Inhalt
Vorwort des Vorsitzenden
Weihnachtsgruß des Vertriebenenbischofs
Weihnachtsgruß des Präses der Sudetendeutschen
Die Freudenthaler Krippe
77. Vertriebenenwallfahrt in Gößweinstein
Glockenweihe in Maria Stock
Urlaubswoche für tschechische Priester
200 Jahre Gregor Johann Mendel
Friedensapostel P. Petrus Pavlicek OFM
Ackermann-Gemeinde
Vorstand des Sudetendeutschen Priesterwerks
Erinnerungen an Anton Otte
Erinnerungen an Sr. Dietlinda Meißner SCSC
Vorwort des Vorsitzenden
Seit über 26 Jahren bin ich in der Ehevorbereitung tätig. Schon als Kaplan fiel die Gestaltung der Brautleuteseminare in meinen Arbeitsbereich. Das Thema hat mich in der Bildungsarbeit in meiner Tätigkeit als Landvolkpfarrer begleitet – und als ich Pfarrer von Roding wurde, waren in meinem Pfarrheim die Brautleutetage und ich, schwups, im Referententeam. Zum Thema Kommunikation und Treue und angesichts der Scheidungsraten in unserem Land ist es mir wichtig, etwas zum Umgang mit Krisen zu sagen. Ein Streit ist keine Krise, auch kein Konflikt. Krisen bahnen sich an, manchmal durchaus unmerklich. Ihr Ausgang ist offen und: sie dauern! Wochen, ja Monate sind keine Seltenheit. Man kommt hinterher anders raus. Verändert, geläutert, vielleicht gescheitert, aber man muss wegen einer Krise nicht vorschnell alles hinschmeißen.
Unsere Welt taumelt gefühlt von Krise zu Krise: Corona, Ukraine-Krieg, Klimawandel, Inflation. Und von der Krise der Kirche wollen wir gar nicht erst reden. Die Versuchung, zu resignieren (wenn man meint, so gar nichts ändern zu können) oder den Bruch zu vollziehen, ist nur allzu menschlich.
Zur Zeitenwende gab es auch Krisen genug: Im jüdischen Palästina rang man mit Identität und Unabhängigkeit; die „Pax romana“ wurde mit eiserner Faust im ganzen römischen Reich durchgesetzt, Apokalypsen waren hoffähig. „Als die Zeit erfüllt war sandte Gott seinen Sohn.“ (Gal 4,4) Mitten hinein in eine krisenhafte Zeit!
Vielleicht sagt sich mancher: das wäre jetzt auch wieder recht. Aber wir bekennen doch, dass er „ein für allemal“ gekommen ist! Wir leben doch mit dem Rückenwind der Menschwerdung Gottes unser Menschsein ganz anders! Das zu vermitteln ist ureigenste Aufgabe der Kirche, davon darf sie sich auch durch Nabelschau oder Schmähung nicht abbringen lassen.
Viele unserer Leserinnen und Leser können von Krisen in ihrer Biografie berichten – und wie ihnen der Glaube trotz allem Halt gibt. So wünsche ich Ihnen und uns als Sudetendeutsches Priesterwerk, dass wir mit unseren Lebenszeugnissen und Gebeten helfen, einander und der Welt in ihrer Sinnkrise beizustehen. Danke für Ihre Treue auch im Jahr 2022. Gott mit uns – mehr braucht es nicht.
Ihr
Holger Kruschina
Weihnachtsgruß des Vertriebenenbischofs
Lass mich dein lieber Bruder sein!
In Schleswig-Holstein ist der heilige Vicelin bekannt. Er wurde um 1090 in Hameln geboren und nach dem Theologiestudium 1126 in Magdeburg zum Priester geweiht. 1149 wurde er Bischof von Oldenburg, aber er konnte seinen Bischofssitz aus politischen Gründen nicht einnehmen. Deshalb ging er nach Bosau, wo 1151 eine Bischofskirche gebaut wurde, die nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg ihre heutige Gestalt gefunden hat. Dazu gehören auch Malereien an der Brüstung der Empore.
„Jesu du kleines Kindelein, lass mich dein lieber Bruder sein.“ Dieses Gebet unter einer Weihnachtsdarstellung von 1656 schafft eine Verbindung zwischen dem Betrachter und der Krippendarstellung. Bruder und auch Schwester Jesu werden! – das ist die Einladung Jesu an uns alle. Zu den Brüdern und Schwestern zählen die zwei Hirten, die sich an der Krippe versammeln. Es zählen wohl auch die zwei Engel dazu, die sich anbetend und schützend vor das Jesuskind platziert haben und fast den Zugang zum Kind versperren. Auch Maria kniet vor ihrem Kind und hält einen Schleier fest, der wohl sonst über dem Kind liegt, damit es besser einschlafen kann. Wenn auch der Stern eine wesentlich größere Leuchtkraft hat als die Kerze des heiligen Josef, so ist doch seine Kerze der Versuch, hier die Heiligkeit des besonderen Ortes zu betonen, wie wir es tun, wenn wir eine Kerzen zum Gebet anzünden. Es scheint selbst vom Kind ein Licht auszugehen, denn sein Platz ist hell erleuchtet und sogar das Kleid Mariens scheint davon einen Glanz zu bekommen.
An Weihnachten stehen viel Menschen vor den Krippendarstellungen in den Kirchen, auf den Plätzen, in den Schaufenstern und in unseren Wohnungen. Sie zeigen die besondere Zeit an, in der wir uns an die Menschwerdung des Gottessohnes in Bethlehem erinnern und dieses Ereignis mit Liedern und Gebeten feiern. Mit der Fürbitte, die unter unserem Weihnachtsbild zu lesen ist, bleiben wir aber nicht nur vor der Krippendarstellung unbeteiligt stehen, sondern stellen uns zu den zwei Hirten, den zwei Engeln und zu Maria und Josef. Bruder und Schwester Jesu können wir werden, weil Jesus uns dazu eingeladen hat. Es ist nicht unsere Idee und unser Wunsch, sondern alle, die den Willen Gottes tun, nennt Jesus Christus seine Brüder und Schwestern (vgl. Mt 12, 50). Weihnachten ist also mehr als nur ein schönes Fest mit Geschenken und gutem Essen. Es schafft die Möglichkeit, in eine neue Familie eingebunden zu werden – in die Familie Gottes, zu der wir als Brüder und Schwestern gehören.
Der Künstler von Bosau war kein Rubens und kein Rembrandt, aber er hat mit einfachen Pinselstrichen gezeigt, was an Weihnachten möglich und nötig ist: In die Familie Gottes einzutreten und nach dem Willen Gottes zu leben, der uns frei und froh machen soll und kann, denn Gottes Plan haben die Engel auf den Hirtenfeldern von Bethlehem mitgeteilt: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens (Lk 1, 14). Wie wichtig ist dieses Wort angesichts von Krieg und Unfrieden in der Welt. Durch uns kann hoffentlich ein wenig deutlich werden, dass die Engel eine Zusage an die Welt verkündet haben und nicht nur einen frommen Wunsch.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest und die Freude am neuen Leben durch das Kind von Betlehem wünscht von Herzen
Weihbischof Dr. Reinhard Hauke
Weihnachtsgruß des Präses der Sudetendeutschen
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass wir Menschen nach vorne ausgerichtet sind? Unser Gesicht schaut nach vorne; unsere Augen blicken nach vorne; mit unserem Mund sprechen wir nach vorne. Unsere Füße tragen uns nach vorne. Und die natürliche Bewegung unserer Arme und Hände ist ebenfalls nach vorne hin ausgerichtet.
Das gilt auch für unseren Geist, der mit dem Leib eine Einheit bildet und sich in ihm Ausdruck verschafft. Wir erinnern uns an Vergangenes, aber wir leben in die Zukunft hinein. Wir haben immer etwas vor uns und haben darum auch immer etwas vor. Die Erwartung gehört zu unserem Menschsein. Von der Zukunft erwarten wir etwas: einen guten Tag, ein frohes Weihnachtsfest, ein gutes neues Jahr. Erwarten wir aber nicht noch mehr? Erwarten wir nicht auch jemanden?
Der Advent ist die Zeit der Erwartung. Diese Zeit spricht den Grundzug unseres Menschseins an. Wir gehen voll Erwartung auf Weihnachten zu. Wir erwarten nicht nur ein schönes Fest, sondern einen, der zu uns kommt. Wir erwarten nicht irgendjemanden, sondern Jesus Christus, den Sohn Gottes. Sein Kommen macht Weihnachten zum Fest. Ohne ihn wären diese Tage leer, ohne Inhalt, einfach freie Tage, Freizeit. Freizeit ist gut und schön, aber kein Fest, schon gar nicht Weihnachten. Was Weihnachten zum Fest macht, ist das Kommen des Gottessohnes Jesus Christus und unsere Begegnung mit ihm. Darum geht es an Weihnachten!
Ich wünsche Ihnen zu Weihnachten die Begegnung mit dem Sohn Gottes, der für uns Mensch geworden ist; eine Begegnung, die Ihnen Geborgenheit im Letzten und Gelassenheit im Vorletzten gibt; eine Begegnung, die Weihnachten zum Fest macht.
Ihr
Dieter Olbrich, Msgr.
Die Freudenthaler Krippe
Schon auf dem Titelbild war ein Ausschnitt der Freudenthaler Krippe zu sehen. Hier sehen sie nun ein Bild der ganzen Krippe, die sich in der Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“ in Freudenthal/Bruntál, der Heimatstadt meiner Eltern, befindet.
Diese wurde von Josef Nedomlel, der 1990 starb, im Lauf von 27 Jahren geschaffen. Um die Krippe, die die Geburt Jesu darstellt, hat er wichtige Gebäude gruppiert, wie das Deutschordensschloss und die Pfarrkirche. Dazu verschiede Handwerksbetriebe, wie Bäckerei, Brauerei, Wagnerei, Schuhmacherei, Schnitzerei, Weberei, eine Mühle, sowie Waldarbeiter und Schäfer und eine Gruppe von Musikanten und spielenden Kinder. Diese Krippe verdeutlicht, dass die Menschwerdung Gottes mitten hinein ins Leben der Menschen geschieht.
Mathias Kotonski
77. Vertriebenenwallfahrt in Gößweinstein
Der Vertriebenenseelsorger der Erzdiözese Bamberg, Monsignore Herbert Hautmann und die stellvertretende Landesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Bezirksvorsitzende von Oberfranken, Margaretha Michel hatte mit Ursula Lippert von der Ackermanngemeinde und dem BdV dazu eingeladen und die Wallfahrt bestens vorbereitet. Nachdem diese Wallfahrt immer in Vierzehnheilgen stattfand, hat sich im vergangenen Jahr der Wohnort des beliebten Geistlichen Herbert Hautmann bewährt, zumal es hier auch einen Bezug zu Vierzehnheiligen gibt, denn dem Egerer Baumeister Johann Balthasar Neumann verdanken sowohl die Orte Vierzehnheiligen als auch Gößweinstein ihre einzigartigen Gotteshäuser. Als Hauptzelebranten hatte Monsignore Herbert Hautmann den aus dem Banat stammenden, ehemaligen Pfarrer von Münchberg und später Bayreuth, Monsignore Andreas Straub eingeladen, worüber sich die Gruppe der Banater Donauschwaben, die angereist war, besonders freute. Aber auch die Frankenwäldler freuten sich über ein Wiedersehen mit Monsignore Andreas Straub, den sie noch immer in liebevoller Erinnerung haben. In einer Prozession bestehend aus Fahnen- und Trachtenabordnungen u.a. von Sudetendeutschen, Schlesiern, Donauschwaben, Gruppierungen der Egerländer Gmoi aus Nürnberg und Forchheim zogen die Gläubigen mit dem beiden Seelsorgern Monsignore Herbert Hautmann und Monsignore Andreas Straub durch das Hauptportal in die Basilika ein. Der Festgottesdienst wurde musikalisch vom ehemaligen Regionalkantor Georg Schäffner an der Orgel und von der aus Österreichisch-Schlesien stammenden Sängerin Dr. Hildegunt Kirschner umrahmt. Die Solo-Sopran- Einlagen der Sängerin, das "Ave Maria" von Camille Saint- Saëns und "Ich bete an die Macht der Liebe" waren wirklich ein Geschenk für alle Gottesdienstteilnehmer. Als Volksgesang wurde aus dem Liederbüchlein, das Monsignore Herbert Hautmann erstellt hatte, mit großer Inbrunst die bei den Heimatvertriebenen sehr beliebte Schubert-Messe gesungen. In seiner Festansprache kam Andreas Straub in Bezug auf das Altarbild der Dreifaltigkeitsbasilika auf Maria zu sprechen: „Wir sind hier nicht in einer Marienbasilika sondern in einer Dreifaltigkeitskirche", betonte der Festredner. „Aber Maria ist hier dargestellt als Mutter und Königin am Ziel: Im Schoß der Allerheiligsten Dreifaltigkeit." „Und wo Maria am Ziel ist, ist auch unser aller Ziel!", folgerte Andreas Straub. Maria ist für uns Mutter und Königin. Der beliebte Geistliche gab den Wallfahrern Impulse als Wegbegleitung mit: Maria - Mutter und Königin! Königin der Herzen - aus Davids Stamm - Jesu und unsere Mutter. Am Kreuz von Jesus sterbend uns anvertraut. Maria - Königin der Herzen mit Verantwortung der ihr Anvertrauten, mit der Fürsorge um ihre Kinder und aller Angehörigen, und mit Macht. Mit der Macht ihrer Liebe über die Menschen, wie sie nur eine Mutter-Königin haben kann. Marias Rat: „Was er euch sagt, das tut" ist eine wunderbare Wegweisung für den Alltag, fuhr der Festprediger fort. „Wir singen und beten gerne im Lied: Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart!" „Gibt es eine größere Macht als die Liebe?" fragte der Geistliche weiter und ermutigte seine Zuhörer: „Glaubt an die Macht der Liebe, nicht an die des Hasses und des Krieges und der Gewalt!" Mit 86 Lebens- und 60 Priesterjahren bekennt sich Andreas Straub dazu: Maria ist Mutter und Königin der Herzen. Sie hat „Macht", weil sie der Liebe ihres Sohnes vertraut Und, weil Gott die Liebe selber ist: Lasset uns in dieser Liebe zu Gott und den Menschen leben, damit wir ein erfülltes, sinnvolles Leben haben! Nur so wird Hass und Gewalt besiegt!" schloss Monsignore Andreas Straub seine gefühlsbetonte, zu Herzen gehende Ansprache. Am Ende des Gottesdienstes sprach die Margaretha Michel Dankesworte. Sie wandte sich an alle Gruppierungen mit ihren Vorständen, alle Gottesdienstbesucher und insbesondere an die beiden Zelebranten, die sich, - obwohl sie auch schon ein wenig aus dem jugendlichen Alter herausgewachsen sind-, spontan bereit erklärten diese ansprechende Feier zu zelebrieren. Margaretha Michel freute sich über die große Verbundenheit der Heimatvertriebenen und bedankte sich bei der großen Schar der Besucher, die zu einem guten Verlauf des Festgottesdienstes beigetragen haben, insbesondere auch beim stellvertretenden Vorsitzenden vom Sankt-Gerhards-Werk der Donauschwaben und Ehrenvorsitzenden der Heimat-Ortsgemeinschaft Sanktanna Josef Lutz, der den Lektorendienst übernommen hatte.
Ein schöner ansprechender Gottesdienst, den alle Mitfeiernde noch lange in guter Erinnerung behalten werden, ging zu Ende. Man verteilte sich anschließend in den einzelnen Gaststätten, um noch bei Speis und Trank und guter Unterhaltung dem einen oder anderen Landsmann zu begegnen.
Bernhard Kuhn
Glockenweihe in Maria Stock
„Wir erleben ein weiteres Wunder in Maria Stock!“ Mit diesen Worten eröffnete der Pilsner Bischof Emeritus Mons. František Radkovský die Predigt an einem wunderschönen, sonnigen Sonntag im September im östlichen Egerland. Diese schwer unter der Vertreibung der deutschen Bevölkerung und Überfällen von Dieben in den 90er Jahren leidende Wallfahrtskirche erlebte einen Festgottesdienst, der scheinbar nur mit der letzten heiligen Messe vor der Vertreibung zu vergleichen ist. Bruder Anděl František Homola OFMCap., welcher dank Spenden in der Glockengießerei Tomášková-Dytrychová in Brodek bei Prerau schon neue 26 Glocken besorgte, konnte für Maria Stock weitere drei besorgen. Wirklich ein Wunder!
Die heilige Messe zelebrierten der Pilsner Bischof Emeritus Mons. František Radkovský und der Abt des Stiftes Tepl P. Filip Zdeněk Lobkowicz OPraem. Die Musikalische Begleitung übernahm das Ensemble „La Bilancetta“, welche die barocke Messe von Jiří Melcelia „Missa absque nomine“ aufführte. Unter den Gästen in der total überfüllten Kirche waren nicht nur die Bürgermeister von den nahen Städten Buchau (Herr Miroslav Egert) und Luditz (Herr Václav Slavík), anwesend, sondern auch Frau Oľga Haláková, die im Bezirk Karlsbad für die Kultur und Denkmäler zuständig ist und Frau Markéta Monsportová, die Vorsitzende des Minderheitenausschusses im Bezirk Karlsbad ist. Neben diesen Politikern kamen auch viele andere Menschen, die in den kommenden Kommunal- und Senatswahlen um Stimmen durch ihre Anwesenheit warben.
Aus Würzburg kamen neben anderen Gästen aus Deutschland die Vertreter der Ackermann-Gemeinde Hans-Peter Dörr mit Christa Ullmann. Die dortige Ackermann-Gemeinde ist schon seit 1981 in Maria Stock aktiv. Die deutsche Minderheit war mit drei Vertretern anwesend, mit dem Ehepaar Richard und Irene Šulko in der Egerländer Tracht und Frau Elfriede Šulko. Richard Šulko, Vorsitzender vom „Bund der Deutschen in Böhmen. e.V.“ kam mit der Vereinsfahne nach Maria Stock, auf der auch das Gnadenbild von Maria Stock dargestellt ist. Richard Šulko und seine Mutter Elfriede lasen auch die beiden Lesungen. Nach der Predigt folgte dann der Höhepunkt, die Glocken wurden von den beiden Zelebranten gesegnet. Die Glocken sind geweiht: Mutter Gottes (Stimmung a1), hl. Gunther und Ivan (Stimmung fis2) und Sieben Schmerzen Mariä (Stimmung d3). Alle drei Glocken haben auch 27 Paten, die nach der Segnung auch Fürbitten beteten und die Glocken ertönen ließen.
Nach dem zwei Stunden dauernden Gottesdienst versammelten sich dann alle noch im ehemaligen Pfarrgarten und genossen das ausgezeichnete Gulasch und hausgebackene Kuchen und Kolatschen. Bei wunderbarem Wetter konnte man sich unterhalten und noch einmal dieses historische Ereignis in Ruhe durchgehen. Es entstanden neue Freundschaften und die Welt war an diesem heiligen Ort wieder in Ordnung.
Richard Šulko
Urlaubswoche für tschechische Priester
Der Präses der Sudetendeutschen, Msgr. Dieter Olbrich, und der Vorsitzende des Sudetendeutschen Priesterwerkes, Regionaldekan Holger Kruschina, hatten auch in diesem Jahr wieder ältere tschechische Priester zu einer Urlaubswoche (29.08. - 02.09.) eingeladen. Sie alle haben unter dem kommunistischen System in der Tschechoslowakei mehr oder weniger zu leiden gehabt. Der Urlaub sollte ein Zeichen der Anerkennung sein.
17 Priester und ein Diakon hatten sich für den Urlaub angemeldet. Einer musste dann doch zu Hause bleiben, um die Dienste in der Pfarrei zu übernehmen, zwei mussten krankheitshalber kurzfristig absagen.
Gewohnt hat die Gruppe im Gästehaus der Missionsdominikanerinnen in Strahlfeld. Die tägliche Eucharistie und das gemeinsame Stundengebet haben die Tage geprägt.
Gleich am ersten Tag haben wir Regensburg besucht. Nach der Stadtführung durch Regionaldekan Kruschina hat uns Bischof Dr. Rudolf Voderholzer persönlich das Institut Prof. Dr. Josef Ratzinger/ Papst Benedikt XVI. und die Arbeit erläutert. Er hat die Gruppe auch durch das Haus von Prof. Ratzinger in Pentling geführt. Die Mitbrüder waren sehr beeindruckt, dass ihnen der Bischof soviel Zeit geschenkt hat.
Am zweiten Tag ging es nach Chammünster, einem ehemaligen Benediktinerkloster mit einer eindrucksvollen Kirche. Trotz des Regens haben wir uns durch die riesige Burgruine Runding führen lassen und haben einen Eindruck vom Leben auf einer mittelalterlichen Burg erhalten. In Friedersried, einer ehemalige Burgkapelle, heute Pfarrkirche, haben wir die Vesper gebetet.
Am dritten Tag hat uns der Vorsitzende des Priesterwerkes in der Wallfahrtskirche Heilbrünnl, die zu seiner Pfarrei gehört, empfangen. Mit seinen lebendigen Erklärungen hat er uns die Bedeutung dieser Kirche erschlossen. Am Nachmittag hat uns die Kirche in Burgweinting durch ihre moderne Architektur und die engagierte Führung beeindruckt.
Im Bus, auf den Wegen, vor allem an den Abenden war Gelegenheit zum Gespräch, zum Austausch und zur Begegnung. Da die Mitbrüder aus allen tschechischen Bistümern kamen und jeder seine eigene Lebensgeschichte hatte, gab es reichlich Gesprächsstoff. Auch die Besichtigungen haben manches Gespräch angeregt.
Pfarrer Alois Schmidt, Msgr. Karl Wuchterl und Diakon Diethard Nemmert haben die Mitbrüder während der ganzen Woche begleitet. Da Strahlfeld und einige andere Orte in der Nähe seiner Pfarrei lagen, war die Mitarbeit von Pfarrer Schmidt besonders hilfreich.
Frau Manuela Kopriva hat uns alle Tage als Dolmetscherin begleitet und war vom frühen Morgen bis spät in die Nacht unermüdlich im Einsatz. Das Lob konnte gar nicht groß genug ausfallen.
Die tschechischen Mitbrüder haben uns mehrfach versichert, wie dankbar sie für diese Tage sind. Einer von ihnen hat den kurzen Urlaub so zusammengefasst: ich habe mich phantastisch ausgeruht. Sie freuen sich auf eine Einladung im nächsten Jahr.
Karl Wuchterl
200 Jahre Gregor Johann Mendel
Sudetendeutsche Landsmannschaft würdigt das Leben Johann Gregor Mendels
Mit einer Festveranstaltung „200 Jahre Gregor Johann Mendel (1822-1884) und drei dort gehaltenen Vorträgen würdigte der Bundesverband der Sudetendeutschen Landsmannschaft das 200-jährige Jubiläum Johann Gregor Mendels, des Gründers der Vererbungslehre. Dabei sollte die theologische, naturwissenschaftliche und kulturhistorische Perspektive Mendels besonders beleuchtet werden. Mitbeteiligt an der im Festsaal des Bezirks Oberpfalz in Regensburg stattgefundenen Veranstaltung waren das Sudetendeutsche Musikinstitut, die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaft und Künste sowie die Heimatpflege der Sudetendeutschen.
Auch für das beim Bezirk Oberpfalz angesiedelte Sudetendeutschen Musikinstitut begrüßte der Chamer Landrat und Bezirkstagspräsident Franz Löffler die rund 70 Gäste. Er verwies auf die Prägung auch seiner Heimatstadt Waldmünchen durch die Heimatvertriebenen und auf die Ausgrabungen des früheren Ortes Grafenried. „Man muss sich der Wurzeln bewusst sein, wissen, wie Europa tickt und was die Sudetendeutschen bewirkt haben“, verdeutlichte Löffler – auch mit Blick auf die aktuellen Ereignisse. Neben den Referenten hieß er unter anderem den ehemaligen Präsidenten des Bayerischen Landtags und früheren Sprecher der Sudetendeutscchen Volksgruppe Johann Böhm, den stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Landesobmann Bayern Steffen Hörtler, den Präsidenten der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft Reinfried Vogler sowie den Vorsitzenden des Sudetendeutschen Priesterwerks Holger Kruschina willkommen.
Als einen Ort des aufgeklärten Reformkatholizismus beschrieb Privatdozent Dr. Andreas Wehrmeyer, Direktor des Sudetendeutschen Musikinstituts, das Brünner Augustinerkloster, in dem Mendel wirkte. In seinem Grußwort merkte Wehrmeyer auch an, dass damals die tschechische nationale Bewegung voll im Gange war und viele Klosterbrüder Tschechen waren. Darunter auch Pavel Křížkovský, von dem Sänger des Renner Ensembles drei Kompositionen für Männerchor zu Gehör brachten. Diese Werke stellte Wehrmeyer kurz vor: das lateinische „Vitae cursu consummato“ (Trauergesang), das in deutscher Sprache vorgetragene „Die Universität“, in dem auch das Recht auf freie Meinungsäußerung angedeutet wird, und in tschechischer Sprache „Utonulá“ („Die Ertrunkene“), das meist aufgeführte Opus Křížkovskýs. Stücke also von Mendels Freund und Vertrautem, fasste der Institutsdirektor zusammen.
„Die Medizin ist ohne die Genetik nicht vorstellbar“, stellte Prof. Dr. Günter J. Krejs, der Präsident der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaft und Künste, in seinem Grußwort fest. Exemplarisch verwies er auf die für die Corona-Bekämpfung entwickelten mRNA-Impfstoffe. Und er freute sich, dass mit den Professoren Widmar Tanner und Rudolf Voderholzer zwei Referenten der Sudetendeutschen Akademie (naturwissenschaftliche bzw. geisteswissenschaftliche Klasse) angehören.
Unter dem Titel „Gregor Johann Mendel. Vom einfachen Bauernjungen zum forschenden Mönch, Prälaten und Abt“ zeichnete Prof. Dr. Ulf Broßmann, der Bundeskulturreferent der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Mendels Leben und Wirken nach. Einleitend wies er auf die Aufnahme Mendels in die Walhalla (bei Regensburg) am 23. September 1983 hin. Akribisch ging der Referent auf die zentralen Lebensstationen Mendels ein, der am 20. Juli 1822 in Heinzendorf im Kuhländchen das Licht der Welt erblickte, schon als Knabe seinem Vater beim Veredeln von Obstbäumen half und so Interesse an der Natur fand. Da der Ortspfarrer den Jungen talentiert für ein Studium hielt, wechselte Mendel nach der Volksschule in die Paristenschule nach Leipnik bzw. die Sekundarschule nach Troppau. Nach einem Unfall des Vaters war zum einen diese Ausbildung nicht mehr bezahlbar, zum anderen erkrankte Mendel, erhielt aber dennoch ein gutes Entlass-Zeugnis. Als ihm seine Schwester Theresia einen Teil ihres Erbes überließ, konnte Mendel in Olmütz das Studium der Philosophie aufnehmen, während dem er erneut von einer Krankheit geplagt wurde. So folgte er einem Rat und trat im Jahr 1843 ins Augustinerkloster St. Thomas in Alt-Brünn ein. Hier nahm er den Mönchsnamen Gregorius an und erhielt nach dem Studium der Theologie sowie der alten Sprachen, Landwirtschaft, Obst- und Weinanbau im Jahr 1847 die Priesterweihe. Glücklos war er danach in seiner Tätigkeit als Lehrer, weshalb er sich ab 1856 intensiv den systematischen Versuchsreihen für Vererbungslehre (Kreuzung von Erbsen) widmete – entsprechende Studien hatte er zuvor bereits in Wien absolviert. „Er stellte Gesetzmäßigkeiten fest und machte bahnbrechende Entdeckungen, die aber vom Ausschuss des Naturforschenden Vereins Brünn nicht anerkannt wurden“, erläuterte Broßmann. Anerkennung fand er jedoch bei den Ordensbrüdern, so dass er sich auch anderen Forschungsfeldern (Bienen, Obstbäume, Wetterbeobachtungen usw.) widmen konnte. „Er bezog immer mehrere Parameter in seine Messungen ein“, konkretisierte der Vortragende, weshalb er bereits damals ein umfassendes und differenziertes Bild von Wetterereignissen vorlegte. Mit der Wahl zum Abt Ende März 1868 musste Mendel diese Tätigkeiten hintanstellen, erfuhr aber Ehrungen wie 1872 das Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens. Am 6. Januar 1884 starb Johann Gregor Mendel, sein Requiem dirigierte mit Leoš Janáček ein Schüler Pavel Křížkovskýs. „Zu Lebzeiten sind seine Forschungsergebnisse nicht anerkannt worden, erst ab ca. 1900 gibt es Bestätigungen von Mendels Arbeiten“, fasste Broßmann zusammen. Er betonte Mendels Bedeutung gleichermaßen für Glauben, Kultur und Wissenschaft – und darüber hinaus seine Toleranz, so dass er bis heute als Brückenbauer zwischen Deutschen und Tschechen sowie als Beispiel für Verständigung und Versöhnung und „größter Sohn des Kuhländchens“ betrachtet werden kann.
Das Verhältnis von Religion und Wissenschaft beleuchtete in seinem Vortrag der Bischof von Regensburg Prof. Dr. Rudolf Voderholzer. „Gregor Johann Mendel: Zeuge für den Einklang von Schöpfungsglauben und Naturwissenschaft“ lautete der Titel des Referats. Der Oberhirte sieht den „Vater der Genetik“ in einer langen Reihe gläubiger Christen, die in unterschiedlichen Forschungsbereichen Bedeutendes geleistet haben: Albertus Magnus (1260 bis 1262 Bischof von Regensburg) war naturwissenschaftlich tätig und versuchte, das naturphilosophische Denken des Aristoteles mit dem christlichen Glauben in Einklang zu bringen. Nikolaus Kopernikus war Astronom und Arzt und widmete sich auch der Mathematik und Kartographie. Ähnlich Johannes Kepler, der sich als Astronom, Physiker, Mathematiker und Naturphilosoph betätigte. Papst Gregor XIII. führte den neuen nach ihm benannten Kalender ein. Der belgische Priester Georges Edouard Lemaître war auch Astrophysiker und gilt als Begründer der Urknalltheorie. Und der Franzose Louis Pasteur – ein bekennender Weltchrist und Zeitgenosse Mendels - schuf grundlegende Fakten in der Bakteriologie sowie im Impfwesen. „Bis ins frühe 17. Jahrhundert war eine Diskrepanz von Naturwissenschaft und Schöpfungsglaube undenkbar“, betonte Bischof Voderholzer und verwies in diesem Kontext auf den auch aus der Bibel bekannten Begriff „Logos“ („Wort“), der sich als Wortteil bis heute in Wissenschaften (z.B. Biologie, Astrologie) findet. So zeigt auch die Schöpfungsgeschichte die Gestirne, vor allem Sonne und Mond, als Instrumente zur Strukturierung der Zeit. All diese Gelehrten stehen, so Bischof Voderholzer für ein Miteinander von Naturwissenschaft und Schöpfungsglaube. Auch Gregor Johann Mendels Forschungstätigkeit bestand darin, „dem Schöpfer auf die Spur zu kommen“. Besorgt zeigte sich der Bistumschef am Ende seines Vortrags darüber, dass in jüngster Zeit die Biologie an den Rand gedrückt wird und Vorträge, die vermitteln, dass es nur zwei Geschlechter – männlich und weiblich – gibt, be- und verhindert werden. Namentlich nannte er die Biologin Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard, die – auch im Sinne und in der Nachfolge Mendels – immer wieder die Zweigeschlechtlichkeit der Säugetiere betont und deshalb häufig angegriffen wird. Heuer hat sie übrigens die Gregor-Mendel-Medaille der Leopoldina erhalten. Für Mendel wie auch die heute in seiner Tradition tätigen Biologen gilt, so der Bischof abschließend, „der Mut, der Wahrheit die Ehre zu geben.“
Die Rezeption von Mendels Forschung stellte Prof. Dr. Widmar Tanner, Emeritus für Zellbiologie und Pflanzenphysiologie an der Universität Regensburg, in seinem Vortrag zum Thema „200 Jahre Johann Gregor Mendel: die von ihm gelegten Grundlagen und die moderne genetische Forschung“ vor. Tanner beschrieb Mendels Kreuzungsversuche mit Erbsen und die daraus erkenntlichen dominanten und rezessiven Eigenschaften (letztere kommen in der Enkelgeneration wieder), aber auch die ihm entgegengebrachte Skepsis. Kurz vor seinem Tod schrieb Mendel 1883: „Mir haben meine wissenschaftlichen Arbeiten viel Befriedigung gebracht, und ich bin überzeugt, dass es nicht lange dauern wird, da die ganze Welt die Ergebnisse dieser Arbeit anerkennen wird“. Ein Zeitgenosse Mendels, der Schweizer Mediziner Friedrich Miescher, hatte 1868 im Zellkern einen neuen Stoff, das Nuklein (Nukleinsäure/DNA) entdeckt. 16 Jahre nach Mendels Tod – um 1900 – wurden seine Forschungen wiederentdeckt und weiterentwickelt. Einige Meilensteine nannte Tanner: 1944 Oswald Avery – DNS (Desoxyribo-Nuklein-Säure), Anfang 1950er Jahre Rosalind Elsie Franklin – Doppelhelixform der DNS, 1953 James Watson und Francis Crick – DNA-Modell. Als jüngsten und wohl auch bekanntesten Aspekt aus diesem Forschungsfeld nannte der emeritierte Lehrstuhlinhaber die mRNA (messenger-RNA), d.h. Boten-Ribonukleinsäure. Dabei handelt es sich um eine einzelsträngige Ribonukleinsäure, die genetische Information für den Aufbau eines bestimmten Proteins in einer Zelle überträgt. Bei den Corona-Impfstoffen haben bekanntlich die neu entwickelten mRNA-Impfstoffe bisher dominiert. Tanner fasste seine Ausführungen wie folgt zusammen: „Johann Gregor Mendel, dessen 200. Geburtstag wir 2022 feiern, hat erstmals Erbfaktoren experimentell charakterisiert und damit die Genetik begründet. Erst in großem zeitlichen Abstand wurden seine Arbeiten und Denkansätze verstanden und konsequent weiterverfolgt. Heute stellen Gene definierte Abschnitte auf dem fädigen Molekül DNA dar. Ihre Kenntnis sind von immensen Nutzen in der Tier- und Pflanzenzucht und in der Medizin“.
In seinem Schlusswort bedankte sich Professor Broßmann bei den Grußwortrednern und Referenten für ihre tiefgründigen Ansprachen und Ausführungen. Freilich könnten noch einige weitere Nuancen Mendels (Poesie, Reiseerlebnisse, Korrespondenz mit anderen Wissenschaftlern) genannt werden. Mit den in den Vorträgen dargestellten theologischen, naturwissenschaftlichen und kulturhistorischen Gehalten sei aber bereits ein ziemlich umfassendes Bild Mendels gezeichnet worden.
Markus Bauer
Friedensapostel P. Petrus Pavlicek OFM
Gottes und Marias Diener durfte ich sein
Maria hat geholfen
Wenn Menschen in Gefahr gerieten, liefen sie oft zur Mutter Gottes mit der Bitte um Rettung. In Mittel- und Osteuropa stellte solch eine Gefahr gewöhnlich die feindlichen militärischen Übergriffe aus dem Osten oder auch in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges die Verwüstung katholischer Städte und Länder durch die Armeen der europäischen Staaten dar. In der Lebensgeschichte von P. Petrus Pavlicek zeigte sich die Macht des Glaubens und des Gebets, die die politischen Ereignisse in Mitteleuropa, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, beeinflussten. Der Abzug der sowjetischen Truppen aus dem östlichen Teil des Landes und die Wiederherstellung der staatlichen Souveränität Österreichs im Jahr 1955 bedeutete die Befreiung von der Drohung der kommunistischen Vorherrschaft, welche den Wunsch nach Freiheit und Demokratie bei den Nachbarländern Ungarn, Tschechoslowakei, Polen und Ostdeutschland blutig erstickte.
Die unzähligen Kirchen, Wallfahrtsorte und auch Feiertage, von denen viele auf bewegte Ereignisse der Geschichte hinweisen, erinnern uns an das Vertrauen und die Liebe zur Mutter Gottes, welche das Konzil in Ephesus im Jahr 431 offiziell benannte. Die Marienverehrung im 20. Jahrhundert wurde vor allem durch die Erscheinungen in Fatima 1917 geprägt. Bei der Befreiung Österreichs vom Sowjetblock begegnen wir aber solchen Eingriffen göttlicher Macht und Formen göttlicher Hilfe, welche wir bereits aus vielen Fällen der Geschichte kennen. In der Zeit des „Kalten Krieges“ wurde die das Gebet für den Frieden und die Bekehrung der Sünder die mächtigste „Waffe“, wie der Rosenkranz–Sühnekreuzzug um den Frieden der Welt. Ihn hatte P. Petrus Pavlicek 1947 in Wie gegründet.
Die Weihe an das Unbefleckte Herz Marias ist ein Ausdruck des tiefsten Vertrauens in Gottes Hilfe in Fällen, wenn Menschen erkennen, dass sie angesichts des Bösen in unserer Welt hilflos sind. Die Immaculata, die den Kopf der Schlange zertrat, genauso wie die Ikonen und Statuen der Mutter Gottes, werden bis heute noch als Gnadenbilder und Palladien unserer Städte und Länder verehrt. Gemäß dem Wunsch der Jungfrau Maria nach den Erscheinungen von Fatima, weihte Papst Franziskus dieses Jahr am Fest der Verkündigung des Herrn, Russland und die Ukraine ihrem Unbeflecktem Herzen.
Otto Pavlicek
P. Petrus Pavlicek war ein weiterer Mitteleuropäer, der zusammen mit dem heiligen Johannes Paul II. zur historischen Wende der politischen Ereignisse und zur Rückkehr der Freiheit in seinem Heimatland und in anderen Ländern beitrug, von denen ein großer Teil zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte, aus der er stammte. Er wurde am 6. Januar, also am Festtag der Heiligen Drei Könige, im Jahr 1902 in Innsbruck geboren und auf den Namen Otto getauft. Zu den interessanten Fakten seines Lebens gehört, dass viele wichtige Entscheidungen und schicksalhafte Ereignisse an marianischen Festtagen stattfanden und dass er am 41. Jahrestag seiner Priesterweihe, dem 14. Dezember 1982, starb. Ottos Vater Augustin Pavlicek war ein österreichisch-ungarischer Offizier und stammte aus Olmütz. Mutter Gabriela Alscherová war die Tochter eines Landwirts in Opava/Troppau. Während der Vater ein strenger Offizier war, war die Mutter eine schöne, musikalisch gebildete Frau. Von ihr soll Otto sein künstlerisches Talent geerbt haben. Leider starb sie sehr früh und der Vater heiratete im Laufe seines Lebens noch zweimal. Dies führte dazu, dass Otto sich von Kindheit an, an seinen drei Jahre älteren Bruder Josef heftete und beide Jungen kein besonders enges Verhältnis zu ihrem Vater hatten. Ihre Schulpflicht absolvierten sie in Wien, wo sie mit ihrer Tante und einem Cousin, der Priester werden wollte, verkehrten. Das Ende des Ersten Weltkriegs verbrachten sie in Olmütz, wohin ihr Vater versetzt wurde, absolvierten ihre gymnasialen Studien und im Jahr 1920 machten sie ihr Abitur.
Austritt und Rückkehr
Der Weg von Otto Pavlicek zum Priesteramt war jedoch nicht geradlinig. Nach seinem Abitur nahm Otto, wie sein Bruder, aufgrund der Entscheidung seines Vaters, der von der tschechoslowakischen Armee übernommen wurde, eine Stelle bei der Möbelfirma Thonet in Bystřice pod Hostýnem, in einer Stadt, in der Nähe des bereits erwähnten Marienwallfahrtsortes Svatý Hostýn, an. Dennoch änderte sich die Einstellung der beiden Brüder zum Glauben unter dem Einfluss der neuen Freunde radikal. Die Haltung der Ersten Tschechoslowakischen Republik gegenüber der katholischen Kirche war in den ersten Nachkriegsjahren nicht gerade gefällig, und der Slogan „weg von Rom“ ergänzte die populäre antiösterreichische und antimonarchische Haltung. Im Jahr 1921 traten beide Brüder aus der Kirche aus. Otto begann im Jahr 1922, in Prešov in der Ostslowakei, einen zweijährigen Militärdienst. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Buchhalter in der Brown-Boveri-Filiale in Prag und sparte für das Studium der Malerei an einer privaten Akademie in Breslau an. Seine künstlerische Karriere wollte er mit einem Aufenthalt in Paris beginnen, was ihm jedoch nicht gelang. Er ging nach London, wo er als Plakatmaler erfolgreich war. Er lernte die Malerin Kathleen Nell Brockhouse kennen und im Dezember 1932 schloss er mit ihr eine zivile Ehe. Die Ehe scheiterte nach wenigen Wochen und Mitte Januar des folgenden Jahres kam er nach Brünn, um seinen Bruder Josef zu besuchen. Die Ehe wurde 1936 geschieden.
In Ottos Leben traten im Verlauf der 1930er Jahre mehrere Ereignisse ein, die seine bisherigen Einstellungen veränderten. Er war vom Tod seines Vaters betroffen, dessen Vorboten er in einem Traum erkannte. Seine Frau schickte ihn in ein psychiatrisches Sanatorium.
Im Jahr 1935 wurde Otto selbst schwer krank und befand sich am Rand des Todes. Nach seiner Genesung malte er das Gemälde „Die Auferstehung des Lazarus“. Ottos Weg der Bekehrung führte über eine Lebensbeichte und eine Rückkehr in die Kirche. Das Ende seiner Karriere als Maler beschrieb er mit den Worten: „Gott hat mir den Pinsel aus der Hand genommen“. In einer Prager Kirche kniete er vor einem Bild des göttlichen Herzens Jesu nieder und betete: „Jesus, ich liebe dich, aber ich möchte dich noch mehr lieben“. Dann schien er eine Stimme zu hören: „Wenn du mich mehr lieben willst, musst du zu meiner Mutter gehen“. Am Ausgang der Kirche stand eine Statue der Jungfrau Maria von Lourdes. Er kam zu ihr und sagte: „Dein Sohn hat mich geschickt, um mich zu lehren, ihn mehr zu lieben“. Ihm schien es, dass die Statue lächelte und dass seine Liebe zu Jesus und Maria von Tag zu Tag wuchs. Nach den Forschungen der Biografen von P. Petrus Pavlicek ist es wahrscheinlich, dass sich die Vision in der Franziskanerkirche „Unserer Lieben Frau vom Schnee“ in Prag abspielte, wo sich eine Statue der Jungfrau Maria von Lourdes und ein Bild des Göttlichen Herzens Jesu am Ausgang befand.
Höchste Zeit
Nach seiner Bekehrung erwachte in Otto der alte Wunsch, Priester zu werden. Auf dem Weg zu seinem Entschluss begleitete ihn der Provinzial der böhmischen Dominikaner und riet ihm, sich nach seiner späten Berufung bei Theresia Neumann in Konnersreuth zu erkundigen. Sie war bekannt für ihre Stigmata, und jeden Freitag öffneten sich ihre Wunden und bluteten. Sie lebte lediglich von der täglichen heiligen Kommunion und hatte Visionen und Herzenskenntnis. Als Otto sie fragte, schaute sie lange zu ihm hinüber und sagte: „Es ist höchste Zeit. Ich werde für Sie beten und opfern.“ Obwohl Ottos geistlicher Beirat Dominikaner war, war er fest entschlossen, Franziskaner zu werden. Das Problem war, dass man ihn weder in Tirol, wo er nach seinem Geburtsort hingehört hätte, noch in Wien aufnehmen wollte. Das war eine bittere Enttäuschung für ihn. Er hatte erst mit seinem dritten Antrag Erfolg, den er nach Prag schickte. In den Orden wurde er am 28. August 1937 aufgenommen, am Festtag des heiligen Augustinus, seines zweiten Namenspatrons. Er erhielt den Namen Peter (Petrus), weil sein tschechischer Nachname auf Deutsch „Paulchen“ bedeutet. Sein Noviziat verbracht er in Kaaden und im Herbst 1938 begann er sein Studium an der deutschen theologischen Fakultät der Karls-Universität in Prag. Am 29. August 1941 legte Fr. Petrus die ewigen Gelübde ab, im November wurde er zum Diakon geweiht und am 14. Dezember, dem dritten Adventssonntag „Gaudete“, empfing er die Priesterweihe aus den Händen des deutschen Weihbischofs Johannes Remiger von Prag in dessen Privatkapelle.
P. Petrus Pavlicek entging bald nicht mehr der Aufmerksamkeit der Gestapo. Um nicht in die Armee eingezogen zu werden, bat der Provinzial der Franziskaner den Erzbischof von Prag um Hilfe. Da P. Petrus nicht sofort nach seiner Priesterweihe zum Pfarrer ernannt werden konnte, wurde er zum Administrator der deutschsprachigen Gemeinde in der St. Gabrielskirche in Prag ernannt. Im pastoralen Dienst blieb er ein Jahr lang, da die gezielte Ernennung durchschaut wurde. Am 13. Mai 1942 wurde er verhaftet und wegen Wehrdienstverweigerung vor ein Kriegsgericht gestellt. Er wurde am Tag des 25. Jahrestages der Erscheinung in Fatima freigesprochen. Vor dem Kriegsgericht stand er erneut wegen Wehrkraftzersetzung. Um nicht weiterhin den Provinzial und den Erzbischof zu gefährden, beschloss er mit Zustimmung seines Vorgesetzten, sich freiwillig für den Einsatz an der Front zu melden.
Soldat und Kriegsgefangener
In die Wehrmacht rückte er am 7. Oktober 1942, am Gedenktag der Lieben Frau vom Rosenkranz, ein. Er wurde als Sanitäter ausgebildet und nach Frankreich geschickt. Selbst in der Armee versuchte er in der Öffentlichkeit als Priester aufzutreten. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie wurde er am 15. August 1944 gefangen genommen und in das Lager Cherbourg deportiert. Er wurde Lagerpfarrer und im Zelt, das als provisorische Kirche galt, organisierte und übte er eine intensive geistliche Arbeit aus, einschließlich der Ausbildung von Theologen aus den Reihen der Gefangenen. Im Lager erfuhr er auch von der Erscheinung in Fatima. In ihm wuchs der Wunsch, für den Frieden und die Versöhnung der Sünder zu beten. Am Abend des 21. August traf er sich mit einem Priester und drei Theologiestudenten zum gemeinsamen Gebet des Rosenkranzes. Im Oktober verteilte er tausend Rosenkränze an Interessierte, und seit November stand ihm ein großes Zelt für diegeistliche Arbeit zur Verfügung. Es war notwendig. Denn im Juni 1945 verzeichnete P. Petrus 158 Messen mit 48890 Teilnehmern, 2 318 Beichten und 11 550 heilige Kommunionen. Aus der Gefangenschaft wurde er am 16. Juli, am Festtag „Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel“, entlassen.
Auch nach dem Krieg verlief die Lebensgeschichte von P. Petrus nicht auf geraden Wegen. Er blieb in Paris und sehnte sich danach, seinen alten Traum zu verwirklichen: Missionar zu werden. Sein Ziel war Argentinien. Noch bevor er das Visum erhielt, kam eine dringende Bitte seines Bruders Josef und seiner Frau Agnes, die aus der Tschechoslowakei vertrieben worden waren, nach Wien zu kommen. Die Franziskaner brauchten hier dringend einen Priester, der tschechisch sprechen konnte. Im Januar 1946 zog P. Petrus nach Wien und begann seine Mission und besuchte einzelne Pfarreien.
Der Rosenkranz-Sühnekreuzzug
Am Anfang des Sommers erreichte er Graz und nutzte diese Gelegenheit, um Mariazell zu besuchen, das wie Graz in der britischen Zone lag. Das Überschreiten der Grenzen der verschiedenen Besatzungszonen erforderte den Nachweis von einem viersprachigen Ausweis, dessen Erwerben einer Reihe von amtlichen Stempeln vorangestellt war. Alle fürchteten russische Überfälle und die Umwandlung der sowjetischen Besatzungszonen in einen Bestandteil ihres gottlosen Imperiums. In Mariazell hörte P. Petrus eine innere Stimme: „Tut, was ich euch sage, und ihr werdet Frieden haben!“ Nach seiner Rückkehr nach Wien gründete er eine Rosenkranzgemeinschaft, die er „ewig“ nannte, weil zu jedem Zeitpunkt in der Woche ein Mitglied den Rosenkranz betete. Die formelle Gemeinschaft gründete er am Festtag „Reinigung Mariä“, dem heutigen Fest „Darstellung des Herrn“, am 2. Februar 1947. Der Name Rosenkranz-Sühnekreuzzug stammt aus der Enzyklika Divini Redemptoris von Pius XI. gegen den Kommunismus, in der der Papst schrieb: „Auch das Übel, das heute die Menschheit quält, kann nur überwunden werden durch einen allgemeinen Kreuzzug von Gebet und Buße.“ Im März 1949 billigten bei einer Sitzung der Bischofskonferenz die österreichischen Bischöfe den Rosenkranz - Sühnekreuzzug für den Frieden und für Österreich und empfahlen ihn den Priestern und Gläubigen.
In der Nachkriegszeit ging Österreich durch eine Reihe von politischen und sozialen Krisen, aber wie sich herausstellte, erfüllte sich die Verheißung der Gottesmutter, dem der Gesandte aus Fatima, für den sich P. Petrus hielt, voll und ganz vertraute. Österreich erlebte Frieden, es erneuerte seine staatliche Souveränität und die sowjetischen Besatzungstruppen zogen ab. Erinnern wir uns daran, dass die bewegten Schicksale seiner beiden Nachbarländer Ungarn und Tschechoslowakei genau in die andere Richtung verliefen, sie erlebten die sowjetische Besetzung und den Verlust ihrer Souveränität. P. Petrus vergaß nicht die verfolgten Christen in Ungarn und der Tschechoslowakei, sondern auch in 12 anderen Ländern der Welt, einschließlich die Sowjetunion und China, Auch für sie wurden Lichtprozessionen abgehalten. Anfangs deutete nichts darauf hin, dass die unermüdliche pastorale Arbeit, die Missionen von Pfarrei zu Pfarrei in den Bundesländern, die Lichtprozessionen mit Kerzen zur Versöhnung und Bekehrung der Sünder, die Prozessionen mit der gekrönten Statue der Jungfrau Marias von Fatima, die achtunddreißig Briefe, die in drei Jahren an die Mitglieder der Rosenkranzvereinigung geschickt wurden, die Entscheidung der Atommacht der Welt beeinflussen würden.
Die Zahl der Mitglieder des Rosenkranz-Sühnekreuzzuges wuchs jedes Jahr so schnell, dass sie am Ende des Jahres 1953 die Grenze von 420 000 Mitglieder erreichte. Unter ihnen war auch der österreichische Bundeskanzler Julius Raab. Sein Außenminister Leopold Figl, der auch ein Anhänger von P. Pavlicek und des Rosenkranz - Sühnekreuzzuges war, hörte in jenem Jahr während der 286 Staatsvertragsverhandlungen in Berlin vom sowjetischen Außenminister Molotow: „Herr Figl, machen Sie sich keine Hoffnungen. Was wir Russen einmal haben, geben wir nicht her.“ Im Jahr 1953 verkündete Papst Pius XII. das Marianische Jahr zum hundertsten Jahrestag der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis. P. Petrus schrieb am 13. Mai in einem Brief an Bundeskanzler Raab, dass er nach fünf Jahren in Österreich den Nationalfeiertag am 8. Dezember erneuern soll, an dem das Fest der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria gefeiert wird. Er kündete an, dass er fest davon überzeugt sei, dass sich dann das Schicksal des Landes zu einer besseren Zukunft verändern werde. Von „njet“ zu „ja“ nur durch Maria. Das Versprechen zur Wiederherstellung des Feiertages, gegeben vor Jahren, wurde erfüllt.
Im Februar 1955 sprach derselbe Molotow vor dem Obersten Sowjet über die Möglichkeit einer Lösung der österreichischen Frage. Im April flog eine österreichische Regierungsdelegation nach Moskau. Kanzler Raab wandte sich an P. Petrus, damit er betete und auch andere Mitglieder dazu ermutige. Die ersten Worte von Bundeskanzler Raab am Flughafen nach seiner Rückkehr aus Moskau mit dem Staatsvertragsentwurf lauteten: „Vor allem möchte ich meinen Dank dem Herrgott sagen, dass wir diese Stunde für Österreich erleben durften.“ Am 15. Tag des Marienmonats Mai wurde im Schloss Belvedere in Wien von den alliierten Außenministern und Außenminister Figl der Staatsvertrag unterzeichnet. Österreich wurde ein freier Staat.
Letzte Jahre
Die marianische Arbeit von P. Petrus wurde in den folgenden Jahrzehnten fortgesetzt und verbreitete sich auch im Ausland und dem Rosenkranz -Sühnekreuzzug schlossen sich fast 2 Millionen Mitglieder an. P. Petrus stand den Päpsten Pius XII., Paul VI. und Johannes Paul II nahe. Treu unterstütze er sie und sein Werk wurde wiederum von ihnen geschätzt. Der Wiener Kardinal Franz König bestätigte die Statuten zwei Tage vor dem Tod von P. Petrus am 12. Dezember 1982.
P. Petrus wollte erleben, wie Papst Johannes Paul II. bei seinem Pastoralbesuch in Österreich die Weihe des Landes an die Jungfrau Maria erneuerte. Auch dieser Wunsch, wenn auch mit einer Verspätung – postum -, wurde ihm von Johannes Paul II. in Mariazell erfüllt. Der „Vorbeter für Millionen“, wie er genannt wurde, erinnerte auch an das Gebet für die Bekehrung Österreichs.
P. Petrus starb am 41. Jahrestag seiner Priesterweihe, dem 14. Dezember 1982. Sein Leben war erfüllt von der Sehnsucht nach der Bekehrung von Millionen von Seelen, die sich aus seiner Begegnung mit Gott und dem Ruf der Mutter Gottes ergab, auf die er immer vertraute. Mehrmals erzählte er von seinen mystischen Visionen, von Engeln und der Herrlichkeit Gottes. In seinem Testament schrieb er: Gottes und Marias Diener durfte ich sein – welch eine unverdiente Gnade! Seit 2007 läuft in Rom der Seligsprechungsprozess von P. Petrus Pavlicek, OFM.
Tomáš Drobný
Übersetzung: Kamila und Dominika Novotna
Ackermann-Gemeinde
Bei unserer Partner-Organisation, der Ackermann-Gemeinde, gab in letzter Zeit personelle Veränderungen bei wichtigen Leitungsaufgaben über die wir Sie hier informieren wollen:
Seit 01.07.2022 ist Marie Neudörfl, geb. Smolková neue Bundesgeschäftsführerin.
Nachdem Kathrin Lichtenberg nach kurzer Zeit die Bundesgeschäftsstelle der Ackermann-Gemeinde verlassen hat, übernahm Marie Neudörfl den Posten der Bundesgeschäftsführerin.
Mit der 37-jährigen gebürtigen Tschechin ist eine vertraute Person in der Leitung. Bereits in ihrer Heimatstadt konnte sie durch die Partnerschaft der Diözesen Budweis und Passau erste Kontakte nach Deutschland knüpfen. Helena Faberová, die Gründerin der Partnerorganisation Sdružení Ackermann-Gemeinde, brachte Marie Neudörfl in die „Ackermann-Familie“. Während ihres Studiums der Außenbeziehungen an der Wirtschaftsuniversität in Prag war sie fünf Jahre lang die Geschäftsführerin der Sdružení Ackermann-Gemeinde. In den Jahren 2009 bis 2010 hat sie im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes ein Jahr bei der Jungen Aktion mitgewirkt. Auch bei der Arbeit im Reisebüro Krizek-Reisen (2010/11) hat sie den Kontakt zur Ackermann-Gemeinde nicht verloren. Im Oktober 2011 wechselte sie dann endgültig nach München und arbeitet seither auf der Bundesebene der Ackermann-Gemeinde. Marie Neudöfl ist vielen durch Begegnungen bei verschiedenen Veranstaltungen bekannt. Dankend blickt sie auf die elfjährige Zusammenarbeit mit Matthias Dörr sowie vielen Ehrenamtlichen in den Diözesen zurück und freut sich auf die kommende Aufgabe.
Ackermann-Gemeinde
Bei der Hauptversammlung am 15.10.2022 in Würzburg wurde Dr. Albert-Peter Rethmann zum Bundesvorsitzenden gewählt. Er tritt damit die Nachfolge von Manfred Kastler an.
Im Jahr 2010 übernahm er das Amt des Geistlichen Beirats. Mit dem Ausscheiden aus dem Priesteramt gab er diese Aufgabe wieder zurück, arbeitete aber weiterhin in der Ackermann-Gemeinde, auch im Bundesvorstand, mit. Nun kehrt der 62-Jährige an die Spitze der Ackermann-Gemeinde zurück – in die Position des Bundesvorsitzenden. Über 90 Prozent der Delegierten votierten bei der Wahl für ihn. Dr. Albert-Peter Rethmann wurde 1960 in Greven/Westfalen geboren und 1987 zum Priester geweiht. In den folgenden Jahren war er neben der Seelsorge vor allem im Bildungsbereich tätig, wobei sich bei ihm die Schwerpunkte Sozialethik und Migration herauskristalisierten. Zu diesen Themenbereichen lehrte er zeitweise auch an der katholisch-theologischen Fakultät der Karlsuniversität Prag und an der theologischen Fakultät der Südböhmischen Universität Budweis.
Seit 2012 ist Rethmann in Trier in unterschiedlichen Funktionen bei der BBT-Gruppe (Barmherzige Brüder Trier gGmbH) tätig.
Für seine Aufgabe als Bundesvorsitzender hält er mehrere Aspekte und Facetten für wichtig: Fortführung der kirchlichen und politischen Friedensarbeit auf dem Feld der Zusammenarbeit von Deutschen, Tschechen und Slowaken in Europa, ein Angebot von Perspektiven für ein Engagement in der Ackermann-Gemeinde für neue Zielgruppen, Schöpfen aus dem Potenzial der jahrzehntelang engagierten Mitglieder der Ackermann-Gemeinde, Zusammenarbeit mit der Sdružení Ackermann-Gemeinde und weiteren Kooperationspartnern in Tschechien und der Slowakei.
In der Praxis der Verbands- und Vorstandsarbeit ist für ihn das „Team, in dem wir miteinander Verantwortung tragen“, eine zentrale Konstante. Darüber hinaus seien Leute anzusprechen, „die sich in Partnerschaftsarbeit im christlichen Geist engagieren. Ich kann es nicht ertragen, dass Nationalismus und engstirnige Gruppenegoismen entstehen. Die Ackermann-Gemeinde sehe ich als einen wichtigen Player, der diesen Bestrebungen entgegenstehen kann. Ich habe große Lust, diese Aufgaben in der Ackermann-Gemeinde und für ein Europa in christlichem Geist und ohne Nationalismus mitzugestalten“, so der neue Bundesvorsitzende.
Markus Bauer
Vorstand des Sudetendeutschen Priesterwerks
Bei der Mitgliederversammlung im März diesen Jahres wurde der Vorstand neu gewählt. Die Gewählten stellen sich hier vor:
Holger Kruschina (Vorsitzender)
Bei unserer Versammlung im Frühjahr wurde ich in meinem Amt als Vorsitzender des SPW bestätigt. Gerne nutze ich die Gelegenheit, um mich bei Ihnen allen wieder einmal kurz vorzustellen. Mein Name ist Holger Kruschina. Ich bin Jahrgang 1971 und wuchs in Brand in der Oberpfalz auf. Mein Vater wurde mit seiner Familie nach der Vertreibung dort angesiedelt. Meine Wurzeln gehen hinüber nach Laubendorf im Schönhengstgau. Nach dem Abitur in Wunsiedel entschied ich mich zum Studium der Theologie für das Priesteramt in der Diözese Regensburg. 1996 wurde ich zum Priester geweiht und verbrachte meine komplette Kaplanszeit von sechs Jahren in der Stadt und Gemeinde, über die meine Familie 1946 ausgesiedelt worden war: Furth im Wald. Im Anschluss wurde ich neun Jahre lang in der Kategorialseelsorge eingesetzt, war Landvolk- und Landjugendpfarrer unserer Diözese und ab 2006 auch Landvolkpfarrer für Bayern. In diese Zeit fällt auch meine Begegnung mit dem SPW, in dem ich mich seitdem engagiere. 2011 berief mich die Diözese in die Pfarrseelsorge zurück und ich wurde Pfarrer von Roding im westlichen Landkreis Cham. 2013 übernahm ich zusätzlich die Verpflichtungen eines Dekans und 2018 ernannte mich Bischof Rudolf zu einem von acht Regionaldekanen in unserem Bistum. Amt, Nebenamt, Ehrenamt – dann bleibt noch das Hobby: ich leite ein Vokalensemble aus ehemaliger Regensburger Domspatzen.
Als Vorsitzender des SPW liegt mir die Begleitung in sich verändernden Zeiten besonders am Herzen: Die „Erlebnisgeneration“ übergibt endgültig, Erinnerung gilt es nun anders zu bewahren. Die Geschichte hat für uns vielleicht einen anderen oder zumindest erweiterten Auftrag, der sich schon in vielfältigen Begegnungen mit den Mitbrüdern hüben und drüben und der Unterstützung verschiedener Aktionen andeutet. Für mich bleibt es spannend, was die nächsten Jahre bringen – und ich hoffe weiter auf Ihrer aller Wohlwollen, Unterstützung und Interesse
Pfarrer Dr. Stanislav Drobny (stv. Vorsitzender)
Ich wurde 1968 in Brno/Brünn geboren. Nach dem Abitur studierte ich katholischen Theologie in Litomerice/Leitmeritz und nach der Wende schloss ich das Studium 1992 in Olomouc/Olmütz ab. 1993 war meine Priesterweihe in Brno/Brünn. Im Oktober 1992 begann ich ein Aufbaustudium an der Theologischen Hochschule der Jesuiten in Sankt Georgen in Frankfurt am Main im Fach Dogmatik, das ich 1998 mit der Promotion. zum Dr. theol. abschloss.
Nach der Rückkehr in die Heimat war ich von 1998-2005 Pfarrer in Brno-Komin, von 2005-2020 Pfarrer in Brno-Komarov und seit 2020 Pfarrer in Strelice u Brna.
Wahrend dieser Zeit war ich als Dozent für Dogmatik bzw. Fundamentaltheologie an der theologischen Fakultät in Prag tätig, sowie in Brno/Brünn bei der Ausbildung der pastoralen Assistenten und schließlich an der pädagogischen Fakultät in Brno/Brünn.
Da es wichtig ist, dass auch tschechische Priester vertreten sind, habe ich bei den letzten beiden Wahlen kandidiert und wurde vor vier Jahren zum Beisitzer gewählt und nun zum stellvertretenden Vorsitzenden
P. Miroslav Martiš (Beisitzer)
Ich wurde 1968 geboren und stamme aus einem Bergdorf Mojtín, wo ich mit meinen Eltern, meiner Schwester und meinem Bruder lebte und wo ich auch die Grundschule besuchte. In der Pfarrei St. Cyrill und Method in Mojtín war ich Ministrant und auch Messner, dort reifte auch mein Entschluss Priester zu werden. Ich machte eine Ausbildung als Kristallglasschleifer in Prievidza, danach verbrachte ich zwei Jahre in Armee als Soldat.
Im September 1989 trat ich Priesterseminar und die Theologische Fakultät in Bratislava als Priesterkandidat für die Diözese Nitra ein. Ich trat der Missionsgesellschaft des Hl. Vinzenz von Paul bei, wo ich am 1994 in Bratislava zum Priester geweiht wurde. Meine erste Kaplansstelle war ebenfalls in Bratislava, wo ich hauptsächlich für die Jugend zuständig war. Im Alter von 27 Jahren wurde ich Pfarrer in Košice-Šaca und auch Pastoralkoordinator für Gefängnisse. Dann gründete ich ein Zentrum für bedürftige Menschen und solche, die aus Gefängnissen und Waisenhäusern entlassen wurden. Danach wurde ich Superior der Provinz und zum Direktor der Volksmission ernannt. Deswegen durfte ich auch Reisen außerhalb der Slowakei unternehmen. Im Dezember 2003 begann ich meinen Dienst in der Kathedrale in Pilsen und gründete ein Slowakisches katholisches Zentrum für die Seelsorge der Slowaken in der Diözese Pilsen. 2007 wurde ich der erste Priester für die Pfarrei Pilsen-Bory und andere Stadtteile und Umgebung. Dort entwickelte ich diverse pastoral Aktivitäten mit meinen Mitarbeitern aus der tschechischen und slowakischen Gemeinde. 2017 kam ich in die Pfarrei Bor u Tachova (Haid) und Kladruby u Stříbra (Kladrau). 2019 wurde ich Pfarrer in der Stadt Stříbro (Mies) und die weite Umgebung. Ich verwalte auch die Pfarrei Kladruby (Kladrau).
2009 wurde ich zum Treffen der Priester des Sudetendeutschen Priesterwerks von Mons. Karl Wuchterl eingeladen und seitdem nehme ich regelmäßig an deren Veranstaltungen teil.
Ich freue mich sehr, dass grenzüberschreitende Beziehungen unter den Priestern gepflegt werden, dass für die Heilung der historischen Wunden gebetet wird und dass die Treffen mit wertvollen Themen bereichert werden. Obwohl ich aus der Slowakei stamme, bin ich froh, dass ich in dieser Gemeinschaft von Priester Mitbrüdern bin. Das bereichert mich und es freut mich, vor allem im Umfeld des ehemaligen Sudetenlandes den Geist der Versöhnung in der Liebe Christi einzubringen. Ich danke Ihnen für das Vertrauen, dass ich an der Leitung dieser Gemeinschaft mitwirken kann. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie sich weiter zu dem entwickeln wird, wozu sie berufen ist.
Diethard Nemmert (Beisitzer)
Ich bin Jahrgang 1954, verheiratet und habe eine erwachsene Tochter. Meine Wurzeln mütterlicherseits liegen im Erzgebirge, in Abertham/Kreis Karlsbad am Plessberg. Mein Wohnort ist Mitwitz (Erzdiözese Bamberg), an der Landesgrenze zu Thüringen.
Von Haus aus bin ich Gymnasiallehrer in den Fächern Katholische Religionslehre und Deutsch und seit 2019 im pensioniert.
Zum Ständigen Diakon wurde ich von Erzbischof Schick 2007 geweiht. Mit großer Freude widme ich mich meinem Dienst, der vor allem Taufen, Trauen, Beerdigen, sowie das Leiten von Wort-Gottes-Feiern beinhaltet. Außerdem bin ich Geistlicher Beirat des Kreuzbundes auf diözesaner Ebene.
Nach meiner Pensionierung hat mich der Weg auch zum SPW geführt: Es war und ist mein Interesse an Kirche in unseren Nachbarländern und die Neugier auf Mitbrüder, die in der Zeit der Verfolgung Priester wurden. Der Versöhnungsgedanke lässt mich auch nicht los, weil meine Familie mütterlicherseits bis weit in die 70er Jahre in der damaligen CSSR lebte und ich durch regelmäßige Besuche und Gegenbesuche die Auswirkungen der damaligen Politik hautnah erfuhr.
Als ich gefragt wurde, ob ich mir eine Mitwirkung im Vorstand vorstellen könnte, war ich zunächst überrascht, dann aber einverstanden, weil ich nicht nur konsumieren wollte. Deshalb möchte ich auch künftig vor allem bei der Planung der Urlaubswoche für tschechische Mitbrüder mithelfen.
Dazu habe ich noch einige Hobbies: Lesen, Reisen, Skifahren, Radfahren, Feuerwehr. Meine große Leidenschaft ist Kirche und Ökumene.
Mathias Kotonski (Beisitzer)
Ich wurde 1964 in Mindelheim/Kreis Unterallgäu geboren und 1989 in Augsburg zum Priester geweiht. Zur Zeit bin ich Priester zur Mitarbeit in der Pfarreienegemeinschaft Buttenwiesen im Dekanat Dillingen a. d. Donau.
Meine Eltern stammen aus Freudenthal/Bruntál im Altvatergebirge. Da mein Vater viele Jahre Orts- und Kreisobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Ortsbetreuer von Freudenthal war, waren die Themen der Sudetendeutschen in unserer Familie stets präsent. Ich habe mich auch immer schon für Geschichte und Politik interessiert und so ist es naheliegend, dass ich offen war, die ein oder andere Aufgabe zu übernehmen. So bin ich seit 2010 Geistlicher Beirat der Ackermann-Gemeinde in der Diözese Augsburg, bald darauf berief mich der damalige Visitator Karl Wuchterl in sein Kosultorengremium und bat mich auch, mich beim SPW zu engagieren. Vor vier Jahren wurde ich erstmals als Beisitzer in den Vorstand gewählt und bei der letzten Wahl bestätigt. Meine hauptsächliche Tätigkeit ist die Redaktion der „Mitteilungen“, die mir sehr viel Freude macht. Dazu gehört die Augen und Ohren offenhalten für Aktuelles, die Entgegenahme und Zusammenstellung der Artikel. Zugute kommt mir dabei auch, dass ich gerne fotografiere.
Erinnerungen an Anton Otte
Am 29. Dezember 2022 jährt sich zum ersten Mal der Todestag von Monsignore Anton Otte. Monsignore Dieter Olbrich erinnert an ihn:
Mein Vorgänger als Geistlicher Beirat der Ackermann-Gemeinde (1992-2010) begegnete mir:
1. Als ein Priester des Gebetes
Wie oft forderte er uns auf mehr auf das Gebet zu vertrauen! Bei meiner unerwarteten Bestellung zum Geistlichen Beirat saß er neben mir und flüsterte mir zu: „Dieter ich bete fest für Dich – es wird alles gut!“ Bei unserer großen Wallfahrt in die Ewige Stadt war er mir Vorbild – mit unserer Gruppe betete er immer wieder – bei der Pieta von Michelangelo im Petersdom, in den Katakomben und in der Lateranbasilika! Bei der Feier der Eucharistie bewunderte ich Anton für seine starke Gebetshaltung – ein Vorbild im Glauben.
2. Als einen treuen Freund und Wegbegleiter
Von Toni habe ich nie ein böses Wort über jemanden gehört. Er versuchte, seine Mitmenschen zu verstehen und fand stets ein gutes Wort. Anton Otte führte als Priester Menschen verschiedener Weltanschauungen und Temperamente zusammen und wurde so – gerade im Aufbau tschechisch-deutscher Nachbarschaft zum Pionier der Versöhnung!
Mir selbst war er ein einfühlsamer Wegbegleiter, von Begegnungen mit Anton kam ich stets gestärkt! Mit seinem umwerfenden Optimismus hat er in mich (obwohl von Temperament und persönlicher Biographie ganz anders geprägt) sein Vertrauen gesetzt!
3. Als überzeugter Christ
Anton Otte hat christliches Handeln nicht nur gelehrt – er hat es erfahrbar gemacht! Bescheiden im Auftreten, ehrlich in seinen Reden und sein freundliches Wesen hat uns allen gezeigt – dieser Mann lebt von Christus her und einer Hoffnung gegen alle Hoffnung!
Ich bin glücklich, Anton Otte begegnen zu sein, dafür empfinde ich große Dankbarkeit!
Er ist für mich ein Vorbild im Glauben!
Erinnerungen an Sr. Dietlinda Meißner SCSC
14.11.1921 geboren in Türmitz bei Aussig, 28.08.1936 Eintritt ins Kloster der Kreuzschwestern in Eger, 01.09.1986 Oberin im Haus St. Johann Brannenburg, Verstorben am 05.08.2022 in Gemünden.
Ich bin gebeten worden, für Sr. Dietlinda Meißner einen Nachruf zu verfassen. Seit 1990 durfte ich ihr regelmäßig begegnen, da ich nun die Einladung in das Haus St. Johann annehmen konnte. Bislang war mir Schwester Dietlinda nur durch die „Mitteilungen des Sudetendeutschen Priesterwerkes“ bekannt (Besonders möchten wir Ihnen unser Exerzitien- und Erholungsheim St. Johann am Wendelstein empfehlen: Weidacher Straße 9, D8204 Brannenburg, Tel. (0 80 34) 697.)
Diese Mitteilung stand in allen „Mitteilungen des SPW“ bis 1998-1, 3. Umschlagseite.
Die Mitbrüder aus dem Osten Deutschlands kannten dies Einrichtung nur über diese Information. Schwester Dietlinda Meißner war uns unbekannt.
Mit dem Ersten Kontakt änderte sich dieser Zustand. Sehr bald fühlten wir uns in Brannenburg –„zuhause“. Das hat auch mit der Persönlichkeit Von Sr. Dietlinda zu tun. Beim Wechsel des Amtes der Oberin an Dietlinda Meißner, im Jahre 1986 kam dann auch Ihre Biografie in unseren Horizont.
Wer war diese Frau?Die dritte Oberin der Egerer Kreuzschwestern Schwester Dietlinda Meißner ist am 01. September 1986 im Priesterheim St. Johann in Brannenburg in einem feierlichen Gottesdienst als Oberin des Konvents der Kreuzschwestern eingesetzt worden. Weihbischof Gerhard Pieschl hat mit Gästen, Priestern und Kreuzschwestern den feierlichen Gottesdienst gefeiert. Es folgte eine Festfeier für die scheidende Oberin und deren Nachfolgerin.
Schwester Dietlinda Meißner stellt sich in einem kurzen Lebenslauf selbst vor:
Ich stamme gebürtig aus Türmitz bei Aussig. Nach der Übersiedlung nach Mariaschein wurde ich in der Klosterschule aufgenommen. Nach der 4. Klasse Bürgerschule trat ich 1936 bei den Kreuzschwestern in Eger ein. Im Mai 1942 legte ich meine erste Profess ab. Kurz darauf besuchte ich die Krankenpflegeschule in Komotau und war dann in den Krankenhäusern in Aussig und Brüx bis zur Aussiedlung im Mai 1954 tätig. Wir »böhmischen« Kreuzschwestern deutscher Nationalität wurden damals liebevoll in unserem Mutterhaus in Ingenbohl in der Schweiz aufgenommen. Unsere Frau Mutter bat um zwei Schwestern für unsere Provinz in den USA. Ich fühlte mich angesprochen, und nach kurzer, gebetsvoller Überlegung erklärte ich mich bereit. Zur Erlernung der englischen Sprache durfte ich ein halbes Jahr in London verbringen. Im Juni 1954 erhielt ich das Einreisevisum für die USA und konnte somit die Reise über den großen Ozean antreten. Ich wurde von meinen amerikanischen Mitschwestern freudig aufgenommen. Ich wurde zur Lehrerin ausgebildet und war dann in der Schule tätig bis zu meiner Rückkehr in meine Heimatprovinz Gemünden/Main im Jahre 1978. Ich war da in Schule und Internat eingesetzt. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam die Frage unserer Frau Oberin, Sr. Hildburg, ob ich gewillt wäre, die Verantwortung im Priesterheim St. Johann in Brannenburg als Nachfolgerin von Sr. Hedwigis zu übernehmen. Ich habe bereits erfahren, dass es eine schöne Aufgabe ist. Die Versammlung zur Übergabe des Amtes der Oberin spürte, dass die Provinzleitung eine gute Wahl getroffen hatte.
Weihbischof Pieschl fasst die Eindrücke dieser Feier die Eindrücke der Übergabe des Amtes der Oberin mit Worten aus dem Buch der Sprüche: „Eine tüchtige Frau, wer findet sie? Sie übertrifft alle Perlen an Wert, sie tut Gutes alle Tage ihres Lebens. Nur eine gottesfürchtige Frau verdient Lob“ und beglückwünschte das Sudetendeutsche Priesterwerk in Schwester Dietlinda wieder eine „tüchtige Frau“ gefunden zu haben.
Zwölf Jahre hat sie mit großer Verantwortung das Haus St. Johann geleitet. Ihr Umgang mit den Gästen des Hauses war für Schwester Dietlinda ein zentraler Punkt ihrer Arbeit, neben den praktische Aufgabe einer Heimleiterin. Es kamen Priester, die sich hier begegneten sind zur Erholung und zu Tagungen. Ihre Sorge und ihr hat uns gut getan. Es war eine Atmosphäre, in der man sich wohlfühlen konnte, die wohl allen gut getan hat.
Schwester Dietlinda hat aus eigener Erfahrung ein Gespür entwickelt, was es heißt, einen Ort zu haben wo ich zu mir selber wieder finden kann. Heimat ist ein Ort und eine Lebensform.
Wir danken Sr. Dietlinda für Ihre Sorge um alle Gäste des Hauses.
Für mich ist der Kontakt zu Ihr nicht abgerissen, nachdem sie Brannenburg verlassen hatte.
Josef Scheitler, Pfarrer i.R.