Vorwort des Vorsitzenden

„Not lehrt beten.“ Diesen Satz haben wir wie ein Mantra jahrhundertlang vor uns hergetragen, gestimmt hat er (in dieser Kürze) wahrscheinlich selten. Manche Not machte stumm vor Schmerz, auch das betende Herz. In anderer Not war die Kraft der eigenen Überheblichkeit des Menschen immer noch so groß, dass er sich für das Gebet zu fein gewesen wäre. Und so Mancher wird in der Not wohl seinen Glauben nicht vertieft, sondern verloren haben.
Aber es hat auch immer die Beter gegeben! Nur: sie beteten meist mehr, inniger, sich des Glaubens versichernd – und das hat sich geändert. Wer nicht betet, hat kein Werkzeug in der Not. Wer selten betet, vertraut kaum der Wirkkraft. Wer keinen lebendigen Glauben hat, kann sich seiner Hilfe, kann sich Gottes liebender Gegenwart auch nicht versichern. Die Menschen erschaudern angesichts der Prognosen von Klimawandel, Inflation und Energiemangel – ich bezweifle, dass sie deswegen mehr beten werden.
Und dann gibt es uns, ein Priesterwerk. Altersdurchschnitt 70plus. Hilft denn unser Zeugnis überhaupt, unser Gebet? Ja! Die Bibel, die (Kirchen-)Geschichte erzählt allen, wie sehr Gottes guter Geist in Menschen und Zeiten wirkt: durch Solidarität, Mitmenschlichkeit und glaubender Zuversicht. Auch der Blick in die Geschichte unserer Bewegung lehrt solche Zuversicht. Sollten wir wirklich wieder in schwierigeres Fahrwasser geraten, dann darf unser „Blick zurück“ uns Hoffnung geben, dass wir auch ein weiteres Kapitel schreiben können. Genügsamkeit, Nachhaltigkeit, Reduktion auf das Wesentliche und Wichtige – das sind ja alles „Vokabeln“ die zum Grundwortschatz unseres Glaubens gehören. Hier müssen wir nur anknüpfen!
Beten heißt für mich, Gott ernst nehmen und mich von Gott ernst genommen wissen. Im besten Bayerisch: Des schmatzma (reden wir) uns scho‘ aus!

Regionaldekan Holger Kruschina
Vorsitzender des SPW

Glockenweihe in Klentsch

In Waldmünchens Partnerstadt segnete Bischof Tomáš Holub aus Pilsen neue Kirchenglocken

Der Pfingstsamstag wird sicherlich als Freudentag für die Pfarrei von Waldmünchens Partnerstadt Klentsch/Klenčí pod Čerchovem eingehen, denn es wurden in einem feierlichen Akt vor der St. Martinskirche die zwei neuen Kirchenglocken durch Bischof Tomáš Holub aus Pilsen gesegnet. Es wurden aber nicht nur die neuen Glocken geweiht, sondern auch die anderen fünf Glocken, die mit einem Kran extra aus dem Turm geholt worden waren und dann festlich geschmückt auf dem Platz vor der Kirche standen. Nach der Segnung wurden dann alle Glocken in den Kirchturm gehievt, von dem nun wieder, so wie bereits vor mehr als 100 Jahren insgesamt sieben Glocken erklingen und zu den heiligen Messen einladen. Viele Bürger waren dazu in chodischen Trachten erschienen und auch traditionelle chodische Fahnenabordnungen aus Postrekov und Drazenov hatten sich eingefunden. Auch aus dem bayerischen Grenzraum waren Besucher gekommen.
Die Idee für die zwei neuen Glocken war von dem in Klentsch/Klenčí pod Čerchovem geborenen Karel Hůla ausgegangen, der in der kommunistischen Ära nach Amerika ausgewandert war, um von dort aus das Regime zu bekämpfen. Leider ist er im vergangenen Jahr im Alter von 96 Jahren verstorben. Hůla hatte einige Zeit vor seinem Tod bei Pfarrer Ivan Pavlíček vorgesprochen und angekündigt, eine öffentliche Sammlung zur Anschaffung von zwei neuen Glocken und die Reparatur der fünf alten Glocken durchzuführen. Die Gläubigen hatten letztlich mehr als eine Million Kronen (circa 40 000 Euro) gespendet.
Die Glocken wurden nun von Bischof Tomáš Holub im Rahmen einer feierlichen Andacht gesegnet, der neben dem Ortspfarrer Ivan Pavliček auch Geistliche aus der Umgebung zur Seite standen, angeführt von Dekan Miroslaw Gierga aus Domažlice. Nach dem Festakt überreichte Ortspfarrer Ivan Pavliček dem Bischof ein Präsent.
Der südböhmische Glockengießer Michal Votruba hatte im Verlauf der Festlichkeit die Glocken kurz vorgestellt, unter anderem auf deren Größe und Gewicht hingewiesen, und wem sie geweiht sind. Ein Grußwort sprach auch Bürgermeister Jan Bozděch. Gekonnt gesanglich umrahmt wurde die Segnung der Glocken vom Folklore-Ensemble aus Postřěkov.

Karl Reitmeier

Deutsch-tschechische Versöhnungswallfahrt in Maria Stock

Das Fest „Mariä-Heimsuchung“ wird im Wallfahrtsort Maria Stock bei Luditz im östlichen Egerland immer am ersten Juli-Sonntag gefeiert und ist das Hauptfest in dieser wunderschön gelegenen, aber ausgeraubten Kirche. Eng verbunden ist dieser heilige Ort mit der Ackermann-Gemeinde aus Würzburg, die schon in der kommunistischen Zeit dort aktiv war. Nach der Wende konnte die Zusammenarbeit erweitert werden, bis aber 2020 Corona einschlug. Nach zwei Jahren gab es endlich die lang ersehnte Lockerung und Deutsche und Tschechen konnten sich wieder an diesem Versöhnungsort treffen.
Der Hauptzelebrant war der Abt des Prämonstratenser Klosters, P. Zdeněk Filip Lobkowicz OPraem., aus Würzburg kam Pfarrer Klaus Oehrlein. Neu war bei diesem Hochfest Frau Ladislava Pfeferová aus Kladno, die das ganze Jahr hindurch P. Vladimír Slámečka in Maria Stock auf der elektronischen Orgel begleitet. Beim Beginn der kurzen Prozession vom Kreuz zur Kirche waren ganz wenig Leute dabei. „Das liegt scheinbar am Wetter,“ meinte Richard Šulko vom „Bund der Deutschen in Böhmen,“ der mit seiner Mutter und der ganzen Familie anwesend war. Es war nämlich schon um zehn Uhr ziemlich warm. In der Kirche selber war es aber schön angenehm und als die Priester um elf Uhr einzogen, war die Kirche voll. Etwa hundert Gläubige und Pilger ließen sich die Möglichkeit nicht nehmen, sich nach zwei Jahren wieder zu treffen und die Mutter Gottes anzubeten. Aus Würzburg kam ein Auto mit Pilgern, angeführt vom Hans-Peter Dörr, dem Ehrenvorsitzenden der dortigen Ackermann-Gemeinde.
In seiner Predigt berief sich Abt Lobkowicz auf die Verpflichtung jedes einzelnen Gläubigen, als Jesus Jünger in der Gesellschaft zu wirken. „Ohne den Segen Gottes ist die menschliche Anstrengung umsonst,“ so der Abt weiter in seiner Predigt.
Bei den Fürbitten wurde an den Oberstudienrat a. D. Monsignore Karl-Heinz Frühmorgen gedacht, welcher am Montag, den 13. Juni, im Alter von 84 Jahren in Würzburg gestorben ist. Er war langjähriger Geistlicher Beirat der Ackermann-Gemeinde in der Diözese Würzburg.
Nachdem Abschluss der hl. Messe versammelten sich wieder Deutsche und Tschechen im ehemaligen Pfarrgarten bei Bratwurst, Suppe und Kaffee und Kuchen. Zur Unterhaltung spielte Eva Haufová und das Kaiserwetter krönte diese schöne Begegnung.
Richard Šulko

Pochod Smiřeni – Versöhnungsmarsch in Jägerndorf

Ich wurde gebeten, hier über den Versöhnungsmarsch des Jägerndorf e.V. zu berichten. Zu den Hintergründen: 1945 fand die Vertreibung von 2000 bis 3000 Jägerndorfern statt. Sie wird auch Jägerndorfer Hungermarsch genannt. Vorwiegend Alte, Frauen und Kinder wurden ohne Vorankündigung mit kleinstem Handgepäck aus der Stadt getrieben. Der Treck ging unter katastrophalen hygienischen Bedingungen und ohne richtige Essensversorgung über mehrere Tage durchs Altvatergebirge zum bekannten Wallfahrtsort Grulich. Dort wurden die Opfer einwaggoniert und bis an die Grenze zur heutigen BRD gefahren. Schätzungsweise 10 % haben die Strapazen und die Gewalt der Bewacher nicht überlebt. Ein ausführlicher Bericht der Ereignisse von Frau Maria André ist nachzulesen auf der Seite https://www.heimatlandschaft-altvater.eu unter dem Reiter „Erinnerungen“.
Nun war es dem Jägerndorf e.V. seit Jahren ein Anliegen, sich für die Verständigung mit den heutigen Einwohnern der Stadt Jägerndorf/Krnov einzusetzen und dabei die Geschichte aufzuarbeiten. So entstanden insbesondere dank der tschechischen Sprachkenntnisse unseres Vorsitzenden Kurt Schmidt viele Kontakte, wie z.B. zum Gymnasium Jägerndorf/Krnov, zur örtlichen Synagoge und den Kirchen und Gemeinden der Region. 2007 konnte dann ein Gedenkstein für die Toten der Jägerndorfer Vertreibungslager auf dem städtischen Friedhof und 2018 ein Gedenkstein für den Hungermarsch im Garten der Synagoge in Jägerndorf eingeweiht werden. Soweit wird vielleicht erkennbar, dass gerade Schulen und Religionsgemeinschaften die ersten Kontaktstellen für die Völkerverständigung in Jägerndorf waren. Mit Deutschlehrern bestanden keine Sprachbarrieren, Kirchen waren offen für jedermann und gerade Juden hatten Verständnis für die Geschichte der Austreibung.
Am 28. Juni 2022 kam es nun zu einer neuerlichen Aktion, die nur durch die Mithilfe zahlreicher tschechischer Freunde erfolgen konnte. Später werden sogar tschechische Medien, wie die Bruntáler Tageszeitung berichten. Der Verein organisierte nach dem Vorbild des Brünner Versöhnungsmarsches eine Gedenkveranstaltung zum Hungermarsch. Das Ganze war eingebettet in die 26. Kulturfahrt des Vereins. Diesmal war es jedoch schwer, genügend Teilnehmer auf deutscher Seite zu gewinnen, um unseren Bus auszulasten. Viele unserer Vereinsmitglieder konnten aus Gründen des Alters nicht mitreisen, andere hatten wegen des Ukrainekriegs Angst gen Osten zu reisen und zusätzlich schreckte natürlich Corona vor einer Gruppenreise ab. Doch wir hatten die Aktion bereits 2021 vertagt und wir wollten nun nicht länger warten. Wir entschlossen uns, das „finanzielle Verlustgeschäft“ für den Verein einzugehen. Und es hat sich aus meiner Perspektive wirklich gelohnt.
Der Gedenktag war gegliedert in vier Punkte: Erstens eine Gedenkfeier am Gabelkreuz, ein gemeinsames Mittagessen in Seifersdorf/Zátor, ein symbolischer Marsch und eine Abschlussfeier am Gedenkstein in Jägerndorf. Das sogenannte Gabelkreuz ist ein Kreuz, das sich am höchsten Punkt der Vertreibungsstrecke befindet. Hier gedenkt der Verein alljährlich intern der Vertreibung. Diesmal waren auch ca. fünfzig Schüler aus Jägerndorf und verschiedenste Offizielle eingeladen. Neben Kranzniederlegung, musikalischer Umrahmung und verschiedenen Reden waren zwei Ansprachen zentral: Zwei Überlebende berichteten von den Ereignissen vor 77 Jahren und der ehemalige Bürgermeister von Krnov Bedřich Marek entschuldigte sich stellvertretend für die tschechische Seite bei den Deutschen für erlittenes Leid. Diese Entschuldigung war von ihm schon vor Jahren ausgesprochen worden, aber es war wichtig, dass diese vor den Schülern wiederholt wurde. Es beeindruckte auch, dass beide Zeitzeugen ihr Überleben der Hilfe Gottes zuschrieben. So z.B. Dr. Günter Klemens: „Meine Mutter betonte später immer wieder, dass mein Bruder und ich den Rest des Marsches – wie viele andere Kinder und Schwache – nicht überlebt hätten. Mein Dank gilt bis heute dem Erbarmen und der rettenden Hand unseres Gottes!“ Auch brachte er u.a. zum Ausdruck, dass er das Glück, an der Feier teilnehmen zu können, als Ehre verstehe und betonte: „(...) dies soll auch ein Anstoß und ein Zeichen sein an die junge Generation, den Wert des Friedens nicht hoch genug zu schätzen (...).“
Nach dem gemeinsamen Mittagessen erfolgte eine zwei Kilometer lange Wanderung in Richtung Jägerndorf. Bei der großen Hitze war dies insbesondere für unseren 94jährigen Vereinsvorsitzenden eine Herausforderung. Busse brachten uns anschließend zum Garten der Synagoge, welche übrigens die größte Mährens ist. Hier sprach u. a die Stadträtin Pavla Löwenthal aus Jägerndorf und Pfarrer Pavel Zachrla aus Hillersdorf. Mit letztem steht der Verein seit Jahren in Verbindung und unterstützt dessen Bemühungen um die Renovierung seiner Kirchen. Er hat sich auch darum verdient gemacht, dass er das deutsche Kriegerdenkmal in seiner Gemeinde renoviert hat. Besonders erwähnenswert erscheint mir jedoch die Ansprache von Jiři Strnad vom Synagogenverein. Er merkte an, man habe die Versöhnung bereits hinter sich und sei bereits in der Phase der Freundschaft.
Strnads Aussage kann ich unterstreichen, wenn ich auf die vielen freundlichen und freundschaftlichen Begegnungen zwischen heutigen Jägerndorfern und unseren Vereinsmitgliedern zurückblicke. Insbesondere hoffe ich, dass sich dies in den Schülern fortsetzten wird, die uns begleitet haben. Der Verein hatte ihnen ein T-Shirt geschenkt, das zwei ineinandergreifende Hände zeigte mit der Überschrift „Pochod Smiřeni – Versöhnungsmarsch“. Dahinter stand die Absicht, dass etwas Materielles vom Versöhnungsmarsch bleiben sollte, dass eine weitere Annäherung und weitere Diskussion anregt. Und dies scheint mir zu gelingen. So bat mich am Ende der Veranstaltung eine Schülerin, die bisher leer ausgegangen war, um ein solches T-Shirt. Später erfuhr ich, sie will es sich zu einem Kleid umarbeiten.
An dieser Stelle möchte ich mich besonders bei den Schülern für das entgegengebrachte Interesse und die schöne musikalische Umrahmung bedanken. Ihre Beteiligung war freiwillig und deshalb ist ihr Engagement besonders hoch zu bewerten!

Lorenz Loserth
stv. Kreisbetreuer von Jägerndorf

Aus einer Wildnis wird wieder ein Friedhof

Neudorf bei Pfraumberg war ein großes Dorf mit 186 Hausnummern. Noch vor der Vertreibung wurde 1946 ein Großteil der Häuser durch ein Feuer zerstört. Vom ehemaligen Neudorf ist nur wenig übrig - keine Schule, keine Kirche. Aber es gibt noch den Friedhof. Er wird heute nicht mehr genutzt. Die meisten Grabsteine waren umgestürzt, Glasplatten mit den Namen zertrümmert und der ganze Friedhof zugewachsen. Die Erinnerung an die früheren deutschen Bewohner von Neudorf sollte aber nicht verloren gehen. Die Inschriften auf den Grabsteinen dokumentieren die Geschichte des Dorfes und der zur Pfarrei gehörigen Orte Dianaberg, Mühlhäuseln und Nowohradsky. Barbara Vetrovska und Jakub Ded vom tschechischen Verein Omnium (jetzt Omni-Cimiterium) haben den Friedhof seit einiger Zeit gepachtet. Pfarrer Georg Hartl aus Waidhaus kam immer wieder mit fleißigen Helfern. Mehrmals im Jahr wurde gemäht. Die Leute von Omnium stellten mit Hilfe eines Dreibeins mit Kettenzug Grabsteine auf. Tomáš Hofmeister aus Neudorf half mit seinem Traktor. Immer wieder gesellten sich Helfer aus Tschechien und Deutschland dazu. Es kamen wunderschöne Grabsteine zum Vorschein - die ältesten 200 Jahre alt.
Die Forstbetriebe Kolowrat von Dianaberg stifteten Holzbalken, Eduard Steinsdörfer hobelte diese und zimmerte sie zum Kreuz zusammen. Er ist in Neudorf geboren und Sohn des damaligen Bürgermeisters und Tischlermeisters Eduard Steinsdörfer. Ein Sockel wurde errichtet und das neue Holzkreuz aufgestellt. Maria Reichl - auch eine gebürtige Neudörferin - stiftete die Gedenktafel.
Am 11. und 12. August 2022 wurden in einer Gemeinschaftsaktion von freiwilligen Helfern aus Tschechien und Deutschland viele weitere Grabsteine aufgestellt und am 13. August konnte das neue Holzkreuz durch Pfarrer Miroslav Martiš aus Stribro (Mies) und Pfarrer Georg Hartl aus Waidhaus gesegnet werden. Gerhard Reichl, Ortsbetreuer von Neudorf, konnte zahlreiche Gäste begrüßen. Darunter waren Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Heimatkreisbetreuer von Tachau und Pfarrer Klaus Oehrlein von der Ackermann-Gemeinde Würzburg, der auch an den zwei Tagen zuvor mit Pfarrer Hartl unter den Helfern war. Besonders erfreulich war, dass auch etliche heutige Bewohner von Neudorf der Einladung zu der Kreuzsegnung gefolgt sind.
Ein besonderer Gruß und Dank erging an Antonín Hofmeister aus Molgau. Er ist für Gerhard Reichl der Dolmetscher, fährt mit ihm auf Behörden und kennt immer die richtigen Leute.
Auch Vladimír Šístek als Chef der Forstbetriebe Kolowrat kam zu der Segnung. Denn auf dem Neudorfer Friedhof sind viele Grabsteine von Förstern und Hegern des damaligen Grafen Kolowrat.
Dr. Hamperl staunte, wie sich der Friedhof verändert hat und würdigte die großartige Arbeit.
Auf einem Ortsplan mit Hausnummern und Namen der damaligen Besitzer konnten sich alle über das frühere Neudorf informieren. Bei Kolatschen, Kaffee, Brezen und Bier saßen die Besucher noch gemütlich beisammen. Im kommenden Jahr sollen in einer weiteren Aktion die restlichen Grabsteine aufgestellt werden.

Gerhard Reichl
Ortsbetreuer von Neudorf

Bischof Rudolf Voderholzer beim Patrozinium in Kladrau

Die aktuellen Sorgen und Bitten der Gottesmutter anvertrauen
Den jetzt seit rund einem halben Jahr laufenden Krieg in der Ukraine stellte Bischof Rudolf Voderholzer in den Mittelpunkt seiner Predigt beim Patroziniumsgottesdienst in der Schlosskirche in Kladrau/Kladruby. Von hier stammen seine Mutter und Großmutter, seit vielen Jahren zelebriert er hier den Festgottesdienst zum Patrozinium Mariä Himmelfahrt. Viele ehemalige Kladrauer bzw. deren Nachkommen und Angehörige wohnten auch heuer der Eucharistiefeier bei., eine Familie kam sogar aus Flensburg.
Der Bischof würdigte in seiner Predigt die Gottesmutter Maria als die erste, „an der sich das österliche Geheimnis vollendet hat. Als Erste empfing sie von Christus die Herrlichkeit, die uns allen verheißen ist.“ Daher sei Maria ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen und für die ganze Welt. „Mit Recht ist dieser Tag ein Anlass für ein großes Fest – nicht nur in der Kirche, sondern auch darüber hinaus, unten auf dem Marktplatz“, verwies er auch auf die weltliche Feier, das Schlossfest.
Neben dieser Freude und Dankbarkeit verwies der Bischof aber – insbesondere in diesem Jahr – auf die unterschiedlichen Sorgen und Nöte im persönlichen, gesellschaftlichen und europa- bzw. weltweiten Bereich: die noch nicht ausgestandene Corona-Pandemie mit den Ungewissheiten im Herbst und Winter und den bereits jetzt feststellbaren wirtschaftlichen und sozialen Schäden. Und natürlich der Krieg seit Ende Februar in der Ukraine mit vielen schrecklichen Berichten und Bildern von Zerstörung – auch der Werte – und weltweiten Auswirkungen: Inflation, Geldentwertung, Hungersnöte, neue Flüchtlingswellen. „Wir alle wissen, was das bedeutet. Viele von uns haben das erlebt. Und deswegen geht es uns so besonders nahe“, richtete er seine Worte besonders an die aus Kladrau stammenden Gottesdienstbesucher. Treffend würden einige Sätze aus dem „Salve Regina“, die er zitierte, diese Situation beschreiben. Als schlimme Besonderheit des Ukraine-Krieges machte der Bischof die Tatsache aus, dass dies ein „Konflikt zwischen Christen, zumeist orthodoxen Schwestern und Brüdern“, sei. „Ein vom orthodoxen Glauben geprägtes Land überfällt das andere. Die Menschen sind vom selben Glauben, von der selben Hoffnung erfüllt. Wo bleibt die Liebe?“, fragte Bischof Rudolf. Er verwies darauf, dass das Fest „Mariä Himmelfahrt“ auch in der Orthodoxie – unter dem Namen „Fest der Entschlafung Mariens“ – begangen wird und dort den Höhepunkt und Abschluss des Kirchenjahres bildet. „In den meisten Häusern sowohl in Russland wie auch in der Ukraine wird die Gottesmutter verehrt und hängt ein Marienbild. Und so wollen wir heute, an ihrem Festtag, unsere Sorgen und Bitten der Gottesmutter anvertrauen“, leitete Bischof Voderholzer auf das zuvor verteilte Bild mit der Marienikone „Unsere Liebe Frau vom Frieden“ über. Die Ikone stammt aus der Ukraine. Der spätere Münchner Weihbischof Ernst Tewes, im Zweiten Weltkrieg Militärpfarrer, hat es aus einem Haus in der Ukraine gerettet und nach Deutschland gebracht. Seit 1982 befindet sich die Ikone mit dem Titel „Maria, Königin des Friedens“ in der Kapelle des Priesterseminars in München. Das Domkapitel Regensburg hat nun ein kleines Gebetsbildchen drucken lassen mit einer Reproduktion dieser Ikone auf der Titel- und einem Friedensgebet an Maria auf der Rückseite. Das gemeinsame Gebet bzw. die tschechische Übersetzung bildete den Abschluss der Predigt.
Der Patroziniumsgottesdienst ist auch Treffpunkt der ehemaligen Kladrauerinnen und Kladrauer, die Bischof Voderholzer zuvor persönlich begrüßte. Mit dabei ist aber inzwischen auch eine Abordnung der Marianischen Männerkongregation im Bistum Pilsen mit Bannerträger. Die Aufnahme der Mitglieder und die Weihe des Banners wurden ebenfalls erst in den beiden Vorjahren im Rahmen dieses jährlichen Festgottesdienstes vollzogen. Der Gottesdienst wurde in drei Sprachen gefeiert: neben Deutsch und Tschechisch auch auf Latein, bei den Texten unterstützte der Chor der Pfarrei St. Jakobus Kladrau.
Am Nachmittag war noch eine Andacht in der Kladrauer Pfarrkirche mit Totengedenken für die Verstorbenen. Natürlich konnte dieser auch im dortigen Friedhof gedacht werden.

Markus Bauer

Wallfahrt der Heimatvertriebenen und Aussiedler nach Walldürn

Wieder weitgehend unter normalen Rahmenbedingungen stand heuer am ersten Sonntag im Juli die traditionelle Wallfahrt der Heimatvertriebenen und Aussiedler zum Heiligen Blut in Walldürn. Es galt aber auch ein Jubiläum zu feiern. Denn seit 35 Jahren hat die Stadt Walldürn die Patenschaft über diese Wallfahrt inne. Und Helmut Hotzy, Leiter des Haupt- und Ordnungsamtes bei der Stadt Walldürn, kümmert sich seither intensiv und engagiert in Zusammenarbeit mit der Ackermann-Gemeinde im Erzbistum Freiburg um die Vorbereitung und Durchführung der Wallfahrt. So erhielt er für seine Verdienste die Goldene Ehrennadel der Ackermann-Gemeinde. Hauptzelebrant beim Wallfahrtsgottesdienst war der emeritierte Pilsener Bischof František Radkovský.
„Es ist uns eine Freude und Ehre, Sie hier in Walldürn willkommen zu heißen“, begrüßte Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter Franziskanerpater Josef Bregula OFMconv den früheren Oberhirten des Bistums Pilsen und verwies auf die Partnerschaftsarbeit zwischen der Erzdiözese Freiburg und der Diözese Pilsen, in erster Linie getragen von der Ackermann-Gemeinde. Auch erinnerte er an das diesjährige Wallfahrtsthema „Wir sind gekommen, ihn anzubeten“. Dabei stehe nicht nur der Weg selbst im Fokus, sondern auch der Entschluss zum Aufbruch. „Viele mussten vor Jahrzehnten einen solchen schwierigen Weg gehen“, rief der Seelsorger das Schicksal der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge in Erinnerung.
Das bei der Wallfahrt im Mittelpunkt stehende Heilige Blut nahm der Bischof als Basis seiner Predigt. Die „lebensnotwendige Flüssigkeit“ hatte bereits im Alten Testament eine hohe Bedeutung, wie er an Beispielen (Blut von Stieren bei Vertragsschließungen zwischen Moses bzw. dem Volk Israel und Gott) verdeutlichte. Im Neuen Testament steht dagegen das Blut Christi im Zentrum – als Zeichen für den Opfertod Jesu, der damit die Menschen von der (Ur)Sünde befreien will, so der emeritierte Oberhirte. „Er starb für uns und gab sein Blut dafür“, konkretisierte der Bischof und verwies auf einen weiteren Aspekt – das nach dem Kreuzestod aus der Seite Jesu fließende Blut und Wasser als Symbole für die Sakramente Eucharistie und Taufe. Doch auch die Auferstehung von den Toten und die Himmelfahrt Jesu betonte der Oberhirte – als Aussicht auf die Gemeinschaft mit Christus in der Ewigkeit. So seien Jesu Worte „Das ist mein Leib, das ist mein Blut. Wer von meinem Leib isst und mein Blut trinkt, der wird in Ewigkeit leben“ ein guter Lebensbegleiter mit der hoffnungsvollen Verheißung auf ewiges Leben. „Im Leib Christi ist auch das Blut Christi. Und das Blut verbindet uns mit Christus. Sagen Sie jeden Tag, dass Sie Jesus Christus lieben und dass Sie sich freuen, eines Tages mit ihm in der Ewigkeit zu sein. Die Kommunion ist die Verbindung mit ihm und bringt uns größere Tiefe, in Jesus Christus einzutauchen und mit ihm zu leben. Das ist eine große Perspektive – ein ewiges Leben mit Christus“, schloss der Bischof seine Ansprache.
Die Lesungen und Fürbitten trugen Gabi Stanzel und Irmgard Michalek von der Freiburger Ackermann-Gemeinde vor. Die musikalische Gestaltung oblag – neben dem Gesang der Gottesdienstbesucher – dem örtlichen Kirchenchor unter der Leitung von Sven Geier.
Beim anschließenden Empfang im Pfarrsaal stand eine besondere Ehrung im Mittelpunkt. Stadtoberverwaltungsrat Helmut Hotzy, auch Mitglied der Ackermann-Gemeinde, ist seit 1987 – damals hat die Stadt Walldürn die Patenschaft über die Wallfahrt der Vertriebenen übernommen – federführend mit der Organisation vor Ort betraut. Grund genug, ihm die Goldene Ehrennadel zu verleihen. Stellvertretend für den Bundesvorsitzenden Martin Kastler übernahm der Freiburger Diözesanvorsitzende Roland Stindl die Auszeichnung.
Er verwies auf die erste Wallfahrt der Heimatvertriebenen zum Heiligen Blut am Fest Mariä Heimsuchung am 2. Juli 1946. „In der Basilika in Walldürn hatten die Heimatvertriebenen schließlich Zuflucht, Trost und Kraft im christlichen Glauben gefunden“, erklärte Stindl. Er nannte mit Pfarrer Heinrich Magnani aus dem Nachbarort Hettingen, Fritz Baier (späterer langjähriger Vorsitzender der Freiburger Ackermann-Gemeinde, Bundestagsabgeordneter und Oberbürgermeister von Mosbach) und dem Augustinerpater Dr. Paulus Sladek die Hauptinitiatoren der Wallfahrt. Natürlich erwähnte der Diözesanvorsitzende den früheren Walldürner Stadtpfarrer und Ehrenbürger Pater Wigbert Richter, geboren in Böhmisch Leipa, der von 1968 bis 1995 die Pfarrei Walldürn leitete, und Augustiner-Pater Eduard Braunbock, „die sich um die Vertriebenenwallfahrt große Verdienste erwarben.“ Stindl erinnerte an viele Tausend Wallfahrer in den 1950er und 1960er Jahren und an namhafte Redner bei den Kundgebungen wie Bundespräsident Heinrich Lübke, die Ministerpräsidenten Hans Filbinger und Franz-Josef Strauß, den Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit und Bundesvorsitzenden der Ackermann-Gemeinde Josef Stingl oder Otto von Habsburg. „Unvergessen bleibt auch die 70. Jubiläumswallfahrt 2015 mit dem emeritierten Erzbischof Dr. Robert Zollitsch und der Festansprache des ehemaligen Ministerpräsidenten Prof. Dr. Erwin Teufel“, blickte Stindl auf die jüngste Zeit zurück. Damit kam er zum aktuellen Jubiläum. „Zur Pflege der seit 1946 bestehenden Vertriebenenwallfahrt, der Bewahrung des christlichen Glaubens und der Erhaltung des Gedenkens an die alte Heimat hat die Stadt Walldürn 1987 die Patenschaft über die Wallfahrt der Heimatvertriebenen zum Heiligen Blut übernommen. Unser besonderer Dank gilt Ihnen, Herr Hotzy. Sie haben diese Wallfahrt seit vielen Jahrzehnten von Seiten der Stadt Walldürn und der katholischen Kirchengemeinde stets aktiv und äußerst engagiert betreut und für die reibungslose Organisation und Durchführung unserer Wallfahrten gesorgt. Sie haben sich nicht nur um die Belange der Stadt Walldürn, sondern auch in hohem Maße für die Wallfahrt der Heimatvertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler verdient gemacht! Unser Verhältnis war stets von großem Respekt und höchster Anerkennung geprägt. Im Rahmen unserer langjährigen Zusammenarbeit hat uns immer wieder Ihr angenehmer menschlicher Umgang beeindruckt. Im Namen des Bundesvorstandes der Ackermann-Gemeinde wollen wir für alles Mitdenken und Mittun von Herzen danken und Ihnen als äußeres Zeichen dieses Dankes die Goldene Ehrennadel der Ackermann-Gemeinde überreichen.“ Nach dieser Rede übergab Stindl Nadel und Urkunde an Hotzy.
Das Jubiläum und die Ehrung sprach auch Stadtpfarrer Pater Josef Bregula in seinem Grußwort an. Es sei „immer eine gute Zusammenarbeit gewesen“. Darüber hinaus erwähnte er Hotzys Engagement auch in der Pfarrei. „Vielen Dank für die vielfältige Arbeit und Unterstützung“, fasste der Pater zusammen. Als „Motor und Herz der Ackermann-Gemeinde in Walldürn“ bezeichnete Bürgermeister Markus Günther den Geehrten, weshalb diese Auszeichnung verdient sei. Die stellvertretende Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Sabrina Miko stellte in ihrem Grußwort den aktuellen Bezug her. „Krieg, Flucht und Vertreibung sind nun wieder präsente Themen, die Folgen sind zum Teil noch nicht absehbar“, stellte sie fest. Daher seien Verbände wie die Ackermann-Gemeinde wichtig, um die Erinnerung an Krieg und Vertreibung wachzuhalten, die Geschichte nicht zu vergessen und Verständnis für die Flüchtlinge von heute zu gewinnen.
„Herzlichen Dank für die Überraschung und die anerkennenden Worte. Ich wusste wirklich gar nichts“, nahm der Geehrte Stellung. Er beschrieb kurz die Rahmenbedingungen im Jahr 1987, als zwischen dem damaligen Walldürner Bürgermeister Robert Hollerbach und dem damaligen Diözesanvorsitzenden der Freiburger Ackermann-Gemeinde Erich Pohl die Patenschaft bezüglich der Wallfahrt der Heimatvertriebenen besiegelt wurde. „Es war lange Zeit die meistbesuchte Wallfahrt mit zum Teil 20.000 Pilgern“, blickte Hotzy zurück. Neben den Sudetendeutschen stellten damals die vertriebenen Deutschen aus Ungarn einen großen Anteil. „Ich bleibe natürlich hier der Ansprechpartner für die Ackermann-Gemeinde“, versicherte Hotzy und wünschte eine weiterhin gute Kooperation mit den beteiligten Partnern.
Für Hotzy und die weiteren Ehrengäste hatte Roland Stindl Exemplare der neuen, in deutscher und tschechischer Sprache verfassten Broschüre „Von Böhmen nach Baden. Mit dem heiligen Johannes von Nepomuk über Brücken gehen“ dabei.

Markus Bauer

IKKDOS-Arbeitstagung 2022

Beispiele für Unterdrückung von Christen in totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts

Auf einen Tag reduziert war heuer die Arbeitstagung des Instituts für Kirchen- und Kulturgeschichte der Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa e.V. (IKKDOS). In Kooperation mit dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilian-Universität München (ikgs) hatte das IKKDOS im Salesianum in München ein Tagesseminar zum Thema „Christliche Existenz in totalitären Systemen im 20. Jahrhundert“ organisiert. Dabei beleuchteten mehrere Referenten diese Thematik aus unterschiedlichen Länder- und Inhaltsperspektiven. Wir beschränken uns hier auf die Vorträge mit Bezügen zum Gebiet der heutigen Tschechischen Republik.
Auf frühere IKKDOS-Tagungen (2016 und 2017) zu diesem Themenkomplex verwies der 1. Vorsitzende Professor Dr. Rainer Bendel in seiner Begrüßung und hieß die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auch im Namen des ikgs willkommen. Neue Erkenntnisse, basierend auf Studien bzw. Besichtigungen aus unterschiedlichen thematischen Bezügen und Zugängen, hätten zur Erweiterung der Perspektive und damit zur erneuten Beschäftigung mit diesem Thema geführt – „ohne Anspruch auf Vollständigkeit“, so Bendel.
Schon viele Jahre ist Lenka Kopřivová mit der Geschichte der Kroaten in Mähren vertraut, unter anderem hat sie beim Aufbau eines Museums mitgearbeitet. So war sie für den Vortrag zum Thema „Situation der kroatischen Minderheit in Mähren nach der Zerstreuung in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre“ prädestiniert. „Die Verbindung zum katholischen Glauben und zur Kirche war und ist für sie prägend“, merkte sie einleitend an. Es gebe in Tschechien wenig Quellen dazu, die Thematik sei wenig bekannt, vertiefte sie. Grund genug also, um diese Wissensdefizite zu schließen. Dazu ist eine Rückblende ins 16. Jahrhundert nötig: Als Teile des Habsburger Reiches infolge der Expansion der Osmanen durch eben diese besetzt wurden, erfolgte die Umsiedlung in nördliche Regionen des Habsburger Reiches. Die Liechtensteiner holten die Kroaten vor allem nach Südmähren (1534). In der Region um Feldsberg/Valtice habe es nach dem Kontakt mit der ansässigen slawischen Bevölkerung „nach und nach eine Assimilierung“ gegeben, so die Referentin. In anderen Regionen, wo auch Deutsche lebten, hätten die Kroaten ihre Identität (Sprache, Dialekt, Tracht usw.) behalten. Als einfache Leute, vor allem Landwirte, seien die Kroaten vom Kirchenjahr geprägt gewesen: der Gottesdienstbesuch am Sonntag in Tracht und Wallfahrten (ins Burgenland, nach Ungarn, in die Slowakei, nach Maria Zell) hätten auch als Zeichen gedient, dass man sich als Teil einer größeren Gemeinschaft sah, was sich auch in Aspekten wie Kirchenliedern ausdrückte. Im 19. Jahrhundert, als die Nationalbewegungen stärker, die tschechische bzw. deutsche Identität ausgeprägter wurde, hätten die Kroaten „gute Kontakte zu beiden Seiten“ gehalten. Dagegen sei in der ersten Tschechoslowakischen Republik ab 1918 der tschechische Einfluss viel größer gewesen, kroatische Schulen seien zum Beispiel nicht erlaubt worden. Mit dem Anschluss ans Deutsche Reich ab 1938 sei dann ein Druck zur Germanisierung einhergegangen, die kroatische Sprache habe nicht einmal bei Gottesdiensten benutzt werden dürfen. Mit der Vertreibung der Deutschen 1945/46 habe sich das Schicksal der Kroaten bereits angedeutet: der zu enge Kontakt zu den Deutschen und damit die den Kroaten zugeschriebene Unzuverlässigkeit hätten – nach der kommunistischen Machtergreifung im Februar 1948 – zu ihrer Umsiedlung bzw. Vertreibung in 120 Gemeinden in ganz Mähren geführt – oftmals in Orte (Sprachinseln), wo zuvor Deutsche lebten. „Die Aussiedlung war für die Kroaten sehr schwierig. Sie haben sich noch mehr an den Glauben geklammert“, schilderte Kopřivová. Das habe sich besonders in der Religionspraxis oder im bewussten Tragen der Trachten an den neuen Orten – etwa an Fronleichnam oder bei Wallfahrten – gezeigt. Wegen der zerstreuten Wohnorte trugen diese Treffen in Tracht zu den kirchlichen  Anlässen auch zum Erhalt der kroatischen Identität bei. Mit den Tschechen und den verbliebenen Deutschen verbunden hat die nun in ganz Mähren beheimateten Kroaten die Sorge um die Kirche. Nach der Samtenen Revolution wurde die Vereinigung von Bürgern kroatischer Nationalität in der Tschechischen Republik gegründet, seither gibt es Treffen und Festivals. Die Kroaten in Mähren zeichne, so die Referentin abschließend, inzwischen quasi ein „Familienbewusstsein“ aus.
Einen nicht alltäglichen Baustein steuerte der Historiker Dr. Otfrid Pustejovsky bei. Er setzte sich mit „Zeichnungen im ‚Dikobraz‘“ als Beispiele antikirchlicher politischer Propaganda in der ČSSR auseinander. Zunächst erläuterte er die unterschiedlichen Inhalte, Mittel und Wesenselemente von politischer Satire. Dabei verdeutlichte er, dass in Diktaturen die Satire oft in direktem oder indirektem Auftrag der Machthaber eingesetzt werde, um den Gegner lächerlich zu machen. Ebenso verwies er auf die verschiedenen Phasen der kommunistischen Herrschaft in der ČSSR von 1948 bis 1989, um die Hintergründe der von ihm gezeigten satirischen Darstellungen einordnen zu können. Vor allem in den Jahren 1948 bis 1953/56 (stalinistische Unterdrückung), die von schwersten Repressionen gekennzeichnet waren, habe das von 1945 bis 1990 erschienene Humor- und Satiremagazin „Dikobraz“ (Stachelschwein) „alle Formen der Desinformation und Feindbilder aller Art“ vermittelt, so Pustejovsky – vor allem in Bezug auf die Kirche und den Vatikan. „Nur in tschechischer Sprache gibt es zugängliche Arbeiten über diese Zeitschrift“, merkte der Vortragende an, wobei religions- und kirchenfeindliche Satire in der wissenschaftlichen Diskussion nur wenig Beachtung gefunden habe. Dabei würden der Papst, die Bischöfe, die Orden und die praktizierenden Gläubigen – insgesamt die Institution Kirche – in den Darstellungen fast immer der Lächerlichkeit preisgegeben und als „abhängige Diener des amerikanischen Großkapitalismus“ gezeigt. Die westlichen Siegermächte des Zweiten Weltkriegs (mit Maschinengewehren) und der Papst (mit einem Kreuz in der Hand) sowie der Deutsche Michel und Mao Tse Tung verteidigen in einer satirischen Zeichnung das „Goldene Kalb“, d.h. die neue Zivilisation und Demokratie inklusive der Wall Street. In einer anderen Karikatur segnet ein buckliger Papst Fahnen mit SS-Symbol, Dollarzeichen, Hakenkreuz (getragen von Adolf Hitler). Die Textzeile lautet: „… und erfüllt von unendlicher Freude und Stolz nehme ich Ihre Bitte feierlich an“. Pustejovsky dazu: „Hier werden Kirche, Faschismus, SS, der Petersdom usw. in einen Topf geworfen als verderbliche Mächte beim Aufbau des neuen kommunistischen Staates.“ Immer wieder thematisieren die Bilder die Kooperation zwischen Kirche und Kapitalismus – ob der Rammbock gegen den Aufbau des kommunistischen Staates mit einer Mitra an der Spitze, welche der Papst und zwei Herren mit Gehrock und Zylinder an einer Stange gegen die im Bau befindliche Mauer richten, oder die antikommunistische Orgel mit einem Geldsack („Wall Street“) als Organisten, in die der Papst mit dem Blasebalg die Luft bläst und anstelle der Orgelpfeifen menschliche Köpfe mit verzweifelt offenen Mündern singen. Oben auf der Orgel halten Goebbels und Hitler als Engel neben einer Hakenkreuz-Standarte eine Tafel „Mein Kampf“, daneben hält Churchill den „Eisernen Vorhang“. In einer weiteren Darstellung mit dem Titel „Im Interesse der christlichen Zivilisation“ bekommt der Papst von einem Mann mit Frack und am Bauch angehängtem Dollar eine Tüte voller Dollar-Noten und segnet dafür Panzer und Militärflugzeuge. Auffallend sind oft deutliche semitische Körperpartien (z.B. Nasen), was laut Pustejovsky auf die antisemitische Tendenz in der kommunistischen Partei der ČSSR hinweist.
Durch den Kakao gezogen wurde in mehreren Karikaturen auch das Wunder von Číhošť vom Dezember 1949. Auch hier ist in der einen Darstellung ein fetter Manager auf der obersten Wolke sozusagen der Strippenzieher, der die Seilbewegung über den Papst an den Pfarrer weitergibt und so das Kreuz vor dem Tabernakel in Bewegung setzt. Im anderen Bild sagt ein Ordensmann zum Bischof: „Eminenz, so ein Wunder. Nun wollte der Heilige Vater es in großem Stil einführen.“ Und erneut die Beziehung zwischen Großkapital und Papst in einer weiteren Karikatur: „Auch der Heilige Vater hört auf das Wort Gottes“ – dargestellt ist in der oberen Bildhälfte ein telefonierender feister Mann mit Manhattan-Silhouette im Fenster und der aufrichtig lauschende Pontifex im unteren Bild.
Mit diesen und einigen weiteren satirischen Zeichnungen aus der Zeitschrift „Dikobraz“ machte Pustejovsky deutlich, dass diese „ein Teil der gesamtstaatlichen Maßnahmen zur Unterdrückung in direkter und indirekter Weise durch die Kommunistische Partei“ waren.

Markus Bauer

Deutsch-Tschechisches Priestertreffen

Wie in den letzten Jahren üblich geworden – auch wenn Corona da einiges durcheinander gebracht hat – trafen sich Ende Juni deutsche und in Tschechien tätige Mitbrüder zum gemeinsamen Austausch. Federführend hatte diesmal Adolf Pintir aus der Diözese Budweis das Programm zusammengestellt, wofür ihm der Vorsitzende herzlich dankte. Tagungsort war diesmal Štěkeň, einige Kilometer östlich von Strakonitz gelegen. Das Kloster und Bildungshaus der Congregatio Jesu (Mary-Ward-Schwestern) bot eine gute Station für die Tagung vor Ort und die Ausflüge. 15 Mitbrüder, die größere Hälfte davon aus Tschechien waren der Einladung gefolgt und trafen zum Großteil am Montagabend ein. Der Dienstagvormittag war für ein Referat und Austausch reserviert. P. Dr. Cyril Tomáš Havel CFSsS, Religionspädagoge an der Theologischen Fakultät der Universität Budweis, sprach zum Thema „Religiöse Bildung“. Dabei beleuchtete er zunächst das „Religionsgefälle“ von West nach Ost, das eine Befragung in 2021 verstärkt ergeben hatte. So ist das Fach Religion an den Schulen grundsätzlich regulär vorgesehen – sofern sich wenigstens sieben Kinder dafür finden. Das ist tatsächlich im Osten leichter als im Westen der Tschechischen Republik. Nach wie vor gibt es gewisse Vorbehalte den Kirchen und dem Christentum gegenüber. Wo der Unterricht stattfindet ist es um die Lehrerschaft - auch wegen Anstellung und Bezahlung – und die Materialien nicht unbedingt leicht bestellt. Als (außerschulische) Katechese stellte der Referent ein Zwei-Wochenheft vor, dass sich zunächst an ein Projekt der Diözese Linz angelehnt hatte, inzwischen aber eigene Impulse setzt.
Der Nachmittag des ersten Tages galt dem Besuch des nahgelegenen Strakonitz, einer Stadt, die maßgeblich von einer Malteserburg geprägt war und zunehmend wieder ist. Denn wie so oft schätzt man in Tschechien zunehmend die Wurzeln! Ein nagelneues, umfangreiches Museum beleuchtete neben der Geschichte des Malteser-Ordens auch andere Aspekt wie Kultur- und Industriegeschichte. Am Mittwoch war ein ganztägiger Ausflug in den Böhmerwald geplant. Hauptziel war das umgebaute Wohnhaus den hl. Johannes Nepomuk Neumann. Die dort tätigen Borromäerinnen bereiteten einen warmherzigen Empfang, erläuterten ihr Wirken in einem angeschlossenen Seniorenheim, Hospiz und Alzheimerzentrum und stellten machtvoll unter Beweis, wie der Anspruch des kommunistischen Regimes gescheitert ist, eine ganze Stadt „atheistisch“ zu machen. Bestes Beispiel war bei einem Stadtspaziergang die Begegnung mit einem Mädchenchor, der – als er erfuhr, dass die Herren Geistliche sind – spontan ein „Kumbayah“ anstimmten. Da das Wetter unbeständig war, wurde aus dem Wanderausflug nichts – so fuhr die Gruppe kurzentschlossen ins nahegelegen Husinec und bekam eine exklusive und außerordentlich interessante Führung durch das Museum, das Leben und Wirken von Jan Hus präsentierte. Ein Geistlicher dieser Kirche selbst erschloss dieses wichtige Kapitel für die Kirche und die böhmischen Länder. So waren es zwei „Geburtshäuser“ von prägenden Menschen der Kirchengeschichte an diesem Tag geworden.
Das Referat am Donnerstagmorgen hielt Dr. Michal Opatrny, Pastoraltheologe aus Budweis. Sein Focus lag auf den pastoralen Herausforderungen der Kirche in Böhmen und Mähren. Gerade die zurückgehende Zahl derer, die sich mit der Kirche identifizieren ließ auch die deutschen Mitbrüder aufhorchen, ereignet sich ja doch auch bei uns eine gewaltige Veränderung der Kirchenlandschaft. Interessant ist aus Sicht des Referenten, dass die Offenheit für Glaube und Religion nicht zurückgegangen, sondern eher wieder gestiegen ist, da eine neue Generation das Thema unverkrampfter sieht als die Älteren. Hier anzusetzen und die Menschen abzuholen – vor allem im sozialen Bereich – sei eine interessante Möglichkeit. Ort dieses Referates war indes nicht Štěkeň, vielmehr war die Gruppe dafür ins rund eine halbe Stunde entfernet Lomec, einen malerische im Wald gelegenen Marienwallfahrtsort gefahren. Franziskanerinnen machen diesen Ort gastlich und sie freuten sich auch auf die gemeinsame Messe. Wie immer wurde abwechselnd deutsch und tschechisch gebetet, wobei es ein Segen ist, dass die Mitbrüder aus Tschechien allesamt der deutschen Sprache mächtig sind. Der letzte Abend wurde wieder in gemütlicher Runde verbracht und am Freitagmorgen galt es Lebewohl zu sagen. In 2023 soll es wieder auf unsere Seite der Grenze gehen, die – wie sich zunehmend herausstellt – eigentlich schon gar nicht mehr da ist, so sehr sind wir inzwischen schon „zusammengewachsen“.

Holger Kruschina

Pavel Konzbul neuer Bischof von Brünn

Am Hochfest der Hl. Petrus und Paulus, 29. Juni 2022 wurde Pavel Konzbul als Bischof von Brno/Brünn eingeführt. Der stv. Vorsitzende des SPW, Pfarrer Dr. Stanislav Drobny ist Priester des Bistums Brno/Brünn und führte mit seinem neuen Bischof für uns das folgende Gespräch:

Sehr geehrter Herr Bischof, am Fest des hl. Petrus und Paul wurden Sie als Diözesanbischof von Brno/Brünn installiert. Könnten Sie sich uns kurz vorstellen und Ihren Berufungsweg zum Priester- und Bischofsamt beschreiben?
Ich bin im Jahre 1965 in Brno/Brünn geboren. Nach dem Abitur habe ich mein Studium an der Elektrotechnischen Fakultät VUT in Brno/Brünn absolviert. Nach dem einjährigen Wehrdienst habe ich als an der technischen Anstalt für Fachgeräte der tschechischen Akademie in Brno/Brünn gearbeitet. Da war ich bei der Realisation und Entwicklung auf dem Gebiet der Tomografie in der nuklearen magnetischen Resonanz tätig. Zugleich lehrte ich an der Elektrotechnischen Fakultät in Brno/Brünn, wo ich meine Dissertation auf dem Gebiet der theoretischen Forschung des elektromagnetischen Feldes abgeschlossen habe.
Im Jahre 1995 begann ich das Studium der Theologie an der Cyrillomethodischen Theologischen Fakultät in Olomouc/Olmütz. Im Jahre 2003 wurde ich in Brno/Brünn in unserer Kathedrale der Hl. Petrus und Paulus zum Priester geweiht. Danach diente ich als Pfarrvikar in Boskovice, Svitavka, in Hustopecice, Starovicky und Starovice. Dann bin ich Spiritual des Bischöflichen Gymnasiums in Brno/Brünn und schließlich im Jahre 2013 Dompfarrer geworden.
Im Jahre 2016 wurde ich vom Papst Franziskus zum Weibischof von Brno/Brünn und Titularbischof von Litomysl ernannt. Drei Jahre übte ich das Amt des Generalvikars aus. Am 26. Mai 2022 wurde ich zum 14. Diözesanbischof von Brno/Brünn ernannt. Am Festtag unserer Diözesanpatrone, der Hl. Petrus und Paulus, wurde ich in das Amt eingeführt.

Wie groß ist die Diözese Brno/Brünn? Wieviel Gemeinden, Priester und Diakonen gibt es?
Im Blick auf die praktizierenden Gläubigen ist unsere Diözese die zweitgrößte in Tschechien. Sie hat 450 Gemeinden. Ihre Gebiet deckt teils den Sudmährischen Kreis, teils den Kreis Vysočina ab. Sie wurde zur Zeit von Maria-Theresia von der Diözese Olomouc/Olmütz abgespalten. In diesem Jahre feiern wir 245 Jahre unseres Bestehen. Es gibt bei uns 240 Diözesanpriester und fünfzig ständige Diakone.
Das neue Amt wird wohl anstrengend.

Ihr Vorgänger ist Bischof Vojtěch Cikrle war über 32 Jahre im Amt. Mit welchen Eindrucken, Wünschen und Erwartungen beginnen Sie Ihren bischöflichen Dienst?
Persönlich bin ich froh, dass ich wohl nicht so lange im Dienst sein werde. Meine Priorität ist die innerkirchliche Zusammenarbeit. Dann ist es die Problematik der Pfarrverwaltung, die manchmal gut funktioniert, aber in anderen Gebieten sehr veraltet ist. Das muss geändert werden. Wir sollten auch einen Gleichgewicht zwischen einer Pfarr- und Kategorialseelsorge entwickeln. Zum dritten gehört die Fähigkeit, unsere Gesellschaft anzusprechen, eine Gesellschaft, die immer mehr eine offene Kirche sucht. Und auch unserer Kirche verlangt nach Offenheit. Das ist das Ergebnis der synodalen Gespräche.

Worauf freuen Sie sich?
Besonders auf die Begegnung und die Arbeit mit den Leuten. Ich hoffe, ein Zeuge der kleineren und größeren Wunder sein zu dürfen.

Und Befürchtungen?
Befürchtung habe ich schon, aber Angst spielt sowohl in der Bibel als auch in der Kirchengeschichte eher eine negative Rolle. Angst macht uns nicht das Bekannte, sondern das Fremde. Deshalb vertraue ich im Gebet die Diözese Gott an, mit den Jesajaworten: „Habe keine Angst, ich bin mit dir, schau nicht ängstig um, ich bin dein Gott. Ich gebe dir Mut, ich helfe dir, ich begleite dich mit meiner Rechten.“

Gibt es für Sie eine Kirche, einen Wallfahrtsort, wo Sie gerne verweilen?
Zu den schönsten Orten gehört für mich Sloup in Moravsky Kras. Die Barockkirche ist der Schmerzhaften Muttergottes geweiht, ein wunderschöner Ort, von Wäldern umgeben. Bedeutsam ist jedoch nicht die riesige Architektur, wo man sich verliert, sondern eher der Raum des Gebetes, wo man sich findet.

Die siebte, letzte Frage: Was machen Sie am liebsten, wenn Sie frei haben?
Ich stehe zwischen einem Workoholiker und Faulenzer. Ab und zu ruhe ich gerne aus. Ich lese viel. Kochen ist mein Hobby. Ich mag fotografieren und spazieren, sowohl im Wald als auch auf den Straßen der Stadt.

Neue Bundesgeschäftsführerin der Ackermann-Gemeinde

Ende Juni gab es einen erneuten Wechsel in der Bundesgeschäftsstelle: Kathrin Lichtenberg hat die Bundesgeschäftsstelle der Ackermann-Gemeinde verlassen. Seit dem 1. Juli hat Marie Smolková den Posten der Bundesgeschäftsführerin übernommen. Mit der 37-jährigen gebürtigen Tschechin ist eine vertraute Person in der Leitung.
Bereits in ihrer Heimatstadt konnte sie durch die Partnerschaft der Diözesen Budweis und Passau erste Kontakte nach Deutschland knüpfen. Helena Faberová, die Gründerin der Partnerorganisation Sdružení Ackermann-Gemeinde, brachte Marie Smolková in die „Ackermann-Familie“. Während ihres Studiums der Außenbeziehungen an der Wirtschaftsuniversität in Prag war sie fünf Jahre lang die Geschäftsführerin der Sdružení Ackermann-Gemeinde. In den Jahren 2009 bis 2010 hat sie im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes ein Jahr bei der Jungen Aktion mitgewirkt. Auch bei der Arbeit im Reisebüro Krizek-Reisen (2010/11) hat sie den Kontakt zur Ackermann-Gemeinde nicht verloren. Im Oktober 2011 wechselte sie dann endgültig nach München und arbeitet seither auf der Bundesebene der Ackermann-Gemeinde. Dankend blickt sie auf die elfjährige Zusammenarbeit mit Matthias Dörr sowie vielen Ehrenamtlichen in den Diözesen zurück und freut sich auf die kommende Aufgabe.

Ackermann-Gemeinde

Buchbesprechung

Das im Herder-Verlag erschienene Buch „Der Nachmittag des Christentums“ von Tomáš Halik beschreibt die aktuelle Situation der Kirchen im säkularisierten Westen als den Nachmittag des Christentums. Sein Ergebnis: Das Christentum steckt in einem „Mittagstief“, das lähmt: eine Zeit der Erschütterung, nicht zuletzt durch Corona, die aber eine neue Solidarität ermöglicht. So wird das „Mittagstief“ der Kirchen zur Geburtsstunde eines reiferen, weniger selbstbezogenen Christentums, das endlich seine Bestimmung für die Welt erfüllt.
Zu Beginn der Pandemie rüttelte der wohl wichtigste intellektuelle Geistliche Tschechiens mit dem Buchtitel „Die Zeit der leeren Kirchen“ auf: „Vielleicht zeigt diese Zeit der leeren Kirchen den Kirchen symbolisch ihre verborgenes Leere und eine mögliche Zukunft auf, die eintreten könnte, wenn die Kirchen ernsthaft versuchen, der Welt eine ganz andere Gestalt des Christentums zu präsentieren“, schreibt Halik.
Tomáš Halik war vor der politischen Wende ein tragendes Mitglied der tschechoslowakischen Untergrund-Kirche, im Geheimen studierte er katholische Theologie, wurde 1978 im Untergrund zum Priester geweiht. Nach 1989 gehörte er zu den engen Beratern des Präsidenten Václav Havel; heute ist er der bekannteste Theologe Tschechiens und Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse für sein Verdienste um die deutsch-tschechische Versöhnung, den interreligiösen und internationalen Dialog, Träger des Romano-Guardini-Preises usw.
Er ist ein enger Freund der Ackermanngemeinde!
Ein Buch, spannend zu lesen - frei nach dem Motto „Totgesagte leben länger“ ist mir um das Christentum nicht bange. Im Gegenteil, wir haben großen Grund zur Hoffnung.

Dieter Olbrich

Halík, Tomás, Der Nachmittag des Christentums
Freiburg im Breisgau 2022
ISBN 978-3-451-03355-1