestaltet. Darunter finden sich Bilder von der Geschichte des Wallfahrtsortes und bemerkenswerte Fundstücke aus vergangenen Jahrhunderten, wie ein Holzrelief vom Eingang des früheren Klostergutshofes.

Gemeinsamer Wallfahrtsgottesdienst

Endlich waren auch die Fußpilger nach dem anstrengenden 2-tätigen Weg bei der Kapelle am Waldrand in Maria Kulm angekommen. Gemeinsam zogen Fuß- und Buspilger betend und singend durch den Ort und über die neugestaltete Treppe zur Gnadenkapelle. Den Wallfahrtsgottesdienst feierte Weihbischof Dr. Josef Graf zusammen mit Pater Milan Kučera, Regionaldekan Markus Brunner, Pfarrer Andreas Hanauer und Diakon Georg Lindner. Die musikalische Gestaltung übernahm die Bläsergruppe Ernst Ebnet aus Weiden. In tiefer Andacht lauschten die Gläubigen dem Lied der bekannten Sängerin Brigitte Träger „Seele Christi, heilige mich“.
In der Gnadenkapelle wurde zum Abschied das ergreifende, alte Kulmer Lied „Wir alle scheiden unter heißen Tränen“ gemeinsam gesungen. Dabei wurde das Altehrwürdige Egerer Pilgerkreuz zur weiteren Verehrung in Maria Kulm übergeben. Durch drei bereitstehende Busse erreichten alle Pilger mit prägenden Eindrücken von der 35. Fußwallfahrt wohlbehalten ihre Heimatorte.

Herbert Baumann

X. Internationale Konferenz Moravian

Mitte Oktober 2024 fand die dreijährliche internationale Konferenz Moravian zum zehnten Mal im Kulturhaus von Zauchtel im Kuhländchen statt.
Daniel Říčan, Vorsitzender der Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde in Zauchtel organisierte die Tagung mit dem Hauptthema „Emigration - 300 Jahre seit der Flucht der ersten Zauchtler am 02. Mai 1724 nach Herrnhut“. Als weitere Themen wurden 13 Jubiläen der Mährischen Brüder präsentiert. Daniel Říčan begrüßte die ca. 70 Gäste und Referenten aus der Tschechischen Republik, Deutschland, England, Österreich, Slowakei, Südkorea und der Ukraine.
Die Forschungsvorträge handelten u.a. von der Via Exulantis, dem ca. 480 km langen Fluchtweg von Zauchtel nach Herrnhut, und dem Verlauf der Flucht der mährischen Glaubensbrüder, der heute als Pilgerwanderweg, mit dem Fahrrad oder mit dem Motorrad den Spuren der Exulanten folgt. Ebenso war das Wirken von Jan Amos Comenius, der als letzter Bischof der Brüder-Unität in Fulnek lebte und von seinem Exil in Amsterdam aus die Glaubensbrüder unterstützte. Es wurden die Exulantenkolonie Großhennersdorf und die Brüdergemeine Stara Libavá vorgestellt sowie die Probleme von Emigranten aus Bernsdorf und Senftleben aufgezeigt. Ulf Broßmann, Schirmherr der Konferenz, referierte über die Flucht von drei Exulantinnen aus seinem Geburtsort Mankendorf. Weitere Berichte folgten über mehrere Brüderische Missionare, die weltweit tätig waren.
Gerne wurde das eindrucksvolle Begleitprogramm angenommen. Sehr gut besucht waren die sieben aufschlussreichen Ausstellungen in der Galerie des Kulturhauses und die Besichtigung des Mährischen Brüderparks in Zauchtel mit der Enthüllung der Gedenktafel für J. Kunz, einem Missionar in Grönland und Indien und einer weiteren Baumpflanzung. Bei einem Spaziergang ging es zum größten Comenius-Denkmal und weiter zur Comenius-Linde, wo früher Recht gehalten wurde. Der erste Tag endete mit einer Podiumsdiskussion.

Am nächsten Tag begrüßte uns der Kinderchor Lentilky aus Mankovice mit liebevollem Gesang und netten Tänzen. Nach den Vorträgen fand die Busfahrt nach Mankendorf mit der Besichtigung des neuen, 2023 angelegten Brüderparkes mit verschiedenen Informationstafeln über die Mährischen Brüder und Schwestern aus Mankendorf und ausgewählten Bäumen aus deren Wirkungsregionen sowie nach Odrau mit der Gedenktafel an der ehemaligen Bastei, die an die Einnahme der Stadt durch die Hussiten 1426 erinnert, großen Anklang. Der Besuch der Waldkirche, damals ein geheimer Ort, an dem sich die Gemeinde zur Ausübung ihres Glaubens wegen Unterdrückung durch die katholische Obrigkeit traf, wird mit der stimmungsvollen Andacht allen Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben.
Ein Gottesdienst und Abendmahl mit Pfarrer Daniel Freitinger in der evangelischen Kirche der EKBB von Zauchtel bildeten den Abschluss der beeindruckenden Jubiläumsveranstaltung, die Daniel Říčan hervorragend organisiert und durchgeführt hatte. Wir freuen uns schon heute, dass wir uns in drei Jahren wieder treffen, um Wissen und Kenntnisse über die Zeit der Reformation und Gegenreformation zu erweitern. Daniel Říčan, Jáchym Pantálek und allen Mitarbeiter/innen gebührt ein herzliches Vergelt’Gott.

Ulf Broßmann

Exerzitien für Priester Diakone und Ordensleute

Wie schon in den letzten Jahren lud das Sudetendeutsche Priesterwerk zu Exerzitien im Kloster St. Ottilien vom 17.11.-21.11. 2024 ein. Ein Diakon und zehn Priester nahmen daran teil, unter ihnen auch drei tschechische Geistliche. Exerzitienleiter war Msgr. Rainer Boeck, früherer Regens des Priesterseminars, dann Direktor des Kardinal-Döpfner-Hauses und Domrektor in Freising, Diözesan-Beauftragter für Flucht, Asyl und Integration des Erzbistums München-Freising und derzeit Geistlicher Beirat des Kath. Deutschen Frauenbundes im Landesverband Bayern und auch des KDFB im Erzbistum München und Freising. Msgr Boeck ging in seinen geistlichen Impulsen ein auf das diözesane Jubiläum „1300 Jahre Korbinian in Freising“, zumal auch der Gedenktag des Heiligen in die Zeit der Exerzitientage (19. 11.) fiel. Trotz der großen Zeitspanne zwischen damals, als Korbinian zum Bischof geweiht und vom Papst nach Freising gesandt wurde, und heute, wies der Exerzitienleiter auf die Herausforderungen hin, denen sich dieser Heilige in seinem Dienst zu stellen hatte und den Herausforderungen, mit denen Priester sich in unserer Zeit in ihrer Sendung auseinanderzusetzen haben. Zur Illustration erhielten die Teilnehmer Bilder von Cosmas Damian Asam aus dem Leben und Wirken des Hl. Korbinian im Freisinger Dom.
Wie Korbinian sich in seinem Wirken der Phantasie Gottes überließ und sich für seine Pläne verfügbar machte, so soll auch der Priester heute die Aussprache mit Gott im Gebet an die erste Stelle setzen und sich dem Verweilen vor Gott bei allen Herausforderungen nicht entziehen. Ebenso heißt es für den priesterlichen Dienst, sich mit der Frage auseinanderzusetzen: Wie gehe ich mit meinem materiellen und geistigen Reichtum um? Gerade in der Kirche, so auch Papst Franziskus, sollen die Armen im Mittelpunkt stehen, in denen Christus auf uns zukommt und auf unsere Solidarität hofft. Statt nur auf irdische Absicherung zu bauen im Blick auf die Zukunft, erfordert der Dienst für Gott und die Menschen, die persönlichen Schätze mit den Bedürftigen zu teilen. Eine weitere Aufgabe stellt sich für diejenigen, die in der Kirche ein Amt ausüben, auf die richtige Ausübung von geistlicher Autorität zu achten. Johannes XXIII. forderte einst: „Wir dürfen nicht erstarren, wir müssen nach vorne ausgerichtet sein. Die Unglückspropheten reden davon, dass im Vergleich mit der Vergangenheit die Gegenwart schlechter wird… Wir dagegen sehen die Menschheit in eine neue Ordnung eintreten.“ Geistliche Autorität hat sich mehr auf die Seite der Propheten zu schlagen, die auch in der Welt von heute positive Ansätze sehen. Es gilt, die Hoffnungen und Erwartungen, aber auch die Nöte und Ängste der Menschen ernst zu nehmen, nach Gottes Spuren in all dem zu suchen und seine Botschaft als Wegweisung anzubieten.
Bei allen kirchlichen Reizthemen wie Zölibat, sexueller Missbrauch, Umgang mit Geld und Macht in der Kirche, kommt es darauf an, die Ausrichtung auf das Reich Gottes hin im Blick zu behalten. Die Versuchung in der Welt mit ihren Denk- und Wertmaßstäben aufzugehen, ist vorhanden. Ihr gilt es gerade für Priester zu widerstehen.
Die Atmosphäre bei den Exerzitien war wohltuend. Als geistliche Bereicherung empfanden die Teilnehmer das persönliche Gespräch mit dem Exerzitienleiter, zu dem er alle einlud. Msgr Rainer Boeck verstand es aufgrund seiner langjährigen seelsorgerlichen Erfahrung, Fragen und Probleme des Priesterseins heute anzusprechen. Ausgehend von biblischen Texten und dem geistlichen Wirken des Hl. Korbinian vermittelte er spirituelle Anregungen für ein gelingendes priesterliches Leben und Wirken in unserer Zeit. „O-Ton“ eines tschechischen Priesters, der teilnahm: „Das sind die besten Exerzitien, die ich seither gemacht habe.“ Ein besonderer Dank gilt auch wieder Msgr. Karl Wuchterl für die Organisation.

Alois Ehrl, Domkapitular em.

Neujahrsgottesdienst in München

Ein festlicher Auftakt in das neue Jahr war wie immer der Neujahrsgottesdienst der Sudetendeutschen Landsmannschaft München-Stadt und Land in der Michaelskirche in München.
Kreisobmann Hans Slawik konnte in einer gut besetzten Kirche den Hauptzelebranten und Prediger Msgr. Dieter Olbrich, sowie die Konzelebranten Msgr. Karl Wuchterl, Dekan Adolf Rossipal und Pfarrer Mathias Kotonski begrüßen. Er freute sich sehr über die Anwesenheit von Repräsentanten der Sudetendeutschen Landsmannschaft, an der Spitze der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt, sowie der Generalkonsulin der Tschechischen Republik in München, Ivana Červenková.
Festlich war schon der Einzug zum Orgelspiel von Chordirektor Thomas Schmid mit den Fahnenabordnungen aus den Heimatgliederungen, dem Chor, den Ministranten und den Zelebranten.
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Sudetendeutschen Chor, bestehend aus Mitgliedern der Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe München, der Eghalanda Gmoi z’Geretsried und der Iglauer Stubenmusi München unter der Leitung von Roland Hammerschmied.
In seiner Predigt erinnerte Msgr. Dieter Olbrich daran, dass vor 80 Jahren der Zweite Weltkrieg endete, aber auch die Vertreibung der Sudetendeutschen begann. Im Blick auf unsere Zeit sprach der Präses der sudetendeutschen Katholiken davon, dass die Unwägbarkeiten auf der Welt zunehmen. Was könne man angesichts der Verfolgung Jesu durch Herodes und Pilatus oder der Bedrohung heutiger Diktatoren tun? Die Antwort können wir nur im Glauben finden. „Habt Mut! Was er euch sagt, das tut!“
Sehr berührend war der Abschluss, als in der schon dämmrigen Kirche „Stille Nacht, heilige Nacht“ gesungen wurde mit Blick auf den Chor, die Musiker und die Fahnenabordnungen im Altarraum.
Nach dem Gottesdienst traf man sich noch im Augustiner-Stammhaus gegenüber der Kirche.

Mathias Kotonski

Jahrestagung und Mitgliederversammlung

Im Haus Johannisthal in Windischeschenbach fand die diesjährige Jahrestagung und Mitgliederversammlung des Sudetendeutschen Priesterwerks statt. Beim Studientag am Montag gab der Vorsitzende Holger Kruschina Informationen zur Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, die im vergangenen Jahr durchgeführt wurde.
Danach sprach er über das Heilige Jahr, in dem wir uns gerade befinden. Das erste Heilige Jahr wurde von Papst Bonifatius VIII. im Jahr 1300 ausgerufen und sollte alle 50 Jahre stattfinden. Hintergrund ist die Tradition des Jubeljahres, das schon zur Zeit des Alten Testamentes gefeiert wurde und mit einem Erlass von Sünden und Schulden verbunden war. Ab dem Jahr 1475 findet eine Heiliges Jahr alle 25 Jahre statt. Zudem war ab dem 13. Jahrhundert für die Christen Wallfahrten nach Jerusalem und in das Heilige Land nicht mehr möglich, so dass andere Pilgerziele wie Rom, Köln oder Santiago die Compostela wichtig wurden. Aufgrund des Mottos des diesjährigen Heiligen Jahres „Pilger der Hoffnung“ stellte der Referent zwei Menschen der Hoffnung vor, nämlich Papst Johannes XIII. und Madeleine Delbrel.
Johannes XIII. gab durch sein freundliches und schlichtes Auftreten dem Papstamt ein menschliches Gesicht und stieß durch die Einberufung des II. Vatikanischen Konzils wichtige Reformen in der Kirche an.
Madeleine Delbrel war zunächst überzeugte Atheistin und bekehrte sich zum Christentum. Sie kümmerte sich Mitte des 20. Jahrhunderts in sozialen Brennpunkten in den Vororten um Paris um die Menschen und wurde so ganz unauffällig zu einer Zeugin christlicher Hoffnung.
Am Nachmittag waren die Teilnehmer der Jahrestagung mit dem Theologiestudenten Noah Walczuch in einer Videoschaltung verbunden. Er studiert in Regensburg Theologie und war im Rahmen der dualen Priesterausbildung zwei Jahre in den Pfarreien von Holger Kruschina, zunächst in Roding und dann in Nittenau. Nun verbringt er in Jerusalem in der Dormitio-Abtei ein Auslands-Studienjahr. Dort erlebt er die momentanen Spannungen hautnah mit. Weil es die Sicherheitslage wegen der Raketenangriffe aus dem Iran erforderte, musste er für zwei Monate lsrael verlassen und sein Studium in Rom fortsetzen. Im Alltag spielen die von der Hamas entführten Geiseln eine große Rolle. An vielen Stellen in Jerusalem hängen Plakate mit Fotos der Geiseln und gelbe Bänder an Laternenmasten oder an den Armen der Menschen erinnern an deren Schicksal. Unter den Palästinensern in Ost-Jerusalem herrscht große Armut und sowohl bei Israelis, als auch bei Palästinensern nimmt die Polarisierung zu. Es gibt zwar auf beiden Seiten Gruppen, die sich für Verständigung und Frieden einsetzen, die aber wenig Einfluss auf die politischen Akteure haben. Noah Walczuch meint, dass es sogar so weit kommen kann, dass Israel unter dem Schutz von Präsident Trump die ganze Region, also auch das Westjordanland und den Gaza-Streifen annektiert.
Viele neue Eindrücke konnte er vom kirchlichen Leben in Israel sammeln. So feierte er in Tel Aviv einen Gottesdienst mit Fremdarbeitern aus den Philippinen mit, bei dem er herzlich aufgenommen wurde. Er lernte auch die verschiedenen christlichen Konfessionen kennen. Bei der Gebetswoche um die Einheit der Christen war an jedem Abend in einer anderen Kirche ein Gottesdienst. Sehr beeindruckend war für ihn, eine ganze Nacht am Heilige Grab in der Grabeskirche zu verbringen. Nun freut er sich, die Heilige Woche in Jerusalem mitfeiern zu können, ehe dann sein Auslandsjahr zu Ende geht und er sein Studium in Deutschland fortsetzt.
Am Dienstagvormittag nutzte die Versammlung den kurzen Weg und „wallfahrte“ nach Waldsassen. Die dortige Basilika erschloss der Gruppe Pfarrer und Dekan Dr. Thomas Vogl persönlich. Die ehemalige Abteikirche des Zisterzienserklosters ist eine der „Heiligjahrkirchen“ des Bistums Regensburg. Bei der Messe dort ging der Zelebrant, Vorsitzender Pfarrer Kruschina daher auch noch einmal auf das Heilige Jahr in seiner Predigt ein.
Am Nachmittag begann die ordentliche Jahreshauptversammlung des Priesterwerkes. Die Regularia sahen die Verabschiedung der Jahresrechnung vor, die Geschäftsführer Harald Jäger im Detail erläuterte. Die Entlastung des Vorstands erfolgte ohne Gegenstimme und läutete die satzungsgemäße Neuwahl am nächsten Vormittag ein. Dabei wurde Holger Kruschina einstimmig wiedergewählt, Stanislav Drobny und Miroslav Martis tauschen das Amt: Letzterer wurde zum zweiten Vorsitzenden, ersterer zum Beisitzer gewählt. Als weitere Beisitzer fungieren wieder Pfarrer Mathias Kotonski und Diakon Diethard Nemmert, neu hinzugekommen ist Pfarrer Lukas Hrabanek aus der Diözese Leitmeritz. Ehrenvorsitzender Karl Wuchterl gehört als Ehrenvorsitzender dem Vorstand beratend an. Sie werden in den kommenden drei Jahren die Geschicke des Priesterwerkes lenken. Im Antragsteil wurden von der Mitgliederversammlung dem Vorstand zwei Aufträge erteilt: 1. Exakte Förderrichtlinien zu erarbeiten, um bei Förderanträgen klarere Vorgaben zu haben und nicht immer im Einzelfall entscheiden zu müssen. 2. Es soll gleichzeitig die Satzung so überarbeitet werden, dass künftig der förderfähige Bereich ausgedehnt wird.
Das Haus Johannisthal liegt vergleichsweise verkehrsgünstig auch für die Anreise vom Norden und vom Osten, daher beschloss die Versammlung, dass auch die nächste Jahrestagung in Haus Johannisthal in Windischeschenbach stattfinden soll, und zwar vom 08.-11.03.2026.

Mathias Kotonski und Holger Kruschina

Wir sind alle Kinder Gottes

Wir erhielten von PhDr. Vít Kofroň folgende Anfrage:

Von einer guten Bekannten, Jaroslava Strejčková aus Böhmisch Trübau habe ich folgende Geschichte gehört. Diese Geschichte wurde ihr durch ihren Onkel, Priester Václav John übermittelt, dieser habe sie wiederum von einem anderen Priester gekannt. Alle beide sind nicht mehr am Leben. Obwohl wir keinen unmittelbaren Zeugen haben, glauben wir, es handelt sich eher um ein wirkliches Geschehen als um ein Exemplum:
Ein deutschböhmischer Junge, der in einem Sammellager (unbekannt wo - es musste mit Böhmisch Trübau keinen Zusammenhang haben) seine Aussiedlung erwartete, wollte an einem Sonntag in die Kirche gehen. Er hatte eine unangenehme Erfahrung, dass die Tschechen nach ihm auf der Straße Steine und Schlamm geworfen hatten und deswegen hat er seinen Freund gebeten, damit dieser mit ihm ging. Sie gingen absichtlich zu spät, damit sie niemandem begegneten. Sie schlupften in die Kirche hinein und haben sich hinten versteckt. Weil die heilige Messe selbstverständlich im tridentinischen Ritus gefeiert wurde, war der Priester von ihnen abgewandt und hat sie im ersten Augenblick nicht gemerkt. Erst nach einer Weile, als er sich umgedreht hat, hat er die zwei gesehen, wie sie versuchen sich hinten zu verstecken. Und so hat er die Messe unterbrochen und sagte: "Jungs, habt keine Angst und kommt unter uns. Wir alle sind ja Kinder Gottes." Für den Jungen war es wie eine Erscheinung vom Himmel und sagte zu sich, dass wenn es möglich sei, die Menschen auf so eine Art und Weise zu vereinen, wolle er dann Priester sein, derjenige, der Versöhnung und Vergebung verkündigt hätte. Er sei auch tatsächlich Priester geworden und habe sich in einem katholischen Verein der Sudetendeutschen für die Versöhnung mit den Tschechen engagiert.
Mladý kluk, sudetský němec který byl ve sběrném táboře kde čekal na odsun, chtěl jít v neděli do kostela. Ale bál se jít sám. Protože měl nepříjemnou zkušenost, že lidi po nich házeli kameny a bláto. Proto poprosil kamaráda, aby šel s ním. Schválně šli později, aby se s nikým nepotkali. Vklouzli do kostela a schovali se vzadu. Protože mše svatá byla podle starého ritu, kdy kněz sloužil otočen zády k lidu. Nevšiml si jich. Teprve ve chvíli kdy se otočil k lidu je uviděl, jak se snaží schovávat vzadu a tak přerušil mši svatou a řekl: Kluci nebojte se a přijďte mezi nás. Všichni jsme děti Boží.Pro toho kluka to bylo jak zjevení z nebe a řekl si, že když je možné sjednocovot lidi tímhle způsobem, pak on chce být knězem a chce být tím, kdo bude hlásat smíření a odpuštění. "  Tento příběh vyprávěl strejček VÁCLAV JOHN, který byl knězem a tohle mu vyprávěl jiný kněz.
Jaroslava Strejčková möchte idealerweise den besagten Geistlichen finden, die überlieferten Informationen überprüfen und diesen Lebensweg als ein Vorbild den heutigen Schulkindern (Klasse 5) vor die Augen stellen, wie man das Böse überwinden kann. Die ein schlechtes Ende nehmenden Geschichten gibt es in diesem Zusammenhang mehr als genug.
Hat jemand vielleicht einen Priester mit so einem Erlebnis getroffen? Hat jemand eine Idee, wo wir uns weiter erkundigen könnten?

PhDr. Vít Kofroň

Literarisches

Sudetendeutsche und pfälzische Priester in den Diözesen Speyer und Leitmeritz

Der Autor Matthias Köller schreibt zu diesem Buch:
„23 Jahre selbst Pfarrer und seit 10 Jahren Mitarbeiter des Bistumsarchivs bin ich auf interessantes Material gestoßen und habe mich entschlossen es für das Buch „Sudetendeutsche und pfälzische Priester in den Diözesen Speyer und Leitmeritz" zu verwerten, das kürzlich im Verlag regionalkultur Ubstadt-Weiher erscheinen konnte.
Das Buch enthält einen geschichtlichen Vorspann zu den Verbindungen zwischen den Kulturräumen an Rhein und Elbe, die durchaus bestehen, wenn sie wohl auch nicht so eng sind wie zwischen Böhmen und Sachsen oder Böhmen und Bayern und die übrigen Diözesen der Kirchenprovinz Bamberg wie Eichstätt und Würzburg gewiss engere Beziehungen zum Sudetenland hatten und haben. Allerdings ist mir bis dato noch keine Publikation bekannt geworden, die sich mit diesen Zusammenhängen befasst hätte.
Im Hauptteil werden die Priester des 19. Jh., die von Leitmeritz nach Speyer wechselten, behandelt sowie die Pfälzer, die länger oder kürzer im 20. Jh. in Böhmen wirkten.
Im dritten Teil werden Prager Priester vorgestellt, als prominentester bestimmt der auch als Politiker in der Zwischenkriegszeit hervorgetretene Rektor der Universität Prag, Professor August Naegele, der Speyerer Diözesanpriester war.
Schöpfen konnte ich im Wesentlichen aus den Personalakten, die sich seit der Wiedergründung 1817 im Bistumsarchiv Speyer angesammelt haben, aber auch dem Leitmeritzer Bistumsarchiv Quellen verwerten. Es zeigte sich, dass sich in der Geschichte des Klerus neben der Kirchen- auch die Zeitgeschichte spiegelt.“

Köller, Mathias
Sudetendeutsche und pfälzische Priester in den Diözesen Speyer und Leitmeritz
24,80 €
Verlag regionalkultur Ubstadt-Weiher
ISBN 978-3-95505-496-0