Vorwort des Vorsitzenden

Liebe Mitglieder und Freunde des Sudetendeutschen Priesterwerks!

Die Nachrichten dieses Herbstbeginns sprechen von einem Sommer, der mit Blick auf seine Wetterextreme einmal mehr nachdenklich macht. In Deutschland sind wir heuer glimpflicher davongekommen, aber das Gedenken an das Hochwasser im Ahrtal machte deutlich, dass wir diesmal einfach nur Glück hatten. Fragt man beispielsweise die Menschen in Griechenland, die die schlimmsten Waldbrände und die verheerendsten Regenfälle erlebt haben, bekommt man Gänsehaut. Papst Franziskus hat eine Fortsetzung der Umweltenzyklika angekündigt – so etwas gab es auch noch nie. Als Bibelfeste sind wir mit Apokalypsen vertraut. Und das Erleben von Krieg, Flucht und Vertreibung der Erlebnisgeneration entreißt sie bloßer literarischer Schauermentalität. Der Verweis auf die Endlichkeit dieser Welt (erst recht des Menschen) und auf den versprochenen Himmel enthebt uns nicht der Verpflichtung, etwas für die irdische Gegenwart und vor allem für die Zukunft zu tun. Das – fälschlich – Luther zugeschriebene Wort vom Apfelbäumchen mag als Zeichen christlicher Hoffnung gelten, die Erde UND Himmel meint!
Das Umdenken beginnt, wo wir nicht nur uns, sondern den Anderen mit seinen elementaren Bedürfnissen, in seiner Existenzangst sehen und uns zum Handeln bewegen lassen. Auch in diesem Heft ist wieder von Brückenbauerinnen und Brückenbauer die Rede. Mag unser Focus auch auf die wesentliche Aufgabe unseres Priesterwerks gerichtet sein, so schärft er doch den Blick für viele Fragen und Nöte unserer Zeit. Darum bedienen wir auch keine „Nische“, sondern… pflanzen Apfelbäumchen.

Ihr
Pfr. Holger Kruschina
Vorsitzender des SPW

77. Wallfahrt der Heimatvertriebenen in Walldürn

Entscheidung für Christus ist eine Entscheidung für eine gute Zukunft!

Frei von Corona-Beschränkungen und angesichts des schönen Wetters im Freien fand heuer der Festgottesdienst anlässlich der 77. Wallfahrt der Heimatvertriebenen, Aussiedler und ausländischen Mitbürger zum Heiligen Blut in Walldürn statt. Hauptzelebrant war der Abt des Prämonstratenserstiftes Tepl, Filip Zdeněk Lobkowicz OPraem, der in seiner Predigt die Gläubigen dazu ermunterte, auf Gott zu vertrauen und die Zukunft in dessen Hände zu legen.
Den tschechischen Ehrengast hieß zu Beginn der Eucharistiefeier Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter Pater Josef Bregula OFMConv herzlich willkommen, ebenso die Vertreter der Ackermann-Gemeinde, der Stadt Walldürn, die Stadt-, Kreis- und Pfarrgemeinderäte sowie die Wallfahrer aus nah und fern. Der Pater verwies auf das diesjährige Leitwort der Wallfahrt „Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“, entnommen aus dem Buch Jeremia. „Auch heute dürfen wir mit Zuversicht in die Zukunft schauen – trotz Krieg, Terror und vieler anderer Ereignisse. Es ist Ausdauer gefragt, Gott wendet die Not, aber meistens nicht nach unseren Vorstellungen“, erklärte der Geistliche zum Wallfahrtsmotto.
„Wir Christen haben immer eine Zukunft“, stellte Abt Lobkowicz gleich zu Beginn seiner Predigt fest und verwies – auch mit Verweis auf den Wallfahrtshintergrund hier in Walldürn – auf die Erlösung durch Christi Blut, d.h. durch seinen Kreuzestod und die Gnade Gottes. Mit Gottes Hilfe könnten, so der Abt, die aktuellen Probleme in der Welt gelöst werden. Zu Christus zu kommen, sich ihm anzuvertrauen sei Voraussetzung für eine gute Zukunft. Das häufig im Neuen Testament vorkommende Wort Jesu „Fürchtet euch nicht“ gelte auch für die Menschen heute. „Wir dürfen uns nicht vor der Zukunft fürchten, wir sollen uns für die Zukunft mit Christus entscheiden, weil er für uns das Opfer am Kreuz gebracht hat. Und durch seine Auferstehung schenkt er uns das Leben“, erläuterte der Abt. Er sprach in diesem Zusammenhang auch von der Verantwortung der Christen für die Zukunft. „Die Entscheidung – jeden Tag – für Christus ist eine Entscheidung für eine gute Zukunft“, empfahl er den Wallfahrern. Abschließend rief er einen Gedanken des Heiligen Johannes Paul II. in Erinnerung. Dieser habe immer wieder mehr Seele für Europa gefordert, d.h. das Geistige an die erste Stelle zu setzen. „Die Zukunft ist in den Händen Gottes. Dessen sollen wir uns jeden Tag bewusst sein“, schloss er seine Predigt.
Die zwei Lesungen sowie die Fürbitten trugen Gabi Stanzel, stellvertretende Vorsitzende der Ackermann-Gemeinde im Erzbistum Freiburg, und Irmgard Michalek vor.
Beim anschließenden Empfang im Pfarrzentrum erinnerte Helmut Hotzy, Beauftragter der Stadt Walldürn für diese Wallfahrt, an den im vergangenen Jahr verstorbenen Bruder des Abtes, František Lobkowicz OPraem (Bischof von Ostrau-Troppau), der ebenfalls hier zu Gast war, und stellte den diesjährigen Ehrengast kurz vor. Bei dessen Wirkungsort Tepl erwähnte Hotzy natürlich das von Johannes von Tepl geschriebene Werk „Der Ackermann und der Tod“, von dem die Ackermann-Gemeinde ihren Namen ableitet.
Auf die aktuell vor allem aus der Ukraine kommenden Flüchtlinge und Vertriebene wies Fabian Berger, 1. Bürgermeisterstellvertreter, in seinem Grußwort hin. Ergänzend zu der Aussage Johannes Pauls II. meinte der Kommunalpolitiker, dass auch „mehr Glaube und Hoffnung, weniger Tyrannei“ nötig seien. Er empfahl zudem ein stärkeres Besinnen auf Kirche und Glauben. „Wenn wir die Kirche unterstützen können, dann tun wir es“, versprach er.
Für die Ackermann-Gemeinde im Bistum Würzburg sprach der ehemalige Geistliche Beirat Pfarrer Klaus Oehrlein ein kurzes Grußwort. An die Anfänge der Vertriebenenwallfahrt in Walldürn erinnerte Roland Stindl, der Vorsitzende der Ackermann-Gemeinde im Erzbistum Freiburg. Zum Fest Mariä Heimsuchung Anfang Juli 1946 habe die erste Wallfahrt stattgefunden, initiiert damals unter anderem von Pfarrer Heinrich Magnani aus Hettingen, dem langjährigen Diözesanvorsitzenden Fritz Baier und dem früheren Geistlichen Beirat auf Bundesebene Pater Paulus Sladek. Ebenfalls wies Stindl auf das 30-jährige Jubiläum der Gründung des Bistums Pilsen in diesem Jahr hin und dessen Bezüge zum Stift Tepl, das 1993 sein 800-jähriges Bestehen begehen konnte.
Mit dem Eintrag von Abt Filip Zdeněk Lobkowicz Opraem in die Bücher der Stadt und der Pfarrei beziehungsweise des Franziskanerordens endete der Empfang. Beim Mittagessen wurden dann die Kontakte in vielen Gesprächen vertieft. Außerdem wird es im September bei der Studien- und Begegnungsreise der Ackermann-Gemeinde Freiburg ins Bistum Pilsen sicher ein Wiedersehen mit dem Abt geben.

Markus Bauer

78. Vertriebenenwallfahrt nach Gößweinstein

Fünf Friedenstauben für die fünf Kontinente dieser Erde entsandt

Wie schon in den vergangenen zwei Jahren fand auch heuer wieder die Vertriebenenwallfahrt in der wunderschönen Wallfahrtsbasilika „Heilige Dreifaltigkeit“ in Gößweinstein statt.
Der Vertriebenenseelsorger der Erzdiözese Bamberg Monsignore Herbert Hautmann und die stellvertretende Landesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Bezirksvorsitzende von Oberfranken, Margaretha Michel hatten dazu eingeladen und die Wallfahrt bestens vorbereitet.
Als Hauptzelebranten hatte Monsignore Herbert Hautmann diesmal einen tschechischen Priester mit sudetendeutscher Abstammung eingeladen, Monsignore Peter Fořt, der im Raum Graslitz/Kraslice 11 Kirchen und 3 Kapellen betreut. In einer Prozession, bestehend aus Fahnen- und Trachtenabordnungen u.a. von Sudetendeutschen, Schlesiern, Donauschwaben, Gruppierungen der Egerländer Gmoi aus Nürnberg und Forchheim, Gruppierungen des Ortsverbandes Naila und Kreisverbands Hof zogen die Gläubigen mit dem beiden Seelsorgern Monsignore Herbert Hautmann und Monsignore Peter Fořt durch das Hauptportal in die Basilika ein. Der Festgottesdienst wurde musikalisch vom Regionalkantor Georg Schäffner an der Orgel und von der aus Schlesien stammenden Sängerin Dr. Hildegunt Kirschner umrahmt. Das von ihr gesungene "Ave Maria" von Camille Saint-Saëns war wirklich ein Geschenk für alle Gottesdienstteilnehmer. Als Volksgesang wurden aus dem Liederbüchlein "Ostdeutsche Kirchenlieder", das aus einem Nachlass von Vertriebenenseelsorger Monsignore Adolf Schrenk, Herbert Hautmann's Vorgänger stammt ,Teile aus der bei den Heimatvertriebenen sehr beliebten Schubert-Messe gesungen.
Monsignore Peter Fořt griff zum Beginn seiner Festpredigt zur Gitarre und erfreute seine Zuhörer mit einem Lied vom ehemaligen, bereits verstorbenen Bamberger Generalvikar Alois Albrecht: „Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung". Er selbst sei 51 Jahre Priester, davon 30 Jahre in Graslitz und Umgebung. Auch sein Onkel Johannes wollte Priester werden, sein Neffe Paul wurde es. Er erzählte weiter, dass sein Vater Tscheche und seine Mutter Sudetendeutsche war. Fořt benannte Organisationen wie „Kirche in Not" ,„Renovabis", „Ackermann Gemeinde" u.a., die ihn und seine Pfarreien ideell und finanziell unterstützten. František Kardinal Tomášek habe ihm im Innenland von Böhmen Geld von den Sudetendeutschen für Kirchenreparaturen in seinem Gebiet gegeben. Der Kardinal durfte das Geld nicht den Priestern in den Pfarreien des Sudetengebiets geben, denn diese wurden "als Bestrafung" dorthin gesandt, denn die Kommunisten hatten die Kirche zum „Tode verurteilt“. „So bekam ich als Sudetendeutscher euer Geld für die Kirchen um Horovice herum", freute sich der Redner. „Aber ich habe jeden Heller und Pfennig gut angebracht!", versicherte der Redner. "Und Ihr Spender freut euch! Denn es gibt einen reichen Lohn für euch im Himmel!"  „Wir wandern zu unserem Ziel, heim zum himmlischen Vater. Mit welcher Kraft schaffen wir es? Mit der Kraft des Heiligen Geistes! Was müssen wir mitnehmen? Festen Glauben, tiefe Hoffnung und große Liebe. Mit Gottes Hilfe schaffen wir das schon und mit Hilfe unserer Mutter, der Jungfrau Maria!" schloss Monsignore Peter Fořt seine engagierte und einfühlsame Predigt und griff noch einmal zur Gitarre: "Eines Tages kam einer, der hatte einen Zauber in seiner Stimme, eine Wärme in seinen Worten, einen Charme in seiner Botschaft.".
Am Ende des Gottesdienstes sprach Margaretha Michel ein Dankeswort. Sie wandte sich an alle Gruppierungen mit ihren Vorständen, alle Gottesdienstbesucher und insbesondere an die beiden Zelebranten. Sie freute sich über die große Verbundenheit der Heimatvertrieben und bedankte sich bei allen, die zu einem guten Verlauf des Festgottesdienstes beigetragen haben, insbesondere auch beim stellvertretenden Vorsitzenden der Donauschwaben und Ehrenvorsitzenden der Heimat-Ortsgemeinschaft (HOG) Josef Lutz. Auch Josef Lutz ging an den Ambo: "Die Heimatvertriebenen, Flüchtlinge, Aussiedler und die Pilger wünschen bei ihrer 78. Vertriebenenwallfahrt Frieden auf dieser Welt!" Dazu hätten sie fünf weiße Brieftauben vom Brieftaubenverein aus Nürnberg bekommen. Diese wurden nach dem Gottesdienst im Zwischenraum von Basilika und Klosterkirche als Friedenstauben für die fünf Kontinente dieser Erde von Horst Zikeli hoch in die Lüfte entsandt!
Ein wunderbarer Gottesdienst, den alle Mitfeiernde noch lange in guter Erinnerung behalten werden, ging zu Ende. Man verteilte sich anschließend in den einzelnen Gaststätten, um noch bei Speis und Trank und guter Unterhaltung dem einen oder anderen Landsmann zu begegnen. Der Termin der nächsten Vertriebenenwallfahrt steht auch schon fest:  Sonntag 1. September 2024 um 10:30 Uhr wieder in Gößweinstein!

Bernhard Kuhn

 

Bischof Rudolf Voderholzer beim Kirchweih- und Schlossfest in Kladrau/Kladruby

Vertrauen haben in die Zukunft und in das Leben

Gute Tradition ist es seit vielen Jahren, dass Bischof Rudolf Voderholzer um den oder am 15. August in Kladrau, dem Heimatort seiner Vorfahren mütterlicherseits, weilt und in der dortigen Schloss- bzw. Klosterkirche einen festlichen Gottesdienst zelebriert. Denn das Gotteshaus hat das Patrozinium Mariä Himmelfahrt. So wohnten dem Gottesdienst auch heuer wieder viele von dort stammende Heimatvertriebene bei, aber auch Gläubige aus der Region. Daher war die Eucharistiefeier auch von drei Sprachen geprägt: Tschechisch, Deutsch und Lateinisch.
Doch keine Tradition ohne Neuerungen: Unter den Priestern war heuer der an der Karls-Universität in Prag tätige Pavel Frývaldský, der aus dem Kreis Pilsen stammt und nun die Kirche in Kladrau bei einem Gottesdienst kennenlernen wollte. Für die Musik sorgte neben dem Chor der Pfarrei St. Jakob Kladrau das Bläserensemble „Bloß Blech“ aus Donaustauf.

Erinnerung an den Fatima-Tag

In seiner Begrüßung stellte Bischof Voderholzer fest, dass nicht nur das Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel gefeiert, sondern angesichts des 13. Tages im Monat auch an die Erscheinung der Gottesmutter Maria in Fatima erinnert werde. Der Fatima-Gedenktag möge auch dazu beitragen, so der Oberhirte, „zu Maria zu beten und so die Beziehung zu Gott ins Lot zu bringen“. Er dankte besonders Ortspfarrer Miroslav Martiš für die Vorbereitungen sowie den konzelebrierenden Mitbrüdern, allen Mitwirkenden und den Abordnungen der Marianischen Männerkongregation im Bistum Pilsen.

Gott in der Mitte unseres Lebens Platz lassen

In seiner Predigt verdeutlichte der Bischof zunächst den Unterschied zwischen der Himmelfahrt Jesu und der „Aufnahme Marias in den Himmel mit Leib und Seele“. „Himmel“ bedeute hier „die vollendete und geglückte Beziehung, die Gemeinschaft mit Gott ist eine ewige Beziehung“. Auf Maria bezogen heiße das, dass sie geborgen ist in der ewigen Liebe des dreifaltigen Gottes, „dass sie als Erste in einer der Wohnungen sein kann, die Christus für uns vorbereitet hat“, so Bischof Voderholzer. Um die entscheidende Beziehung im Leben und die wesentlichen Koordinaten der Orientierung sollte es jedem Christen und jeder Christin gehen – auch in schwierigen Zeiten mit überaus großen Herausforderungen. „Die entscheidende Beziehung unseres Lebens ist die Beziehung zu Gott – unserem Schöpfer und Erlöser. Wo wir Gott groß schreiben und ihn die Mitte unseres Lebens sein lassen, da werden auch die anderen Beziehungen heilen. Wo wir ihn als Schöpfer anerkennen, da wird uns vollends klar, dass wir auch zur Bewahrung dieser Schöpfung aufgerufen sind“. Vor diesem Gedanken werde auch jeder Mensch als Abbild Gottes Bruder und Schwester. Das Bild Gottes als Richter des Lebens begründe die Verantwortung des Menschen im Hier und Heute. Und schließlich bedinge das Bewusstsein der Hoffnung über Grab und Tod hinaus die innere Freiheit, „für eine Humanisierung und Verbesserung der Welt einzutreten“. Bischof Rudolf machte darauf aufmerksam, dass in der Kirche und auch in der Politik die Freude und die Gelassenheit, auch in Verbindung mit der Gottesdienstfeier, abhanden gekommen seien. „Der Glaube schenkt eine innere Freude, eine Gelassenheit und auch ein Vertrauen auf die Zukunft“, konkretisierte er. Der eine Woche zuvor zu Ende gegangene Weltjugendtag in Lissabon ist für den Bischof ein Zeichen, dass die Kirche jung ist und eine Zukunft hat. „Damit können wir als Kirche der Gesellschaft helfen. Vertrauen haben in die Zukunft und in das Leben – darum müssen wir uns bemühen“, appellierte er an die Gläubigen. Mit dem Dank für diesen Tag der Begegnung, für die Gemeinschaft über die Grenzen und Sprachen hinweg und „für die Botschaft, die uns geschenkt wird“, schloss der Oberhirte seine Ansprache.

Gottesdienst zum Teil dreisprachig

Die Lesungen, das Evangelium und die Fürbitten wurden in tschechischer und deutscher Sprache gelesen. Der Gottesdienst wurde nach der Gabenbereitung, ab dem Hochgebet (Sanctus), dann in Lateinisch zelebriert. Pfarrer Martiš dankte am Schluss der Messe dem Bischof für die Feier der Eucharistie und merkte an, dass Voderholzer hier fast schon zuhause sei. Mit einer Andacht in der Kladrauer Pfarrkirche St. Jakob und dem Besuch der Gräber endete der geistliche Teil der Kirchweih. Auf dem Stadtplatz war natürlich noch Gelegenheit zur geselligen Einkehr bei böhmischer Musik und ebensolchen kulinarischen Schmankerln.

Markus Bauer

Feierlicher Gottesdienst vor dem deutsch-tschechischen Picknick

Gaben weitergeben und verschenken!

Bis auf den allerletzten Platz besetzt war anlässlich des deutsch-tschechischen Picknicks der Ackermann-Gemeinde die Kirche Mariä Geburt in Taus/Domažlice, sogar die Stehplätze wurden knapp. Doch was hat ein Gottesdienst mit einem Picknick zu tun? Ein Picknick ist bekanntlich eine im Freien eingenommene Mahlzeit. Die Ackermann-Gemeinde und ihr tschechisches Pendant, die Sdružení-Ackermann-Gemeinde, sind ja katholische Verbände, die ihre Veranstaltungen auch im Licht und Zeichen ihres Glaubens begehen. Daher war dem geselligen Picknick ein feierlicher Gottesdienst vorgeschaltet, an dessen Ende die Picknickkörbe bzw. die darin enthaltenen Speisen und Getränke gesegnet wurden.
An die Einweihung der „wichtigsten Marienkirche des Abendlandes, Santa Maria Maggiore in Rom“, die am 5. August 434 geweiht wurde, erinnerte in seiner Begrüßung Monsignore Adolf Pintíř, Hauptzelebrant des Gottesdienstes und zugleich Vorsitzender der Sdružení-Ackermann-Gemeinde. Bei jeder Eucharistiefeier werden die Gläubigen an den Tisch des Herrn geladen, um Jesus in der Gestalt der Hostie zu empfangen, stellte er den Bezug zum Picknick her.
Auch die Texte der Lesung und des Evangeliums waren darauf abgestimmt. In der Lesung (Jesaja 55, Vers 1-3) ging es um Wasser, Getreide, Wein und Milch – und um die Gratis-Nahrung, die sättigt. „Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch laben an fetten Speisen! Neigt euer Ohr und kommt zu mir, hört und ihr werdet aufleben!“ Das Evangelium (Matthäus 10, Vers 26-33) handelte von Jesu Brot- und Fischwunder, als er mit fünf Broten und zwei Fischen weit über 5000 Leute versorgte.
Mit einem Teller, einem Souvenir vom See Genezareth bei seiner ersten Pilgerreise ins Heilige Land, stellte Pfarrer Klaus Oehrlein zum Beginn seiner Predigt den Bezug zu dem im Evangelium geschilderten Geschehen her. Aus diesem biblischen Ort hatte er auch als Bild ein Mosaik mitgebracht und an die Gottesdienstbesucher verteilt, auf dem zwei Fische und der Korb mit Broten zu sehen sind. „Wie genau die Vermehrung der Brote und Fische vor sich ging, das interessierte Matthäus nicht. Als Theologe sollte man genau hinsehen, was im Text steht: ‚Er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten und alle aßen und wurden satt‘“, erläuterte und zitierte der Geistliche. Bei dem verteilten Brot handle es sich um einen „verborgenen Hinweis auf Jesus Christus, der sich selbst als Brot des Lebens verteilt“ – also auch um einen Hinweis auf die Eucharistie. Und die Zweifel der Jünger seien, so Pfarrer Oehrlein, auch als Prüfstein des Glaubens für jeden Christen zu interpretieren. Das Wenige (hier zwei Fische und fünf Brote) reicht, dass alle satt werden. „Das ist die Grunderfahrung des Glaubens bis heute“, konkretisierte der Prediger. Scheinbar gebe es nur wenige Antworten auf die vielen Fragen, wenig Kraft für die Versöhnung, „nur einen Tropfen Liebe angesichts eines Ozeans an Lieblosigkeit und Gewalt“ usw. Weder nüchterner Verstand noch eine große Organisation würden reichen. „Das Evangelium lehrt, dass das Wenige ausreicht, wenn man es verteilt. Nur wer gibt, der vermehrt – das ist das Gesetz des Glaubens. Und wer Jesus begegnet, der kann seine Angst verlieren. Es geht um das Brot der Beziehung, um die Bereitschaft, was ich habe, was mir geschenkt wurde, weiterzugeben und zu verschenken. Wenn diese Bereitschaft bei den Menschen vorhanden ist, dann geschehen auch heute noch Wunder“, fasste Pfarrer Oehrlein zusammen. Bei diesem Wunder der Brot- und Fischvermehrung habe auch die Begegnung vieler Menschen im Vordergrund gestanden, auch dieser Aspekt gehöre dazu. Mit einem Gebet, abgedruckt auf der Rückseite des Mosaikbildes, schloss der Geistliche seine Ansprache: „Gott – Du hast uns verschiedene Gaben geschenkt. Keinem gabst du alles – und keinem nichts. Jedem gibst du einen Teil. Hilf uns, dass wir einander dienen mit dem, was du einem jeden zum Nutzen aller gibst.“
Dem Hausherrn der Kirche, Pfarrer Mirosław Gierga, oblag es am Ende der Messfeier, die 50 mit Speisen bestückten Körbe für das Picknick zu segnen. Monsignore Pintíř hatte noch etwas Regionales - böhmische Kolatschen – beigesteuert. Der Wortgottesdienst lief zu großen Teilen (Kyrie-Rufe, Lesung/Evangelium, Fürbitten) zweisprachig ab, für die musikalische Umrahmung sorgten Mitglieder der Jungen Aktion der Ackermann-Gemeinde und des Rohrer Sommers. Nach dem Gottesdienst brachten Vertreter der Ackermann-Gemeinde und der Sdružení Ackermann-Gemeinde die Körbe nach draußen zum Picknick auf dem Hauptplatz von Taus/Domažlice und zum Rekordversuch für den längsten deutsch-tschechischen Picknicktisch.

Markus Bauer

Martin David - neuer Bischof in Ostrau/Ostrava

Mons. Martin David wurde am 15. August 1970 in Čeladná (Kreis Frýdek-Místek) geboren und wuchs in dem Dorf Ženklava/Senftleben (Kreis Nový Jičín/Neutitschein) auf. Er hat einen Bruder und zwei Schwestern. Nach dem Abschluss der Fachoberschule für Maschinenbau in Kopřivnice begann er als Maschinen- und Anlagenmechaniker im Staatsbetrieb Tatra Kopřivnice zu arbeiten. In den Jahren 1989-1990 absolvierte er seinen Militärdienst und arbeitete danach bis 1993 wieder bei Tatra Kopřivnice.
Im Jahr 1991 begann er das Fernstudium an der Theologischen Fakultät in Olmütz, wo er 1994 zum Vollzeitstudium der Theologie zugelassen wurde. Nach Studienabschluss im Jahr 1999 trat er als Diakon in das Theologische Konvikt in Litoměřice/Leitmeritz ein, wo er die Funktion des Präfekten erhielt. Am 24. Juni 2000 wurde er in der Kathedrale des Göttlichen Erlösers in Mährisch-Ostrau von Bischof František Václav Lobkowicz zum Priester geweiht.
Über die Art und Weise, wie seine Berufung zum Priestertum reifte, sagte er einmal: "Die Berufung in meinem Leben wuchs natürlich und langsam wie ein Baum. Während der Samtenen Revolution war ich in der Armee und kehrte unter völlig anderen Umständen nach Tatrowka zurück. Plötzlich gab es die Möglichkeit des Fernstudiums der Theologie, und so habe ich damit begonnen. Und ich entdeckte, wie es mich anzieht. Als ich es mit der Arbeit in Tatrowka verglich, dachte ich, dass ich dort wohl nicht mein ganzes Leben arbeiten möchte. Darüber hinaus begann dieser riesige Staatsbetrieb zusammenzubrechen, weil die Märkte, in die seine Lastwagen exportiert wurden, zusammengebrochen sind. Die Entlassungen begannen, und als ich mich 1993 für das Seminar bewarb, war die Geschäftsführung des Unternehmens sogar froh, dass sie niemanden mehr entlassen musste. Von außen betrachtet sieht es einfach aus, aber meine Entscheidung wurde durch eine starke innere Stimme Gottes motiviert, ein Ruf, diesen Weg zu gehen."
Anschließend war er Pfarrvikar in der Pfarrei der Konkathedrale „Mariä Himmelfahrt“ in Troppau. Im Jahr 2002 wurde er zum Seelsorger, geistlichen Verwalter der Pfarrei Stěbořice und zum Excurrendoverwalter der Pfarrei Hlavnice ernannt. Von 2000 bis 2007 war er auch mit dem Amt des Jugendseelsorgers im Dekanat Troppau betraut.
Im Jahr 2008 wurde er vom Bischof František Václav Lobkowicz zum Generalvikar der Diözese Ostrau-Troppau ernannt. Am 12. Januar 2012 verlieh ihm Papst Benedikt XVI. den Titel eines Kaplans Seiner Heiligkeit (Monsignore). Am 7. April 2017 ernannte Papst Franziskus Monsignore Martin David zum Weihbischof der Diözese Ostrau-Troppau und Titularbischof von Tucca di Numidia. Mons. David wurde am 28. Mai 2017 zum Bischof geweiht. Auf die Frage, wie sich seine Bischofsweihe auf ihn auswirkte, antwortete er: "Sie hat sicherlich meine Identität bereichert. Für mich bedeutet der Dienst des Priestertums selbst eine Vereinigung mit Christus. Jeden Tag kann ich am Altar stehen und ihm sehr nahe sein. Das geschieht natürlich nicht nur bei der Liturgie am Altar, aber ich kann und sollte in das hineinwachsen, was der heilige Paulus sagt: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir." Davon bin ich noch weit entfernt, aber ich versuche es. Es bedeutet, dass ich mich ständig erneuern muss - zum Beispiel muss ich immer wieder Egoismus, Stolz und meine eigenen Vorstellungen davon, wie die Dinge "sein sollten", loslassen und akzeptieren, dass Gottes Wille bedeutet, dass die Dinge anders sein werden."
Sein bischöflicher Wahlspruch ist „Verbum Caro Factum est“ (Das Wort ist Fleisch geworden - Johannes 1,14). Auf die Frage, warum er gerade dieses Motto gewählt hat, sagte er: "Für mich ist es ein absolut faszinierender Moment: Gott wurde Mensch. Er hat sich entschieden, einer von uns zu werden. Und um einer von uns zu werden, hat er einen Menschen eingeladen mit ihm zusammenzuarbeiten – die Jungfrau Maria. Ich bin mir immer bewusst, dass er es auch anders hätte machen können. Aber nach seinem Willen geschah es durch ein menschliches Wesen, und es geschieht immer noch. Das Wort wird Fleisch in der Liturgie, die mir sehr am Herzen liegt. Aber auch in jedem menschlichen Leben, in jedem Wesen, soll das Wort Fleisch werden."
Am 1. Juni 2020 wurde der Weihbischof der Diözese Ostrau-Troppau Mons. Martin David durch das Dekret der Kongregation für die Bischöfe zum Apostolischen Administrator "sede plena et ad nutum Sanctae Sedis" der gleichen Diözese ernannt. Nach dem Tod von Bischof Lobkowicz am 17.Februar 2022 wurde er ihr Apostolischer Administrator und am 4. Juli 2023 wurde er von Papst Franziskus zum residierenden Bischof der Diözese Ostrau-Troppau ernannt. Am 31. August 2023 führte ihn der Nuntius von Prag, Erzbischof Jude Thaddeus Okolo, in sein Amt als Bischof der Diözese Ostrau-Troppau ein.
Bei dieser Gelegenheit sagte er in Bezug auf die liturgischen Texte: "Wir sind durch die Worte des Propheten Jesaja aufgefordert zu gehen, […] wir sollten uns nach den Worten des Apostels Paulus bewusst sein, dass wir TEMPEL DES HEILIGEN GEISTES sind, und so die Gegenwart Gottes in die Welt bringen, […] und im Zusammenhang mit der Aufgabe, Jünger zu gewinnen, sie zu taufen und sie lehren, alles zu halten, was Jesus geboten hat, ist es notwendig, für unsere Umgebung ANZIEHEND zu sein.“

Dr. Jan Larisch

Eine ungewöhnliche Promotion

P. Dr. Augustin Schmied CSsR, ist seit Jahrzehnten engagiertes Mitglied des Sudetendeutschen Priesterwerkes. Wenn er gebraucht wurde, hat er sich nie lange bitten lassen. Im Jahr der Barmherzigkeit hat er für die „Mitteilungen“ eine ganze Artikelserie geschrieben. Als Referent kam er zum tschechisch-deutschen Priestertreffen und zum Kongress der sudetendeutschen Schwestern. Im vorigen Jahr ist er 90 Jahre alt geworden.
Im vorigen Jahr hat er auch der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Innsbruck seine Promotionsarbeit vorgelegt. Am 11. Mai 2023 hat er sie erfolgreich verteidigt, mit „sehr gutem“ Ergebnis.
Im Interview erklärt er uns, warum er seit 1958 daran gearbeitet hat und womit er sich so lange beschäftigt hat.

Lieber Augustin, zuerst ganz herzlichen Glückwunsch zu Deiner Promotion! Es gibt sicher nicht Viele, die im Alter von 90 Jahren ihren Doktor machen. Du hast aber schon 1958 damit begonnen. Was sind die Gründe für diese lange Dauer?
P. Schmied: Mit meiner jetzt akzeptierten Dissertation habe ich tatsächlich schon 1958 begonnen und in Schüben immer wieder daran gearbeitet. Ich bin aber nicht die ganze Zeit jeden Tag von früh bis abends nur an diesem Projekt gesessen. Ich hatte ein Theologiestudium zu Ende gebracht (mit den Doktoranden-Rigorosen), das notwendig war, um viele Jahre an Hochschulen und ähnlichen Institutionen als Dozent und Professor arbeiten zu können.
Ab 1962 hatte ich Vorlesungen an unserer Garser Hochschule zu halten, was natürlich mit viel Vorbereitungsarbeit verbunden war. 15 Jahre war ich Schriftleiter einer theologischen Zeitschrift („Theologie der Gegenwart“). Gerade für diese Tätigkeit wurde mir 2008 von der Universität Erfurt der theologische Ehrendoktor verliehen.
Aber die ganze Zeit hat mich eben doch das Thema begleitet und beschäftigt, das mir in Innsbruck Karl Rahner S.J. (1904-1984) für eine Dissertation vorgeschlagen hatte. Dazu habe ich nun etwas Abschließendes schreiben können. Es wurde von der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck als Dissertation angenommen. Der Titel der Arbeit: „‘Fides implicita‘ –Stichwort einer Kontroverse. Ein Rückblick mit aktuellen Bezügen“.

Du hast mehrmals bewiesen, theologische Sachverhalte verständlich zu erklären. Was ist mit „Fides implicita“ gemeint?
P. Schmied: Der lateinische Ausdruck „fides implicita“ kann übersetzt werden mit „einschlussweiser Glaube“. Glaube kann ja in verschiedener Form gegeben sein. Eine Glaubenswahrheit kann ausdrücklich („explizit“) und direkt bejaht werden. Sie kann aber auch indirekt, im Zusammenhang mit einer anderen bzw. umfassenderen Wahrheit implizit angenommen sein.
Wer glaubt, dass Jesus eine lebendige Kraft in der Gemeinschaft der Christen („Kirche)“ geblieben ist und bleibt, der glaubt damit auch, dass wahr ist, was in dieser Gemeinschaft im Bekenntnis verbindlich über Jesus gesagt wird. In diesem grundsätzlichen Glauben ist dann auch implizit die einzelne Wahrheit einbezogen, die zum Ganzen dieses Bekenntnisses gehört, auch wenn man diese nicht direkt vor Augen hat, oder sich sogar mit ihr schwertut.
Glaube kann aber auch in einer bestimmten Praxis „eingeschlossen“ („impliziert“) sein. Wenn die Eucharistie gefeiert wird im Bewusstsein, dadurch in einer realen Verbindung mit dem Jesus des Letzten Abendmahls zu sein, dann kommt „Glaube“ durch den ganzen Vorgang und Vollzug in Bewegung, nicht nur im „Glaubensbekenntnis“, das eventuell gesprochen wird.
Praxis und Glaube: „Glaube“ - als eine positive Beziehung zu Gott und Christus – ist aber auch „eingeschlossen“ in einem aufmerksamen, hilfsbereiten und solidarischen Verhalten den Mitmenschen gegenüber. Man kann so etwas angedeutet sehen im bekannten Gleichnis Jesu vom „Endgericht“ (Mt 25,31-46). Darin solidarisiert, identifiziert sich Jesus mit in verschiedener Weise Notleidenden. Im Einsatz für diese Hilfsbedürftigen vollzieht sich daher ein „Ja“ zum Willen und Wort Jesu, auch wenn er nicht direkt erkannt wird. -

Welche Bedeutung haben diese Erkenntnisse für die Theologie und den Glauben?
P. Schmied: Man kann sich vorstellen, dass das Konzept der „fides implicita“ von Bedeutung ist, wenn es darum geht, Leute zu beraten, die sich mit Glaubenslehren schwertun.
Darüber hinaus kann angenommen werden, dass es einen „einschlussweisen“ Glauben“ auch bei Menschen außerhalb der Kirche geben kann (man denke an den erwähnten Zusammenhang zwischen Praxis und Glauben). Das II.Vatikanische Konzil (1962-65) hat dazu wichtige positive Aussagen gemacht. Karl Rahner hatte von „anonymen Christen“ gesprochen.
Der einschlussweise bzw. einschließende Glaube spielt ferner eine wichtige Rolle, wenn gezeigt werden muss, dass die spätere Glaubenslehre der Kirche eine „Ausfaltung“ („Explikation“) der „apostolischen“ (biblischen) Grundlage ist („Dogmenentwicklung“).
Die „Kontroverse“, von der im Titel der Dissertation die Rede ist, bezieht sich auf die verschiedene Beurteilung der Lehre von der „fides implicita“ in der evangelischen und katholischen Theologie. Auffallender Weise hatten sich in neuerer Zeit prominente protestantische Theologen mit der genannten Lehre befasst, vor allem kritisch, ja polemisch. Letztlich ging es um das damit verbundene Bild von „Kirche“ und kirchlicher „Lehre“. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts kam es aber im evangelisch-katholischen Gespräch zu einer neuen gemeinsamen Sicht des Themas. Insofern ist das Erarbeitete auch ökumenisch von Bedeutung.

Lieber Augustin, vielen Dank für deine Antworten!
Wir wünschen Dir Gesundheit und ein langes Leben, damit Du noch viele Menschen mit deinen Predigten, Artikeln und Büchern im Glauben stärken kannst.

Karl Wuchterl

Ein hochaktueller Brückenbauer

In Prag taucht das Publikum in das Leben von Pater Henkes ein

Mitten in der Prager Altstadt ist Pater Richard Henkes (1900 – 1945) als Brückenbauer zwischen Deutschen und Tschechen mit der Ausstellung „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet …“ wieder lebendig geworden. Zu sehen gab es auch die tschechische Premiere des Solo-Theaters „Abgerungen“ über den im KZ Dachau ums Leben gekommenen Märtyrer der Nächstenliebe.
Über hundert Schüler und Schülerinnen mit ihren Begleitpersonen aus Deutschland und Tschechien sowie eine Reihe von Ehrengästen kamen zur Ausstellungseröffnung im Franziskanerkloster „Unsere Liebe Frau vom Schnee“. Ausstellung und Theaterstück fanden im Rahmen einer deutsch-tschechischen Begegnung von Schulen aus den mehreren deutschen Bistümern und dem tschechischen Bistum Ostrava-Opava statt.

Was würde ich tun?
Die Schülerinnen und Schüler hatten sich im Vorfeld intensiv mit Person und Wirken von Richard Henkes beschäftigt. Die tschechische Premiere des Stückes war der krönende Abschluss dieser intensiven Auseinandersetzung. Es war deutlich zu spüren, wie das junge Publikum dank der engagierten und begeisternden Darbietung des tschechischen Schauspielers Vojtěch Malchárek nochmal in Leben und Werk von Richard Henkes eintauchte. Es war mucksmäuschenstill, wenn das Publikum angesprochen wurde mit: „Was würde ich tun, wenn…“
In der Ausstellung waren großformatige Szenen aus der mehrfach preisgekrönten Graphic Documentary über die Lebensgeschichte des seliggesprochenen Pater Henkes zu sehen - erstmals mit tschechischen Textblasen versehen. Ein deutsch-tschechischer Multimedia-Guide bot reichhaltige Zusatzinformationen.

Andrea Windirsch
Quelle: „Pallottis Werk“ 2023-3, S. 11

Deutsch-Tschechisches Priestertreffen

Wie inzwischen schon zur guten Tradition geworden trafen sich deutsche und tschechische Mitbrüder auf Einladung des SPW zum Austausch, diesmal wieder auf deutscher Seite. Vorsitzender Holger Kruschina hatte als Veranstaltungsort das Exerzitienhaus der Diözese Regensburg, das im Norden des Bistums liegt angefragt: Haus Johannisthal. Diese ehemalige Glasschleife wurde Mitte der 1930 Jahre von der Diözese erworben und nach dem Krieg Stück für Stück zum Exerzitienhaus ausgebaut. Die letzte große Renovierung fand 2014 ihren Abschluss. Am Mittwochvormittag erläuterte der Direktor des Hauses, Regionaldekan Manfred Strigl, den Mitbrüdern die Arbeitsweise: knapp 100 Betten in 65 Zimmern stehen zur Verfügung. 15.000 Übernachtungen und 15.000 Tagesgäste zählt das Haus jährlich. Wichtig ist, neben den Beleggruppen, auch ein eigenes Programm, dass sowohl anspruchsvolle als auch niederschwellige Angebote macht. Vor allem die Begegnungsmöglichkeit mit Suchenden oder Kirchenfernen bietet eine Chance, ist aber für das Team auch eine Herausforderung. Unsere Gruppe genoss jedenfalls die Gastfreundlichkeit und Professionalität – und die wunderbare Natur.
Als zweiten Referenten hatten wir Dekan Thomas Vogl aus Waldsassen eingeladen. In seiner Funktion als Priesterratssekretär war er Mitglied im „Synodalen Weg“ und berichtete ausführlich darüber. Ein reger Austausch zu diesem wichtigen Thema folgte.
Zwei Ausflüge standen auf dem Programm: einmal nach Konnersreuth, wo Therese Neumann, der „Resl“ ein neues Museum gewidmet ist, das viele in der Gruppe beindruckte und nachdenklich stimmte. Eine Messe in der Pfarrkirche durfte ebenso nicht fehlen wie tags darauf in der Wallfahrtskirche „Kappl“ bei Waldsassen. Der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet atmet die einmalige Architektur den Geist tiefer Frömmigkeit im sogenannten „Stiftland“.
Nicht zu kurz durften der Austausch über aktuelle Themen und die Pläne für das kommende Jahr kommen: 2024 soll es vom 24. bis 28.6. nach Prag gehen. Leider hatten sich diesmal einige Teilnehmer, das aber ausdrücklich mit Bedauern, entschuldigt, so dass die Gruppe überschaubar blieb.
Schließlich gehörte das abendliche, gemütliche Beisammensein dazu. Aus Böhmen war echtes Pilsener und Budweiser „angereist“, vor Ort überzeugte das in der Region typische „Zoigl-Bier“. So schmackhaft kann „Verbindendes“ sein!

Holger Kruschina

Urlaubswoche für tschechische Priester 2023

Die Noris war heuer auf Einladung des Sudetendeutschen Priesterwerks das Ziel einer Gruppe von 22 tschechischen Geistlichen, die alle noch in der Zeit der kommunistischen Diktatur geweiht worden waren.
Sehr gut untergebracht waren wir die gesamte Woche im Caritas-Pirckheimer-Haus. Es bietet kurze Wege in die Stadt und beste Betreuung im Haus. Die Gruppe begleiteten eine Dolmetscherin sowie vom Sudetendeutschen Priesterwerk Msgr. Karl Wuchterl und Ständiger Diakon Diethard Nemmert als Reiseleiter.
Wichtiger Bestandteil jeden Tages war das gemeinsame Stundengebet und die Feier der Eucharistie.
Nach der Anreise und dem Abendessen am Montag war in der Weinstube des CPH Gelegenheit zum Austausch. Da die Teilnehmer aus der gesamten tschechischen Republik kamen, kannten sich nicht alle; andere hatten sich jahrzehntelang nicht mehr gesehen und freuten sich über ein Wiedersehen.
Der folgende Tag stand ganz im Zeichen des mittelalterlichen Nürnberg. Die Teilnehmer ließen sich durch die Kaiserburg und die Kapelle führen. Besonderes Interesse galt Karl IV., Kaiser des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation und König von Böhmen, der die enge Verbindung von Prag und Nürnberg herstellte.
In zwei Gruppen wurden wir nach dem Mittagessen im „Bratwursthäusle“ durch St. Lorenz geführt. Vor dem Westportal der ab 1230 gebauten Kirche steht die älteste Glocke Nürnbergs, die Feyerglocke, als Mahnmal für den Frieden. Und innen sangen wir am Schluss der Führung voller Hingabe das „Salve Regina“ vor dem „Engelsgruß“ von Veit Stoß. In einem ovalen Rosenkranz mit 50 Rosenblüten schwebt sechs Meter über dem Boden Erzengel Gabriel, der Maria die Botschaft überbringt, dass sie schwanger ist. Es handle sich um eine evangelische Kirche auf dem katholischen Stand von 1520, wie uns schmunzelnd erklärt wurde.
Msgr. Karl Wuchterl, selbst langjähriger Pfarrer in Nürnberg, übernahm die weitere Führung in der Stadt und versorgte die wissbegierige Gruppe mit Informationen, u.a. zum sog. Männleinlaufen oder zur besonderen Tradition des Christkinds in Nürnberg.
Der Dienstagabend stand dann im Zeichen der Begegnung mit Pater Jörg Alt SJ, der über seine Arbeit und die „Letzte Generation“ sprach. Er legte seine aus dem persönlichen Umgang mit Jugendlichen erwachsene Motivation in der Umweltpolitik dar. Seine Erfahrung des nicht immer zimperlichen Umgangs von Polizei und Justiz in Bayern mit ihm und der Protestbewegung kommentierte ein Teilnehmer dermaßen, dass man in Tschechien eher moderater vorgehen würde und auf Ausgleich bedacht sei. In der regen Diskussion wies Pater Alt u.a. darauf hin, dass China mehr für nachwachsende Energien tue als Deutschland und statt E-Autos empfahl er den Ausbau des ÖPNV. Pointiert war seine Formulierung: „Wer in einer endlichen Welt unendliche Ressourcen annimmt, ist dumm oder Wirtschaftswissenschaftler.“ P. Jörg Alts Worte fanden bestimmt nicht überall Zustimmung, riefen aber große Nachdenklichkeit hervor.
Am Mittwoch fuhren wir nach Freystadt, um die wunderschöne Wallfahrtskirche zu besichtigen und Eucharistie zu feiern.
Anschließend erwartete nach dem Mittagessen in der „Bucht“ in Ramsberg der Trimaran die Teilnehmer, um sie auf eine 1½- stündige Rundfahrt auf dem Brombachsee mitzunehmen. Die ruhige Bootsfahrt und die Schönheit der fränkischen Landschaft wirkten erholsam, zumal auch Petrus ein Einsehen hatte.
Am Abend informierten Frau Pilkenroth (Pressesprecherin der kath. Kirche in Nürnberg) und Frau Agnes Meier (theologische Referentin des Stadtdekans) abwechselnd über die seit 1976 bestehende Organisation der Stadtkirche zwischen den Bistümern Bamberg und Eichstätt. Auch die besondere Situation der Seelsorge in einer Großstadt, wo mittlerweile fast 60 % Nichtchristen leben, war anschaulich vor Augen geführt.
Sehr bedauert wurde beispielsweise der Bedeutungsverlust der Kirchen in der Öffentlichkeit! Es handle sich grundsätzlich zwar um kein neues Phänomen in Großstädten, Corona und die Missbrauchsskandale seien aber Brandbeschleuniger für die wachsende Kirchenferne gewesen. Themen im Blick auf die Situation vor Ort waren weiterhin Klimawandel, Armut und hohe Arbeitslosigkeit oder fair trade; allesamt Herausforderungen der Kirchen am Ort.
Eindrucksvolle Worte fand dann Agnes Meier, als sie erzählte, wie ihr als Theologin der Aufbau einer Kleiderkammer für die Ukrainer zufiel – eigentlich gar nicht ihr Aufgabenbereich.
Sie habe sich dann doch auf der Grundlage des Bibelwortes darauf eingelassen: „Ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben.“ (Mt 25,36). Allen wurde damit noch einmal sehr deutlich: In der jetzigen Situation der deutschen wie der tschechischen Kirche tut eine Rückbesinnung auf den Kern des Geschäftsbereichs Not: auf die segensreiche Verkündung der frohen Botschaft Jesu!
Kirche könne so Heimat sein, für uns und (weiterhin!) anfragende Nicht-Getaufte. Im Flyer von St. Lorenz „Herzlich willkommen“ heißt es ja auch: „Nach seiner Auferstehung ist Jesus seinen Freunden wieder begegnet. Er hat sie ermutigt, dass sie das, was sie von ihm gehört und gelernt hatten, weitererzählen sollten. So wurden aus verängstigten Menschen Boten der frohen Botschaft.“
Waren eigentlich nur 1½ Stunden für den Abend angesetzt, so wurden schließlich drei daraus! Die Referentinnen hatten mit den Themen, aber auch einer abwechslungsreichen Moderation den Nerv ihrer Zuhörer getroffen.
Am vorletzten Tag stand der Besuch des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände auf dem Programm: 3½ Stunden Aufenthalt mit Führung durch das weitläufige Gelände und in der Ausstellung waren höchst informativ und doch auch für etliche physisch und psychisch belastend.
Der Aufbau der Tage, den Bogen spannend vom mittelalterlichen Nürnberg hin zur Stadt der nationalsozialistischen Bewegung im 20.Jahrhundert, war jedoch bewusst gewählt.
Nürnberg, Stadt des Handels und der Künste, Stadt Peter Henleins, Albrecht Dürers oder des Hans Sachs - aber doch auch Stadt der Nazis. Was für eine Mahnung für uns und kommende Generationen!
Am Freitag war nach Laudes und Eucharistie schon wieder Abreise – mit neuen Eindrücken und dem Wunsch vieler, einmal wieder noch mehr von Nürnberg zu sehen.
Gut empfanden die Teilnehmer besonders die Verknüpfung von Geschichte und Gegenwart und den Einblick in das Leben der Kirche vor Ort.
Für nächstes Jahr ist ein Aufenthalt in Bamberg und Umgebung angedacht.
Einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Veranstaltung leistete Karl Wuchterl mit seinem unermesslichen Erfahrungsschatz und seiner großen Hilfsbereitschaft.
Ihm gilt mein besonderer Dank, auch für sein Vertrauen in mich als seinen Nachfolger bei der Planung und Ausrichtung der Urlaubswoche. Dank sage ich aber auch im Namen des Sudetendeutschen Priesterwerks Herrn Msgr. Dieter Olbrich, Präses der Sudetendeutschen Seelsorge, für die Unterstützung der Woche mit einem namhaften finanziellen Beitrag.
Das Schlusswort soll ein Reiseteilnehmer haben: „Die Tschechen haben die Sudetendeutschen vertrieben und jetzt gebt ihr uns so viel zurück.“
Danke, Ahoi! und S panem bohem!

Diakon Diethard Nemmert

Personalia

Holger Kruschina, der Vorsitzende des Sudetendeutschen Priesterwerks, hat nach zwölfjähriger Tätigkeit als Pfarrer in Roding die Stelle gewechselt und ist seit 01.09.2023 Pfarrer von Nittenau.

Lothar Vierhock ist der neue Pfarrer der deutschsprachigen kath. Pfarrei in Prag. Er wird am 17.09.2023 von Jan Graubner, Erzbischof von Prag in der Kirche St. Johannes Nepomuk am Felsen in sein Amt eingeführt. Er folgt damit Thomas Hüsch nach, der drei Jahre in Prag tätig war.

Wir wünschen beiden einen guten Start an ihren neuen Stellen und Gottes Segen für ihre Aufgaben!