
P. Hadrian (Gerhard) Lucke OFMCap
Am 27. Juni 2025 verstarb P. Hadrian (Gerhard) Lucke OFMCap im 95. Lebensjahr
Geboren wurde Gerhard Lucke am 7. August 1930 in Gablonz an der Neiße und wuchs mit seinem jüngeren Bruder Fritz in behüteter Umgebung auf - bis die Tuberkulose das Familienglück zerstörte: Der Bruder starb 1940, ein Jahr später auch die Mutter. Der Vater war als Soldat eingezogen worden und heiratete 1943 erneut. Gerhard selbst überlebte die Krankheit, doch der Krieg zerriss früh die familiäre Geborgenheit. 1945 entkam er im letzten Moment dem Fronteinsatz als Kindersoldat, wurde aber bald darauf zur Zwangsarbeit auf einem böhmischen Bauernhof verpflichtet. Dort begegneten ihm – wie er später dankbar bekannte – Respekt und Nähe. Die Bauersleute wollten ihm sogar den Hof vermachen. Doch Gerhard hatte einen anderen Lebensweg vor Augen. Die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung 1946 führte ihn in die sowjetische Besatzungszone. 1947 wagte er die Flucht in den Westen – eine riskante Unternehmung, die ihm mit Hilfe mutiger Menschen gelang. Sein Ziel: Das Spätberufenenseminar der Kapuziner in Dillingen an der Donau. Dort machte er 1950 das Abitur und trat anschließend in das Noviziat in Laufen als Frater Hadrian ein.
Es folgten das Studium in Eichstätt und die Priesterweihe am 29. Juni 1956. Als junger Seelsorger war er zunächst in Altötting tätig. Bald erkannte man seine besondere Gabe im Umgang mit Jugendlichen: 1959 wurde er Präfekt im Seraphischen Liebeswerk in St. Ingbert, ab 1964 leitete er das Haus bis zu dessen Auflösung 1978. Danach war er Klerikermagister in Eichstätt, auch deshalb, weil dort seine betagten Eltern wohnten, denen er gern beistand.
Es folgten weitere Aufgaben: Hausoberer in Dillingen, Krankenhausseelsorger in München-Nymphenburg, Gefängnisseelsorger und Guardian in Aschaffenburg. 2001 kehrte er nach Eichstätt zurück, später ging er mit in den neu gegründeten Konvent nach Ingolstadt. Er war dort gern mit dem Fahrrad, dann mit seinem geliebten Dreirad unterwegs, schrieb Briefe, war in Kontakt mit Jung und Alt und brachte seine Erfahrungen ein.
Nach der Aufgabe des Klosters in Ingolstadt übersiedelte er 2023 nach München in den Konvent „St. Anton“. Dort lebte er gern im Kreis seiner Mitbrüder, mit denen er betete, aß, scherzte und Erinnerungen teilte. Im Februar 2025 musste er ins Kreszentia-Stift neben dem Kloster umziehen. Dort freute er sich bis zuletzt an Kontakten zu Mitbrüdern, Verwandten und Freunden.
Pater Hadrian war stets wach und zugewandt. Die sudetendeutsche Herkunft verband sich in ihm mit einem weiten Blick, der aus Leiderfahrung Mitgefühl werden ließ. Er genoss den Kontakt zu seiner Verwandtschaft, deren Kinder und Kindeskinder er aufmerksam mit Rat und Gebet begleitete. Er war ein Zeuge des Jahrhunderts – nicht laut, aber entschieden. Ein Mann, der durch viele Krisen hindurch zu einem Diener der Versöhnung wurde und sich einen feinen Humor behalten hatte.
Am Herz-Jesu-Fest 2025, am 27. Juni, konnte er durch die offene Tür des himmlischen Vaterhauses schreiten.