Pater Johann Müller SAC

Am 25. März 2022 verstarb im 83. Lebensjahr Pater Johann Müller SAC

Am 30. Juni 1939 wurde Johann als Sohn des Zimmermanns Johann Müller und dessen Ehefrau Anna, geb. Hohenschläger, in Pramles, Bezirk Kaplitz (Böhmerwald), geboren und am nächsten Tag getauft. Bewegend sind die ersten Zeilen, mit denen er als Zwölfjähriger seinen Lebenslauf einleitete: „Mein Elternhaus war ein nettes, schönes Anwesen. Dort verbrachte ich die schönsten Jahre meiner Kindheit. Seit Beginn meines Bewusstseins war mein Vater im Krieg. Im Dezember 1941 kam er nochmal auf Urlaub; er sah zum ersten Mal meinen einzigen Bruder und zum letzten Mal uns alle. Daran kann ich mich noch gut erinnern. Im Januar 1943 kam aus Stalingrad die Vermisstenmeldung. Meine Mutter wurde krank und wird bis jetzt ständig schwächer. Im Mai 1946 mussten wir unser liebes Heim verlassen. Ich werde die traurigen Tage nie vergessen.“ In der Heimat wurde ihm von den tschechischen Behörden die Einschulung verwehrt. Nachdem die Mutter mit den beiden Buben in Jägersdorf bei Freising eine Unterkunft erhalten hatte, konnte er im nahen Wolfersdorf ab September 1946 die Volksschule besuchen. Schließlich bewarb er sich um Aufnahme in das Schülerheim der Pallottiner in Freising. Von dort aus besuchte er von 1951-1956 das Domgymnasium in Freising. Anschließend wechselte er in das Missionsseminar St. Josef Hersberg der Pallottiner in Immenstaad am Bodensee. Zur gleichen Zeit sind die Mutter und der Bruder nach Pötzmes bei Mainburg in ein kleines Eigenheim umgezogen. Das letzte Jahr seiner Gymnasialzeit verbrachte er im St. Paulusheim Bruchsal, wo er 1961 die Reifeprüfung ablegte. Anschließend trat er ins Noviziat der Pallottiner in Untermerzbach bei Bamberg ein, wo er am 1. Mai 1963 die erste Profess ablegte und auch Philosophie studierte. Von 1964 bis 1967 widmete er sich dem Theologiestudium an der Theologischen Hochschule der Pallottiner in Vallendar. Während dieser Zeit empfing er am 17. März 1967 durch den Trierer Weihbischof Carl Schmitt die Diakonatsweihe und am 16. Juli 1967 in der kurz zuvor konsekrierten neuen Pfarrkirche „Zwölf Apostel“ in Augsburg-Hochzoll die Priesterweihe durch den Augsburger Diözesanbischof Dr. Josef Stimpfle. Im November des gleichen Jahres erklärte Johann Müller in einem Brief an den Provinzial seine Bereitschaft für einen Missionseinsatz in Indien oder Südamerika. Nach dem Pastoraljahr in einer Augsburger Pfarrei und verschiedenen pastoralen Praktika wurde er von 1968 bis 1980 zum Heimerzieher an der Internatsschule St. Josef Hersberg bestellt. Anschließend wechselte er als Exerzitien- und Meditationsleiter nach St. Burkard in Kleinheubach am Main über. Doch bereits 1983 bekundete er sein Interesse an der Militärseelsorge. Angeregt wurde er dazu durch seine Erfahrungen als Begleiter bei Soldatenexerzitien und durch Gespräche mit dem damaligen Militärdekan P. Fridolin Lechner SAC. Er schrieb dem Provinzial: „Ich hoffe, dass ich durch die Erfahrungen in der Soldatenseelsorge später nach Erfüllung dieser Aufgabe in anderen Aufgabenbereichen unserer Gemeinschaft fruchtbarer und reifer wirken kann.“ Als er am 1. April 1984 seinen Dienst als Militärseelsorger an der Graf-Zeppelin-Kaserne in Calw begann, ahnten nur wenige, dass das der Einstieg in einen längeren Dienst bedeutete. Die pallottinischen Oberen versuchten angesichts der vielfältigen eigenen Aufgaben der Gemeinschaft, diesen Einsatz immer wieder zeitlich zu begrenzen, doch das Militärbischofsamt drängte stets auf eine Verlängerung, nicht zuletzt durch die Berufung in das Beamtenverhältnis. So folgte auf den Standort in Calw jener in Ulm bzw. Sigmaringen (1990 – 1992). In diese Zeit fielen seine Ernennung zum Militärdekan und die Verbeamtung auf Lebenszeit. Zum 1. Mai 1993 wurde P. Müller als Nachfolger von P. Lechner zum Wehrbereichsdekan V mit Sitz in Stuttgart ernannt. 1995 bekam er den Ehrentitel eines „Päpstlichen Ehrenkaplans“ (Monsignore) angetragen. Bei seiner Verabschiedung 2003 konnte P. Müller auf ein umfangreiches seelsorgliches Wirken zurückblicken, das nicht zuletzt durch die veränderten Aufgabenstellungen der Bundeswehr einen neuen Stellenwert bekommen hat. So waren nicht nur der lebenskundliche Unterricht, religiöse Freizeiten und die Begleitung bei Manövern erforderlich, sondern auch der Beistand bei Auslandseinsätzen und die Unterstützung von jungen Soldatenfamilien in mancherlei Nöten. Der damalige Provinzial P. Fritz Kretz brachte es auf den Punkt: „Du warst ein Militärseelsorger mit Haut und Haaren.“ Nach seiner Pensionierung lebte er zusammen mit seiner langjährigen Hausfrau in Friedrichshafen/Fischbach, unterstützte er seine Mitbrüder auf dem nahen Hersberg durch regelmäßige Dienste und war er nicht zuletzt ein geschätzter Seelsorger in der dortigen Umgebung am Bodensee. Nicht nur seine nachlassenden Kräfte, sondern auch die politischen Ereignisse der letzten Wochen, lassen seine Worte aus früheren Jahren nachdenklich stimmen: „Solange ich mich in meinem Leben zurückerinnern kann, rühren mich die Darstellungen gehetzter und gequälter Menschen. Vielleicht, ja sogar ganz sicher hat das mit meinem eigenen Schicksal während meiner Kindheit und Jugend zu tun.“ Die Zusage Christi, die Hans immer verkündet hat, möge er jetzt als Wirklichkeit erfahren: „Ich bin bei dir".