Schwester Michaelis Anna Wittner
Am 18. Oktober 2024 verstarb Schwester Michaelis Anna Wittner im Alter von 97 Jahren
Sr. Michaelis, mit dem Taufnamen Anna, wurde am 11. August 1927 als sechstes Kind der Eltern Rosa und Martin Wittner in Budweis geboren. Zusammen mit ihren älteren Geschwistern durchlebte sie eine glückliche Kindheit. Nach der Volksschule besuchte sie das staatliche Realgymnasium in Budweis. Mit Kriegsende im Mai 1945 wurden in Böhmen alle deutschen Schulen geschlossen. Annas Bitte um die Aufnahme in das tschechische Gymnasium wurde verwehrt. 1946 traf die Familie das Los der Vertreibung mit Lageraufenthalten, Transport im Viehwaggon und wochenlange Unsicherheiten. Schließlich fand die Familie in Berg (Oberpfalz) eine neue Bleibe. Im nahegelegenen Neumarkt konnte Anna 1947 das Abitur ablegen.
Am 1. August 1947 trat sie bei den Kreuzschwestern in Regensburg ein, die damals im Kloster St. Klara untergebracht waren. Zwei ihrer Schwestern waren dort bereits Kandidatinnen. Anna besuchte zunächst die Lehrerinnenbildungsanstalt der Englischen Fräulein in Regensburg und legte die erste Prüfung für das Lehramt an Volksschulen ab. Darauf folgte die Ordensausbildung. Nach der Profess 1952 unterrichtete sie als Lehramtsanwärterin in Wiesau und in Altenstadt a. d. Waldnaab. 1955 legte sie Zweite Lehramtsprüfung ab. Um das Studium in Deutsch und Englisch an der Universität Würzburg beginnen zu können, vertiefte sie bei einem Studienaufenthalt in London ihre Englischkenntnisse, 1960/61 erfolgte ein weiterer einjähriger Studienaufenthalt in Fribourg/Westschweiz, um sich grundlegende Französischkenntnisse anzueignen. 1961 legte Sr. Michaelis die Prüfung für das Lehramt an Höheren Schulen ab, 1963 die Pädagogische Prüfung.
Am Mädchenbildungswerk war Sr. Michaelis in allen drei Schulgattungen eingesetzt. 1977 wurde ihr zusätzlich der Aufbau einer zentralen Schulbibliothek aufgetragen. Ab 2002 war sie auch verantwortlich für die Klosterchronik und für die Arbeit im Klosterarchiv.
Sr. Michaelis hat 1983/84 bei der Ackermann-Gemeinde in Würzburg Deutschunterricht gehalten und war uns bis zuletzt eine gute Übersetzerin und Dolmetscherin mit unseren tschechischen Schwestern und Bekannten.
Das Leben als Kreuzschwester und die innere Verbindung mit Gott im Alltag hatte für sie Vorrang – trotz aller Arbeitsbelastung. Nie fehlte sie ohne wichtigen Grund beim allgemeinen Gebet.
Als sie in den „Ruhestand“ trat, übernahm sie in der Gemeinschaft viele kleine Dienste, die sie mit absoluter Zuverlässigkeit verrichtete, bis es ihre schwindenden Kräfte nicht mehr zuließen. In den letzten Wochen wurde sie auf der Pflegestation in Gemünden liebevoll betreut, wo sie am Morgen des 18. Oktober verstarb.