Schwester Maria-Linus Rudolf OP

Am 4. April 2023 verstarb Schwester Maria-Linus Rudolf OP im Alter von 91 Jahren

Sr. Maria-Linus Rudolf wurde am 2. Oktober 1931 in Weseritz geboren. Ihre Eltern ließen sie auf den Namen Anna taufen. Sie wuchs mit zwei Geschwistern auf und besuchte von 1937 bis 1945 die Volksschule und Bürgerschule in Weseritz. Nach dem Zweiten Weltkrieg teilte Familie Rudolf das Schicksal vieler Egerländer, sie wurden 1945 vertrieben und fanden Zuflucht und Aufnahme in Bayern.
1946 begann Anna eine Kaufmännische Lehre in Altötting, wo sie nach ihrem Abschluss für weitere vier Jahre Berufserfahrung sammelte, bevor sie für ein weiteres Jahr in Mühlbach am Inn arbeitete.
Von hier aus trat sie am 15. Juli 1954 in die Kongregation der Dominikanerinnen der HI. Katharina von Siena von Oakford/Natal in Neustadt ein. Bei ihrer Einkleidung am 29. April 1955 erhielt Anna den Namen Sr. Maria-Linus. Am 3. Mai 1956 legte sie ihre Erste Profess in Neustadt ab, bevor sie schon bald nach Südafrika ausgesandt wurde und in das Mutterhaus nach Oakford/Natal kam, wo sie am 2. Februar 1962 ihre Ewige Profess ablegte.
Hier war sie zunächst vier Jahre lang „Mother in Charge" im Internat von St. Aloysius. Sr. Maria-Linus nutzte neben dieser Aufgabe die Zeit zum privaten Studium und schloss dies mit dem National Senior Certificate (etwa Abitur) ab. 1960 wurde sie dann nach Manzini in Swaziland (Eswatini) gesandt, wo sie bis 1965 an der St. Theresa's High School unterrichtete, danach unterrichtete sie ein Jahr an die Schule St. Aloysius in Oakford. Von 1966 bis 1969 lebte Sr. Maria-Linus in unserer Kommunität „Villa Assumpta" in Pietermaritzburg, um ihr Studium für Geografie und Afrikaans an der Staatlichen Universität Natal mit dem Bachelor abzuschließen. Bis 1980 unterrichtete sie an unserer ordenseigenen höheren Mädchenschule St. Marys in Oakford, bevor ein neuer Lebensabschnitt für Sr. Maria-Linus begann.
Von 1980 bis 1981 nahm sie in Denver/Colorado an einem Studien-Programm für Leitungsaufgaben in Ordensgemeinschaften teil. Sr. Maria-Linus wurde im Anschluss daran nach Deutschland versetzt, in das Kloster St. Josef in Dießen. Die Kommunität wählte sie zunächst zur Subpriorin, anschließend zur Priorin. Zusätzlich zu dieser Aufgabe unterstützte sie das Formationsteam in der Ausbildung junger Schwestern mit ihren Erfahrungen.
Nach ihrer Amtszeit wechselte Sr. Maria-Linus 1987 nach Flörsheim, wo sie in der Verwaltung unseres Marienkrankenhauses mitarbeitete. Außerdem engagierte sie sich in der Gefängnisseelsorge in Frankfurt-Breunigheim.
1992 arbeitete Sr. Maria-Linus für ein Jahr im Studienhaus der Kongregation in Rom mit, bevor sie 1993 in die Kommunität in Dießen zurückkehrte und das Team des Pfortendienstes ergänzte.
Im Dezember 2018 kam Sr. Maria-Linus mit ihrer engen Weggefährtin Sr. Reinhilde Glöckner ins Caritas Seniorenzentrum St. Martin in Lohr. Zu diesem Zeitpunkt waren  beide noch rüstig genug, sich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen und kleinere Ausflüge in die Stadt zu unternehmen. Sr. Reinhilde verstarb im Frühjahr 2020. Ihr Tod traf Sr. Maria-Linus tief, war sie doch Sr. Reinhilde viele Jahrzehnte durch ihr gemeinsames Studium und ihre schulischen Aufgaben sehr verbunden. Dies war eine Zäsur in ihrem Leben. Ihre körperlichen und psychischen Kräfte nahmen schnell ab. In der Folgezeit erkrankte sie schwer an Corona. Es war ihr jedoch anzumerken, dass sie sich auf ihren 90. Geburtstag, zusammen mit ihrer Familie und der Schwesterngemeinschaft sehr freute und den Festtag genoss. Bald schon nahmen ihre Kräfte merklich ab, ihr Bewegungsradius wurde immer kleiner und es wurde zunehmend schwieriger, mit ihr ins Gespräch und zum Austausch zu kommen. Sie wirkte trotzdem zufrieden.
Vor wenigen Wochen stürzte sie in ihrem Zimmer, musste operiert werden und - obwohl sie die OP gut überstanden hatte — war das der Beginn ihres Sterbeprozesses. Am frühen Morgen  des 4. April 2023 brach Sr. Maria-Linus in die Ewigkeit auf.