Sr. M. Theresita Wanitschek OP
Am 4. März 2024 verstarb Sr. M. Theresita Wanitschek OP im 89. Lebensjahr
Sr. Theresita Wanitschek wurde am 03. April 1933 in Wichstadtl, Ostsudetenland als einziges Kind ihrer Eltern Anton und Anna geboren und auf den Namen Helga Emma Anna getauft.
Helga besuchte von September 1939 bis zum Kriegsende 1945 die Volksschule in ihrer Heimat. Nach dem Ende des Krieges war sie zusammen mit ihrer Mutter wochenlang in einem Treck von Flüchtlingen zu Fuß unterwegs, bis sie für kurze Zeit südlich von Berlin siedeln konnten, bevor sie sich wieder zu Fuß auf den Weg nach Dahlenberg in Sachsen machen mussten.
Nachdem Helga im Sommer 1947 die achtjährige Volksschulzeit in Dahlenberg abgeschlossen hatte, machte sie sich mit ihrer Mutter erneut bei Nacht und zu Fuß auf den Weg nach Brendlorenzen bei Bad Neustadt/Saale, wo kurz zuvor ihr Vater nach seiner Kriegsgefangenschaft ansässig geworden war.
Die Erfahrung des Schmerzes von Vertreibung und Flucht hat Sr. Theresita so tiefgreifend geprägt, dass sie, wann immer es ihr möglich war, an den Treffen der Heimatvertriebenen teilnahm und sich bis zuletzt in ihrer Heimatgemeinde für Versöhnung und eine friedvolle Zukunft einsetzte. Dafür wurde sie 2018 mit der Goldenen Ehrennadel des Vereins der Adlergebirgler ausgezeichnet.
Von 1947 bis 1950 absolvierte sie in Bad Neustadt die Berufsschule für Hauswirtschaft und ließ sich zur Damenschneiderin ausbilden. Anschließend arbeitete sie in einem Textilbetrieb, bis sie am 01. August 1952 in die Gemeinschaft der Oakford-Dominikanerinnen in Neustadt am Main eintrat. Bei ihrer Einkleidung am 21. Mai 1953 erhielt sie den Namen Sr. M. Theresita. Nach dem einjährigen Noviziat legte Sr. Theresita am 22. Mai 1954 ihre Erste Profess ab und wurde unmittelbar danach in den damals bestehenden Konvent nach Mersch/Westfalen gesandt, wo sie zunächst den Schulabschluss der Mittleren Reife erwarb und anschließend an der Frauenfachschule in Hamm zur Kindergärtnerin und Hortnerin ausgebildet wurde.
Im August 1957 wurde Sr. Theresita mit drei Mitschwestern nach Bremersdorp (heute: Manzini), Swaziland (heute: Eswatini) gesandt. Während sie bis 1964 in einer Schule für europäische Schüler unterrichtete, erwarb sie über Fernstudiengänge Qualifikationen in Englisch und Theologie. Für den Studienabschluss als Lehrerin war Sr. Theresita von 1965 – 1966 am Lehrer-College in Durban/Natal.
Zurück in Manzini wurde sie als Schulrektorin eingesetzt und unterrichtete zunächst bis 1970 an der „St. Theresa’s High School“, danach bis 1973 in „St. Theresa’s Primary School“. Als 1973 der Vater von Sr. Theresita verstarb, kehrte sie für ein Jahr nach Deutschland zurück, bevor sie dann erneut bis 1981 als Schulrektorin in Manzini unterrichtete. In dieser Zeit war sie auch Subpriorin des Konventes.
Als Sr. Theresita chronisches Asthma entwickelte, kam sie 1981 zur Behandlung nach Deutschland. In dieser Zeit verschlechterte sich der Allgemeinzustand ihrer Mutter, so dass sie sich um sie kümmerte und ihre Pflege organisierte.
Seit 1984 gehörte Sr. Theresita dem Konvent in Neustadt an, wo sie im Rehazentrum Haus St. Michael mitarbeitete.
1989 übernahm Sr. Theresita Verwaltungsaufgaben im Provinzbüro und begann, das Provinzarchiv einzurichten und bis zum Umzug nach Kist zu verwalten.
1999 wurde Sr. Theresita zur Priorin in Neustadt gewählt, gefolgt von einer zweiten Amtsperiode bis 2005, dann noch einmal 2008 für drei Jahre, gefolgt von drei weiteren Jahren als Subpriorin.
Sr. Theresita engagierte sich auch in der Pfarrgemeinde von Neustadt, wo sie lange Zeit Mitglied des Pfarrgemeinderates war. Sie war Lektorin, Kommunionhelferin, sang im Kirchenchor mit und brachte Krankenkommunion zu den Menschen.
Mit profundem Wissen und mitreißender Begeisterung ließ sie bei Führungen in Kirche und Lapidarium die 1250-jährige Geschichte von Neustadt lebendig werden.
Für Sr. Theresita bedeutete der Umzug in die Seniorenresidenz nach Kist noch einmal ein schmerzlicher Einschnitt, war sie doch mit der Geschichte Neustadts und den Menschen sehr verbunden. Dennoch war sie dankbar und konnte den Geschehnissen - dem, was ist - immer wieder Positives abgewinnen, denn – so sagte sie – es war das Beste, was den Schwestern passieren konnte.
Trotz fast lebenslanger labiler Gesundheit war Sr. Theresitas Leben sehr bewegt, reich und bunt. Bis ins hohe Alter war sie offen und wissbegierig.
Sr. Theresita lebte und feierte gern und glaubte an das Leben, sie glaubte an den Gott, der in Jesus Christus den Tod überwunden hat und zum Leben für uns geworden ist, damit auch wir Leben in Fülle haben.
In dieser Gewissheit bereitete sich Sr. Theresita auf ihren Tod vor. Nachdem in den vergangenen Monaten gesundheitliche Beschwerden und Einschränkungen zunahmen, wurde sie am 04. März 2024 in Bad Neustadt/Saale am Herzen operiert, wo sie am gleichen Abend verstarb.